Spider-Man: Far From Home auf 4K Blu-ray im Test: Spektakuläres MCU-Finale!

Inhalt (80%)

Auch wenn’s thematisch Sinn macht: Avengers: Endgame ist nicht der letzte Film der dritten Phase des MCU. Diese Ehre gebührt dem 23. Film des gesamten Marvel Cinematic Universe, Spider-Man: Far From Home. Vielleicht auch deshalb, weil man nicht mit dem wehmütigen und eher düsteren Endgame schließen, sondern den Ton zum Schluss noch mal lockern wollte. Denn, ganz ehrlich: Peter Parker war neben seiner steigenden Verantwortung als Held eben immer auch ein Teenager. Und als Teenager hat man bisweilen auch mal andere Interessen, als ständig die Welt zu retten. Seine Beziehung zu MJ ist so ein Ding. Und gerade die Tatsache, dass der „Blip“ sämtliche Menschen in der einen oder anderen Form be- und getroffen hat, sorgt natürlich für Story-Elemente, die im Umfeld von Schülern/Teenagern für genug Verwirrung sorgen.

Elemente wüten in der Wüste Mexikos || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Far From Home nähert sich dem Thema gewohnt (und betont) leicht. Ein kurzer TV-Ausschnitt einer Jugendnachrichten-Sendung klärt den Zuschauer kurz über die Verhältnisse auf und schon ist man drin, im Schulalltag an der Midtown High School. Und man ist drin, in der Zeit nach dem Sieg über Thanos. Watts schafft es mit seinem zweiten MCU-Beitrag erneut, die Waage zwischen Coming-of-Age und Superheldenfilm, zwischen packender Action und Humor-Elementen zu halten. Und Tom Holland, der abermals in die Rolle des Spider-Man schlüpft, ist nach Tobey Maguire und Andrew Garfield ein weiterer Glücksgriff für den Part. Während Maguire so gut war, weil er die schwierige Gratwanderung aus jugendlichem Heldentum und großer Verantwortung mit Tiefgründigkeit füllte, ist Holland zwar vermeintlich oberflächlicher, aber eben ein sehr zeitgemäßer Spider-Man. Und er ist ein sympathischer junger Kerl. Seine zurückhaltende bis schüchterne Annäherung an (die stark geschriebene und gespielte) MJ erzeugt beim Zuschauer das Ich-nehme-dich-an-die-Hand-Gefühl, während er sich auf der anderen Seite mit einer unnachahmlichen Unbekümmertheit in die großen Kämpfe gegen Schurken stürzt, weil sein Wesen trotz der Geschehnisse immer noch rein und ohne dunklen Fleck ist. Ein bisschen wirkt er damit so wie der frühe Captain America, dessen große Stärke ebenfalls die einwandfreie Moral gewesen war.

Tante May meinte es nur gut || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Dass er in Spider-Man: Far From Home auch lernen muss, was es heißt, eine entsprechende Verantwortung zu übernehmen, hatte schon Maguire in der ersten Spider-Man-Trilogie erfahren. Und nun muss auch Hollands Peter Parker feststellen, dass Naivität und zu schnelles Vertrauen auch zu Konsequenzen führen kann. Im Falle von Far From Home offenbart sich diese Konsequenz mit dem Storytwist nach knapp einer Stunde. Dieser kommt zwar für versierte Kinofans nicht sonderlich überraschend, bietet aber Anlass für eine großartige Performance von Jake Gyllenhaal. Nicht unbedingt denkwürdig, aber sehr rasant und ziemlich gut getrickst sind die Actionszenen des Films. Auch wenn man praktisch bis zur Sequenz in Venedig warten muss, bevor man die erste große Show geliefert bekommt, machen die gigantischen Wasser- und (später) Feuerwesen richtig was her – auch optisch.

