Test: „Gladiator“ 4K Blu-ray im limitierten Steelbook

Der Erfolg der limitierten 4K Blu-ray Steelbook-Version von „Gladiator“ hat nicht nur Universal, sondern auch die 4K-Community überrascht. In unserem Test verraten wir euch ob die Bild- & Tonqualität von „Gladiator“ auch zur großartigen Aufmachung des 4K Steelbooks passt. 

Inhalt (90%)

Wer hätte geahnt, dass Ridley Scott, der zuvor mit Die Akte Jane und White Squall ziemlich an Reputation zu verlieren, ausgerechnet mit einem der ältesten Kinofilm-Genres überhaupt, dem Sandalenfilm ein Comeback feiern würde? Ein (nicht ganz zu Unrecht) totgeglaubtes Genre, das so klassisch seit den 1960ern nicht mehr angefasst wurde. Dann aber kam Scotts Gladiator und der strafte alle Skeptiker Lügen. Denn auch 2018 – mithin fast 20 Jahre nach Kinostart – ist sein Epos nicht weniger spannend. Mit für die damalige Zeit tollen Spezialeffekten ließ Scott das antike Rom auferstehen, beging aber gleichzeitig nicht den Fehler, seine 155 Minuten in Action und VFX zu ersticken. Ihm ging es vielmehr um eine emotionale Geschichte, die von herausragenden Darstellern getragen werden sollte.

Maximus Decimus Meridius gespielt von Russell Crowe. Für diese Rolle erhielt Crowe einen Oskar als bester Hauptdarsteller
Maximus Decimus Meridius gespielt von Russell Crowe. Für diese Rolle erhielt Crowe einen Oskar als bester Hauptdarsteller

Letztere fand er in Russell Crowe und Joaquin Phoenix sowie in zahlreichen glänzend besetzten Nebenrollen. Crowe, der zuvor eher durch wichtige Nebenrollen aufgefallen war, machte sich mit Gladiator zum Weltstar und sahnte vollkommen zurecht den Oscar für die beste männliche Hauptrolle ab. Joaquin Phoenix, der zuvor schon auf böse Charaktere abonniert war, setzte Maximus mit seiner Darstellung des Commodus einen der fiesesten Antagonisten der Filmgeschichte überhaupt gegenüber. Intrigant bis in die Haarspitzen und mit einer teils gruselig-widerwärtigen Mimik sieht man ihm an, wie sehr er in der Rolle des über Leichen gehenden unrechtmäßigen Throninhabers aufging.

Waren die Darsteller schon vorzüglich ausgewählt, hielt Scott mit seiner Inszenierung das hohe Niveau mühelos. Stets absolut sicher zwischen Action, Drama und Thriller wechselnd spielt Gladiator auch heute noch hervorragend auf der Gefühls-Klaviatur. Poetische Szenen wie jene, in der Crowe mit seinen Finger durch die Ären des Korns streicht oder bittere Momente, wenn er seine ermordete Familie entdeckt, binden Maximus emotional an den Zuschauer und die Filmmusik, die Hans Zimmer gemeinsam mit Lisa Gerrard beisteuerte, sorgt noch heute für einen hohen Wiedererkennungswert. Mit Recht darf Gladiator auch 18 Jahre nach seinem Erscheinen noch als absolutes Film-Highlight bezeichnet werden, das den heutigen Sehgewohnheiten problemlos standhält und immer noch fasziniert.

Bildqualität (85%)

Gladiator wurde seinerzeit auf 35mm Film aufgenommen, wofür diverse Kameras zum Einsatz kamen. Von diesem 35mm-Material fertigte man ein 4K-Master an und restaurierte das Bild (inklusive der von Scott wenig geliebten Extended Fassung, die hier ebenfalls enthalten ist).

Ausgehend von den Original Kamera-Negativen wurde sogar mit 6K gescannt, um so viel Information wie möglich festzuhalten und für das 4K-Image zur Verfügung zu haben.
Herausgekommen ist ein Bild, das vielleicht nicht das ganz hohe Niveau erreicht, aber vom erweiterten Kontrastumfang (hier HDR10 UND Dolby Vision) durchaus profitiert. Zunächst einmal sei aber gesagt, dass die BD nun endgültig erkennbar NICHT auf dem gleichen Master basiert, wie die 4K-Scheibe. Schon der Titel-Schriftzug zu Beginn ist anders und auch das Bildformat ist seitlich etwas verschoben und nach oben einen Tick höher. Erstaunlich ist vor allem das komplett andere Color-Grading der Ultra-HD. So werden die anfänglichen Szenen in Germanien, die über die BD noch leicht grünlich-blau erschienen per UHD etwas neutralisiert und wärmer wiedergegeben. Dies lässt zunächst darauf schließen, dass die späteren Sequenzen im erdigen Rom noch wärmer und rotbrauner daherkommen. Doch weit gefehlt. Hier ist es die Blu-ray, die wesentlich roter und wärmer bleibt, während die UHD mehr Grünanteile einbringt und dadurch natürlicher erscheint.

