Amazon Fire TV erweist sich als Datenkrake

Die Amazon Fire TV sind eine der beliebtesten Streaming-Lösungen. So hängt man die kleinen Sticks und andere Variationen einfach per HDMI an den TV und kann bequem allerlei Apps über sie nutzen – in der Regel stabiler und performanter als direkt an einem Smart TV. Leider hat das auch eine Schattenseite, denn die Amazon Fire TV erweisen sich als Datenschleudern.

Update (14.10.2019):

Amazon hat uns zur Sachlage folgendes Statement zukommen lassen:Für den Fall, dass Kunden interessenbasierte Werbung deaktivieren, verlangen wir von App-Entwicklern, dass sie die Werbe-ID dieser Kunden nicht verwenden, um Benutzerprofile für Werbezwecke zu erstellen oder interessenbasierte Anzeigen anzuzeigen. Wir schreiben auch vor, dass alle Anwendungen von Drittanbietern, die personenbezogene Daten von Fire TV-Benutzern erfassen, eine Datenschutzerklärung beinhalten müssen, die erklärt, welche Daten von Kunden erfasst und wie sie verwendet werden.

Unsere Richtlinien zur Advertising ID sowie zu Datenschutz und Sicherheit im Appstore finden Sie hier:

  • https://developer.amazon.com/docs/fire-tv/advertising-id.html
  • https://developer.amazon.com/docs/policy-center/privacy-security.html.

Die Datenschutz-Einstellungen für Fire TV-Geräte sind abrufbar unter:

  • https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=GQFYXZHZB2H629WN

Laut einer Studie der Princeton University erheben sie nicht nur zahlreiche, vertrauliche Daten, sondern tratschen sie auch munter an Dritte weiter. Betroffen sind nicht nur die Amazon Fire TV, sondern auch die Streaming-Lösungen von Roku, die es allerdings nicht auf dem europäischen Markt gibt. Die Daten werden teilweise unverschlüsselt an eine Reihe von Unternehmen weitergeleitet, die auf ihrer Basis detaillierte Nutzerprofile erstellen können.

89 % der Amazon Channels, welche über die Fire TV abrufbar sind, kommunizieren mit bekannten Trackern. Angesprochen wurden am häufigsten Domains von Google und Facebook – etwa doubleclick.net, google-analytics.com, googlesyndication.com oder facebook.com an. Konkret steuerten 687 der am häufigsten abonnierten Channels außerdem amazon-adsystem.com an. Zusätzlich versorgte man noch die Plattformen Score Card Research sowie Spotxchange mit Daten. Auch weniger bekannte Werbenetzwerke wie adrise.tv und monarchads.com kamen zum Zuge.

Zu beachten ist allerdings, dass die Studie in den USA durchgeführt wurde und in Deutschland möglicherweise anders verfahren wird. Im Test der Wissenschaftler aber stellte man fest, dass einzelne Kanäle bis zu 60 Tracker parallel ansteuerten. Mit jenen teilte man dann nicht nur Geodaten, sondern z. B. auch die individuelle Gerätenummer, die MAC-Adresse,  die Wi-Fi-Kennung sowie natürlich die Titel der abgerufenen Videos.

Personalisierte Werbung ist abschaltbar

76 % der Amazon Channels am Fire TV verschickten die sensiblen Informationen mindestens einmal auch unverschlüsselt via HTTP. Was man Amazon zugutehalten muss, ist, dass es zumindest die Möglichkeit gibt die personalisierte Werbung abzuschalten. Allerdings ist die Auswirkung lediglich, dass keine gezielte Banner-Kennung mehr erfolgt. Andere Informationen leitet man dennoch noch weiter.

Die Forscher der Princeton University fordern nun in den USA mehr Datenschutz – es sollte an den Streaming-Lösungen einen privaten Modus / Inkognito Modus geben, ähnlich wie in Webbrowsern. Außerdem sollte man unverschlüsselte Datenverbindungen vermeiden und mehr Transparenz bei der Art und Menge der erhobenen Daten liefern. Die Selbstregulierung der Anbieter funktioniere offensichtlich nicht.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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3 Kommentare
  1. Schöne neue Streamingwelt ,Daten erfassen nennt sich das jetzt,es gab mal einen Staat der machte es auch so,der hieß DDR und bediente sich der Stasi für diese Spitzeldienste.Was für ein Aufschrei als es raus kam und heute gibt es eben Andere die das ganz legal betreiben und nennen es personalisierten Kundendienst,wie toll schöne neue Datenwelt.

  2. Die Frage, die hier offen bleibt, ist aber, ob die Datensaugerei eine Eigenschaft der Amazon Hardware oder der Channels Software ist. Wird bei den Fire-TV-Geräten ohne Amazon Channels auch so verfahren? Was ist, wenn ich die Channels ohne Fire-TV-Geräte z. B. auf dem PC benutze?
    Einen Fire-TV-Stick 4K habe und benutze ich auch. Die Amazon Channels dagegen benutze ich praktisch nie.

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