Peter und MJ – ein Traumpaar. Auch wenn das Schwingen am Spinnfaden so gar nicht ihre Sache ist || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Und dass Spider-Man: Far From Home Venedig noch krasser in Schutt und Asche legt als es seinerzeit im Finale von Casino Royale der Fall war, hätte sich die italienische Wasserstadt wohl auch nicht gedacht. Schwierig (für Europäer) ist es allerdings immer, wenn amerikanische Filme einen Trip auf den alten Kontinent unternehmen. Oft resultiert das in Folklore-Quatsch und dem, was sich die Amerikaner eben unter den niedlichen Gebräuchen der Europäer vorstellen. Das ist schon beim Lichterfest in Prag etwas peinlich, wird aber so richtig albern, wenn Parker in Holland über einen sichtlich gestellten kleinen Käsemarkt stolpert, den es so bei unseren direkten Nachbarn wohl nicht mal mehr in der kleinen Provinz Broek op Langedijk gibt. Doch das ist spätestens vergessen, wenn Parker bei der Einstimmung auf das Finale während AC/DCs „Back in Black“ Happy ein „ich liebe Led Zeppelin“ entgegen schmettert. Das ist nicht nur ein augenzwinkernder Verweis auf seine unwissende Jugend, sondern schlägt die Brücke zur Intro-Szene des ersten Iron Man und damit zum ersten der 23 Filme, der drei MCU-Phasen. Viel runder kann man das nicht gestalten und abschließen – bis, ja bis im Mai 2020 mit Black Widow die Phase IV beginnt.

Spider-Man: Far From Home (4K-UHD+Blu-ray)
  • Tom Holland, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson (Schauspieler)
  • Jon Watts (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Bildqualität (90%)

Spider-Man: Far From Home ist digital gefilmt und lieferte am Ausgang 3.4K- und 8K-Auflösung. Leider erstellte man davon allerdings nur ein 2K-Digital-Intermediate, das für die UHD hochskaliert und um einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie den beiden HDR-Formaten HDR10 und Dolby Vision ergänzt wurde. Im laufenden Bild zeigt sich die UHD der Blu-ray praktisch ebenbürtig und bietet in den gut ausgeleuchteten Szenen einen dezent sichtbaren Vorsprung in Sachen Kontrastdynamik und Farbintensität. So kommt der rote Spider-Man-Anzug in der finalen Auseinandersetzung etwas kräftiger rüber und die Farbdifferenzierung gelingt noch eine Note feiner. Die Detaildarstellung wird nur in wenigen Szenen deutlich sichtbar besser – bspw. beim T-Shirt-Label des Holländischen Nationaltrikots, dessen XXL-Label man besser lesen kann als über die Blu-ray. Die Totale von Berlin wirkt auch etwas klarer umrissen, ohne dass hier aber Welten zwischen beiden Disks liegen.

Blu-ray und UHD bieten souveräne Farben und Kontraste || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Ganz anders hingegen die prägnanteren Farben beim Feuer-Element-Giganten, die über die UHD zum HDR-Fest werden. Apropos HDR-Fest: Der UHD gelingen in den dunklen Szenen (Totale über Prag 49’50) die deutlich prägnanteren Spitzlichter. Die Intensität der Straßenlaternen und der Feuerwerkskörper brennt einem hier fast die Netzhaut weg, während die Blu-ray dagegen fast matt erscheint. Beiden Scheiben gleich ist der insgesamt immens hohe Kontrastumfang, die perfekte Laufruhe und eine Detailauflösung in Nahaufnahmen, die ihresgleichen sucht. Dazu gibt’s über die UHD noch mal die satteren Schwarzwerte und per Dolby Vision ein um etwas prägnantere Kontrastflanken bereichertes Bild.