Der erweiterte BT.2020 Farbraum und Hochkontrastbilder mit HDR10 und Dolby Vision verleihen dem Bildmaterial mehr Dreidimensionalität
Der erweiterte BT.2020 Farbraum und Hochkontrastbilder mit HDR10 und Dolby Vision verleihen dem Bildmaterial mehr Dreidimensionalität

Per Dolby Vision ist das Geschehen interessanterweise in vielen Einstellungen etwas heller abgestimmt als in der HDR10-Wiedergabe. HDR10 wirkt etwas dunkler, was subjektiv einen Hauch mehr Kontrast erzeugt, bei den vielen schwierigen Szenen in Dunkelheit aber teils auch stärker versumpfen lässt.

In Sachen Auflösung punktet die 4K-Scheibe überall dort, wo Close-ups feine Einzelheiten in Gesichtern oder auf den samtenen Umhängen der Figuren erzeugen. Gerade das charakterstarke Antlitz von Richard Harris offenbart mehr Dreidimensionalität.
Alles in allem bietet die 4K-Disk das beste Bild, das Gladiator je geliefert hat – egal, ob per HDR10 oder Dolby Vision abgespielt.

Gladiator Limited Steelbook [Blu-ray]
  • Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen (Schauspieler)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (80%)

Die für Fans sicherlich größte Neuigkeit neben der 4K-Fassung ist die Tatsache, dass BEIDE Tonspuren in dts:X vorliegen. Sowohl die englische als auch die deutsche dts:X-Variante ist mit einem dts-HD-Master-Kern ausgestattet, der schon die reguläre Ebene etwas besser und weniger komprimiert erscheinen lässt als der Standard-dts-Sound der Blu-ray.
Zunächst einmal sind die 3D-Soundeffekte nicht immer und stets dem entsprechend, was man im Bild auch sieht. Oft werden die Heights tatsächlich mit Signalen gefüttert, die eher aus dem rückwärtigen Raum kommen, denn von oben. Das Pferde-Wiehern und Getrappel nach knapp drei Minuten hat „da oben“ eigentlich nichts verloren. Das passiert gleich des Öfteren, um ordentlich Eindruck zu schinden. Auch die Filmmusik liefert beständig (mal mehr mal weniger laute) Signale von oben. Das sorgt in der Tat für ein Mehr an Atmosphäre – und natürlich tun das auch die eigentlich deplatzierten Effekte. Räumlicher wird das Geschehen dadurch schon.

Immer etwas los in der Arena. Die Kämpfe dürften Besitzern einer Surround-Anlage den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen
Immer etwas los in der Arena. Die Kämpfe dürften Besitzern einer Surround-Anlage den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen

Natürlich gibt’s aber auch noch zahlreiche „korrekt“ platzierte Höheneffekte. Denn wenn nach acht Minuten die Pfeile und Katapultgeschosse durchs Heimkino fliegen, knirschen zunächst die Sehnen der Bögen und dann zischen die Brandgeschosse über die Köpfe des Zuschauers hinweg – das passt und macht richtig Spaß. Allerdings bleibt es nach dem Kampfgeschehen im Norden erst einmal eine Weile ruhig, was letztlich filmisch bedingt ist.
Aufgeweckt wird man dann zu Beginn von Kapitel acht, wenn der Zuschauer einen kurzen Ausflug zu Maximus‘ Familie auf dem Feld macht. Richtig klasse und absolut korrekt verortet sind die Stimmen derer, die Maximus auf seinem Anwesen auflesen. Während die Kamera auf der Ebene von Crowe (also auf dem Boden) verweilt, sprechen die Männer von oben – und genau von dort hört man sie sehr deutlich. Das Gleiche gilt für die akustisch dreidimensional vertonten Visionen, die Maximus kurz darauf hat. Von oben kommen auch die tosenden Geräusche der Menge vor dem ersten Auftritt von Maximus in der Arena (und auch später sorgt diese Atmosphäre immer wieder für ein Mittendrin-Gefühl).

