„Soll aussehen wie Netflix, aber möglichst wenig kosten“ – so wünschen sich ARD und ZDF offenbar häufig ihr Programm. Dafür gibt es nun Kritik aus der größeren Film- und TV-Branche.
So messen ARD und ZDF offenbar mit zweierlei Maß: Wenn es um die Gehälter der oberen Ebenen geht, verteidigt man sofort die Kosten. Wird wiederum die Höhe des Rundfunkgebührenbeitrags kritisiert, argumentiert man stets wiederum nur mit drohenden Einschnitten ins Programm. Aber: Ausgeben wollen die Anstalten offenbar laut Kritik von mehr als 30 Berufsverbänden für die Produktionen zu wenig. Stattdessen sei der Anspruch, die gelieferten Beiträge sollten aussehen wie Hochglanz-Formate von Netflix – aber nur einen Bruchteil kosten.
Initiative Fair Film wendet sich in einem offenen Brief an die Intendanten
Die Initiative Fair Film richtet dabei einen offenen Brief an die Intendanten der öffentlich-rechtlichen Sender. Sie steht für einen Zusammenschluss von mehr als 30 Berufsverbänden und Institutionen der deutschen Filmbranche. Dabei spricht man von eklatanten Missständen. Beispielsweise stünden die Film- und Fernsehschaffenden vor gestiegenen Produktionskosten, die Etats der öffentlich-rechtlichen Sender seien aber nicht entsprechend angepasst worden. Das ist besonders pikant, da ARD und ZDF gerne umgekehrt selbst so argumentieren, geht es in Diskussionen über Erhöhungen des Rundfunkbeitrags.
Leiden würden darunter laut dem Brandbrief auch Dokumentationen. Oft würden Wünsche und Ansprüche durch die Redaktionen geäußert, welche mit den zur Verfügung gestellten Budgets nicht realisierbar seien. Auch würden die öffentlich-rechtlichen Sender die Entwicklungskosten für neue Formate oft auf unabhängige Produktionsfirmen oder Freiberufler abwälzen. Der Geiz bei gleichzeitigem Wunsch nach Formaten im Netflix-Look gefährde auch journalistische Standards, weil Geld- und Zeitdruck ganze Produktionen überschatten.
Fokus auf die Mediatheken verschärft die Missstände
Laut dem Positionspapier sei der Fokus von ARD, ZDF und Co. auf die Mediatheken eine zusätzliche Belastung für Filmschaffende, denn in der Regel werden für Mediatheken-Inhalte geringere Budgets genehmigt. Der Qualitätsanspruch bleibe aber unverändert und die Beiträge landen meist dennoch im linearen Programm. Die Vergütungsstrukturen seien da nicht mehr zeitgemäß.
Die Verbände fordern von ARD und ZDF nun viele Verbesserungen, etwa höhere Vergütungen, fairere Zeitplanung und auch eine klar geregelte Vergütung von Überstunden auch bei pauschal beschäftigen Teammitgliedern. Ebenfalls müsse die Urhebervergütung für die Mediatheken neu und ohne Buy-Out-Verträge geregelt werden.
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