Spider-Man: Far From Home (4K-UHD+Blu-ray)
  • Tom Holland, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson (Schauspieler)
  • Jon Watts (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Tonqualität (90%)

Akustisch lässt Sony für den deutschen Ton erst einmal nichts anbrennen. Mit verlustfreien dts-HD-Master-Spuren fürs Deutsche und (bei der Blu-ray) Englische setzt es schon nach anderthalb Minuten einen Wahnsinns-Effekt, wenn Mysterio in einer grünen Wolke auf die Erde fällt, bevor ein mächtiger Bass-Sweep vom Auftauchen des Stein-Giganten zeugt. Sieht man davon ab, dass Whitney Houstons I Will Always Love You gruselig schwankend und viel zu verhallt rüberkommt, ist das ein dauerhaft hervorragender Tonsektor. Und das wird spätestens deutlich, wenn nach zwanzig Minuten die Wasserfontäne emporschießt und der fluide Kollege im Anschluss halb Venedig auseinander nimmt. Was hier an Wucht und Surroundfeld-Aktivität erzeugt wird, ist schon klasse. Der Score hat da bisweilen ein paar Schwierigkeiten, ebenso dynamisch zu erscheinen.

Die dts-HD-MA-Spuren rocken in den Actionszenen ganz gewaltig || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Schön, dass der Sound auch dann nicht versagt, wenn es direkt im Anschluss an die Actionfeuerwerke deutlich feinere und/oder isolierte Signale gibt. Nachdem die Gefahr auf dem Lichterfest in Prag beseitigt ist, lodern noch sachte die Flammen und auf dem Riesenrad knarzt es verächtlich von den Rears – ein klasse direktionaler Soundeffekt. Richtig großartig ist die spätere Stimme Becks, wenn er aus seinen Drohnen heraus ertönt und den Zuschauer komplett in seine Mitte nimmt. Das klingt im Englischen zwar noch etwas intensiver und direkter, aber auch die Synchro macht das wirklich gut. Richtig fett wird’s übrigens noch mal, wenn nach 104 Minuten vehement an der Tür gepoltert wird, hinter der sich Happy und M verstecken. Vielleicht fehlt es ab und an noch etwas an Feindifferenzierung in den brachialen Actionszenen, dennoch hat man es hier mit zwei sehr guten Tonspuren zu tun.

Ups, was ist hier passiert? Hat der Disney-Virus nun auch die Sony-Soundabmischungen erreicht? Wo sind Bass und Dynamik der dts-HD-Spuren geblieben? Bereits in der kurzen Eröffnung mit dem Element-Wesen fehlt es an der Vehemenz des LF-Kanals und das differenzierte maschinengewehrartige Abfeuern von Becks Energiestrahlen ist über den Sub plötzlich nur noch ein dezentes Wubbern. Zunächst mal liegt das am deutlich geringeren Pegel, den man der Atmos-Spur mitgegeben hat. Aber selbst bei einer deutlichen Anhebung der Lautstärke kommt man maximal an den Pegel, nicht aber an die Dynamik der dts-HD-Spuren heran. Zwar erreicht das nicht ganz das Drama der schlechtesten Disney-Atmos-Spuren, aber es ist einfach ärgerlich, wenn zudem die dts-HD-Spur der Blu-ray so gut ist.

Die dunkle Seite berührt den englischen Atmos-Sound, der weniger dynamisch daher kommt || © Bild: Sony Pictures Home Entertainment – Alle Rechte vorbehalten! 

Kümmern wir uns aber trotzdem auch darum, was die Höhen-Ebene dem Film akustisch hinzufügt. Erstmalig werden die Heights aktiv, wenn Beck aus dem Himmel anrauscht. Das nächste mal hört man dann die Anschnallzeichen und Durchsagen im Flugzeug oder später am Flughafen von Venedig von oben. Alles nicht sonderlich laut oder prägnant, aber mit klarer und sehr guter Kanaltrennung. Tritt das Wassermonster in Erscheinung setzt es ab Minute 20 immer wieder sehr dedizierte Signale aus der Höhe. Wasser spritzt aus den Speakern, das Heulen und Gröhlen des Kollegen ist zu hören und auch Schreie der Menschen von der Brücke – eine sehr aktive 3D-Sound-Sequenz.