Allerdings ist das durchaus unterschiedlich, was die deutsche und englische Vertonung angeht. Denn der deutsche dts:X-Sound setzt hier auf Brutalität und nicht auf Feinzeichnung. So wirken die Geräusche der Zuschauer fast, als wäre man auf einem Flughafen und hört startende Maschinen über sich – zu viel des Guten. Ganz anders, nämlich zu wenig, hört man hingegen in der Szene, in der Lucilla Gracchus in der Kirche einen Besuch abstattet. Während diese knapp dreiminütige Sequenz im Original dauerhaft durch Stimmhall von oben die Größe und Leere der Kirche offenbart, bleibt’s im Deutschen schlicht still und komplett auf den Center beschränkt. Erst beim Feuerspuck-Sound im direkten Anschluss sind beide Spuren wieder „beieinander“. Schade, dass hier teilweise so unterschiedlich abgemischt wurde.

Geblieben ist übrigens die Tatsache, dass Proximo mit zwei unterschiedlichen Synchronstimmen spricht. Eliminiert hat man hingegen den „Spa … Spanier“-Ton-Doppler von Djimon Hounsous deutscher Stimme auf der Kinoversion. Jedenfalls auf der UHD, denn die BD ist die bekannte, alte Blu-ray.

  • Deutsch: DTS:X
    • 2D-Soundebene (85%)
    • 3D-Soundebene (75%)
  • Englisch: DTS:X (85%)

Bonus (40%)

Das Bonusmaterial von Gladiator rekrutiert sich aus der bekannten Blu-ray-Fassung von 2010. Während die UHD die beiden Audiokommentare liefert (je nachdem, ob man die Kino- oder Extended-Fassung schaut), kann man über die Blu-ray zusätzlich zu den Audiokommentaren bei Anwahl der Kinofassung die 13 zusätzlichen Szenen des Ext. Cut einzeln anwählen. Außerdem gibt’s noch die U-Control-Funktion, die mit einblendbaren Textinfos und Kurzvideos den Film ergänzt/unterbricht.

Das-Visionen-aus-Elysium-U-Control-Feature ist allerdings nicht wirklich nutzbar, denn es fehlt die Bonus-Disk, die der 2010er Fassung beilag, wo man die gespeicherten Szenen entsprechend abspielen und sortieren konnte. Ohnehin fehlt durch das Fehlen der Bonus-Disk auch das gigantische, über drei Stunden lange Making-of.

Gesamtbewertung Gladiator – 4K Blu-ray (85%)

Gladiator ist zeitlos und auch heute noch ein echtes Highlight. Nun hat der Film per UHD ein in vielen Szenen wirklich vorzügliches Bild bekommen, das nur darunter leidet, dass manche Aufnahmen schon produktionsseitig nicht ganz perfekt sind. Der dts:X-Sound eröffnet Scotts Meisterwerk für beide Sprachen eine ganz neue Dimension und nutzt die Höhenlautsprecher ausgiebig – wenngleich nicht immer völlig korrekt, was die visuelle Zuordnung angeht und im Falle der (seltenen) Halleffekte bei Stimmen bleibt der deutsche Ton sogar ohne 3D-Unterstützung. Dennoch macht das Geschehen Spaß und lohnt die Anschaffung der UHD.

Gladiator Limited Steelbook [Blu-ray]
  • Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen (Schauspieler)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 09. Mai 2018 Review am: 09. Mai 2018
Erscheinungsjahr Film: 2000 Laufzeit: 155 / 171 Minuten
Filmstudio: Universal Pictures FSK: Ab 16 Jahren
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Bildformat:
2.35:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch DTS:X
Englisch DTS:X
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: LG UP970

Gladiator Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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4 Kommentare
  1. Ich bin von der Bildqualität der UHD Version schwer begeistert. Auch das Filmkorn finde ich nicht störend.
    Die Tonqualität allerdings überzeugt mich überhaupt nicht. Immer wieder sind total nervige Flanging Effekte zu hören. Vor allem auf den Surround Kanälen sind sie überdeutlich zu vernehmen. Selbst die Streichersätze des Soundtracks weisen zeitweise diese schrecklichen Verzerrungen auf. Unglaublich, wie so etwas passieren kann.

  2. mir gefällt filmkorn überhaubt nicht. hat auf einer 4k nicht`s zu suchen. maginaler unterschied zur BD. deswegen kein mehrwert.

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