Wenn sich in Berlin die Räume dann verändern, gibt’s auch coole Sounds und natürlich kommt Becks Stimme, die schon über die dts-HD-Masterspuren so prägnant aus den Drohnen zu hören ist, dediziert aus den Heights – einer der sensationellsten 3D-Sounds der letzten Monate, inklusive individueller Nutzung aller vier Höhen-Lautsprecher (ab 78’00). Aufgrund der Tatsache, dass der Film ansonsten eher spärlich mit Höhensignalen versorgt ist, ist das gemeinsam mit den ganz netten Sound im Finale wenigstens ein schöner Trost.

  • Deutsch: DTS HD-MASTER (90%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (70%)

Das Bonusmaterial liegt komplett auf der enthaltenen Blu-ray vor. Neben einer Gag Reel sowie fünf entfallenen und alternativen Szenen gibt’s noch einen exklusiven Kurzfilm namens „Peter’s To-Do-Liste“, der zeigt, wie Peter letzte Besorgungen für den Europatrip macht und Geld für MJs Geschenk organisiert. Nebenbei hat er noch eine letzte Rettungsaktion in New York zu leisten. Kern der Extras sind aber die zahlreichen Featurettes. Angefangen von den Stunts (viel, viel Wire-Work) über die Entwicklung, die Parker machen muss bis hin zu den Schauplätzen in Europa. Allerdings hätte man gerade bei Letzterem noch etwas mehr gewünscht als das doch eher oberflächliche Geplänkel, das hier zum Besten gegeben wird. In „Ginter-Riva-Effekt“ bekommen wir ein kurzes Featurette über Peter Billingsley, der seine Rolle aus dem ersten Iron Man erneut übernahm und „Versteckte Ostereier“ klärt über einige Details (unter anderem aus den Comics) auf, die man vielleicht während des Films verpasst hat – wie bspw. das BFP auf Parkers Koffer, das eine Referenz und Hommage an Peters Onkel Ben ist.

Gesamtbewertung Spider-Man: Far From Home  (87%)

Trotz der teils klischeehaften Schilderung der Eigenschaften Europas ist Spider-Man: Far From Home ein höchst unterhaltsamer, in Teilen großartig choreografierter Marvel-Film geworden. Holland und Gyllenhaal sind beide klasse und die Balance zwischen Coming-of-Age und Superheldenfilm funktioniert. Spannend dürfte sein, was sich die Drehbuchschreiber für die Fortführung der Story einfallen lassen, nachdem sie sie mit einem fiesen Cliffhanger in der Mid-Credit enden lassen und Sony dann doch noch eine Einigung mit Disney über die gemeinsame Zusammenarbeit gefunden hat. Eine gewisse Melancholie macht sich bei Fans nicht nur breit, weil das Kapitel der Avengers vorerst (oder sogar endgültig) beendet scheint. Vielmehr ist Far From Home der erste Film ohne Cameo von Stan Lee – und das macht wahrlich traurig.

Spider-Man: Far From Home (4K-UHD+Blu-ray)
  • Tom Holland, Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson (Schauspieler)
  • Jon Watts (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 14. November 2019 Review am: 25. November 2019
Erscheinungsjahr Film: 2019 Laufzeit: 129 Minuten
Filmstudio: Sony Pictures FSK: ab 12 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2.35:1 / 16:9 Tonspur:
DTS HD-MASTER 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D Testgerät Player: Panasonic UB9004

Spider-Man: Far From Home Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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3 Kommentare
  1. Es ist immer dasselbe,Original Atmos und Deutsch nur DTS Master oder DD+und dazu nach das Vorgänger Medium Blu-ray 2k.
    Die verkaufstaktik versteh ich nicht,ich will eigentlich nur die 4kuhd mit besten Bild und Ton,also was soll der Sch….

  2. Echt jetzt? DTS-MA in Deutsch, dafür Englisch in Dolby Atmos mit TrueHD-Core? Beim Bild schonmal gute Voraussetzungen (wie es gemastert wird, dafür kann der Verleiher ja nichts) und es dann beim Ton verkacken.

    • DTS-HD reicht doch locker, wichtiger ist die Abmischung und ob eine Dynamik-Kompression drüber lief. Die 3D Betrachtung der Englischen war sowieso nur 60% an Quantität :).

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