Krieg gegen den Soap-Effekt: Christopher Nolan zieht ins Feld

An aktuellen 4K-Fernsehgeräten erreicht man durch die Auflösung sowie HDR eine bisher ungeahnte Bildqualität. Allerdings wird jene ab Werk oft durch zahlreiche Bild-Verschlimmbesserer getrübt. Die beiden Regisseure Christopher Nolan und Paul Thomas Anderson haben davon nun die Schnauze voll.

Die beiden Star-Regisseure sind freilich nicht die ersten, welche sich etwa gegen den Soap-Effekt aussprechen. Ende 2017 äußerten Regisseure wie Rian Johnson („Star Wars: The Last Jedi“) und James Gunn („Guardians of the Galaxy Vol.2“) eine ähnliche Meinung. Christopher Nolan („The Dark Knight“) und Paul Thomas Anderson („Magnolia“) engagieren sich aber nun noch deutlicher für ein Umdenken der TV-Hersteller.

Sie wünschen sich eine Art „Referenz-Modus“, welcher alle Bild-Verschlimmbesserer deaktiviert und möglichst nahe an die Intention der Filmemacher rückt. Das klingt, als sollten beide etwa den neuen Modus IMAX Enhanced befürworten. Vor allem kritisieren sie die Zwischenbildberechnung, die an Fernsehern den sogenannten Seifenoper-Effekt auslöst. In einem Brief an die Mitglieder der Directors Guild of America rufen Nolan und Anderson nun ihre Kollegen auf den Dialog mit den Herstellern zu suchen.

Zudem fügt man eine Umfrage für Regisseure bei. Die Ergebnisse sollen ebenfalls als Unterstützung der Argumente gegenüber den Herstellern dienen. Etwa wünschen sich Nolan und Co., dass die Bild-Verschlimmbesserer leichter abschaltbar sein sollten. Die Einstellungen sollen nicht „tief in den Menüs begraben“ werden, sondern direkt über die Fernbedienung deaktivierbar sein.

TV-Hersteller zeigten sich in der Vergangenheit unbeeindruckt

Sony hat dieses Jahr etwa einen speziellen Modus namens „Netflix Calibrated“ für seine High-End-4K-TVs eingeführt, der einen ähnlichen Zweck erfüllt. Auch jener Modus schaltet die künstlichen Optimierungen ab. Nolan, Anderson und andere wünschen sich aber mit weiteren Regisseuren im Hintergrund quasi einen Standard für alle TV-Hersteller. Im Idealfall würden alle Anbieter, egal ob nun LG, Samsung oder Sony, einen leicht aktivierbaren Referenz-Modus integrieren. Dass sich Nolan dafür engagiert, verwundert nicht: Der Regisseur ist dafür bekannt, besonders auf technische Qualität im Heimkino zu achten. Außerdem ist er beispielsweise ein Verfechter des analogen Filmens.

Bisher zeigten sich die TV-Hersteller von derartigen Bemühungen allerdings meist unbeeindruckt. So ist ein Kritikpunkt der Regisseure, dass etwa die Zwischenbildberechnung meistens schon ab Werk zugeschaltet sei. Sie sollte ihrer Ansicht nach aber ab Werk deaktiviert sein. Trotzdem nutzen die TV-Hersteller jene Modi sehr ausgiebig. Ein Grund ist auch, dass Fernseher mit grellen Bildmodi und allerlei künstlichen Anpassungen Laien im Geschäft oft am stärksten beeindrucken.

QuelleSlashfilm
André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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15 Kommentare
  1. Nach Peter Jacksons 48fps 3D HFR Ansatz war ich begeistert. Meiner Meinung nach gehört 60 oder sogar 120fps die Zukunft.

    Nolan und Co. die ich schätze kann Technologie nicht mit aller Gewalt aufhalten. Ein Transformers sieht mit Zwischenbildberechnung 1000 Mal besser aus als ohne. Ich bemängel die Regisseure die den Film nicht in mehreren Fps Varianten auflegen und den Kunden entscheiden lassen.

    Ich kann die Liste der Zwischenbildberechnung Filme ins unendliche ziehen.

  2. Da ich mich auch die ganzen Jahre über die 24p Darstellung ärgere, (auch wenn diese einen „Filmlook“ generiert) bin ich auch der Meinung das es langsam an der Zeit ist nach einer vernünftigen Alternative zu suchen und diese umzusetzen.

    Wir haben ein Zeitalter von Filmen, die von schnellen Bewegtaufnahmen leben und kaum noch jene die statische und längere Scenen am Stück zeigen, hinzukommt die höhere Auflösung bzw. niedrigere Kompression mit höherer Datenrate, das dass Bild brillianter, sauberer und detailreicher macht.

    Ich kann es absolut nicht verstehen, wie man bei solch teilweise brillianten Aufnahmen durch verwaschene und unerkennbare Inhalte, z.B. bei schnelleren Kameraschwenks die ganze Mühe dadurch fast unbrauchbar macht, denn das Menschliche Auge erkennt dies nicht sauber und lässt Details, gar ganze Inhalte verschlucken.

    Schaltet man jetzt genau in diesen Scenen eine vernünftige Zwischenbildberechnung zu, sieht man Dinge, die man sonst nicht gesehen hat. Einfach weil das gleiche Bild pro Sekunde mehrfach angezeigt bzw. ausgegeben wird.

    Und die 24p Darstellung wird immer ein Hinderniss sein, egal bei welchem Kontent.

    Keiner möchte 24 Bilder bei Games !?

    Keiner möchte am Computer mit einer 24 Bilder arbeiten !?

    Warum ?

    Weil es ruckelt, schliert und für das menschliche Auge langsamer bzw. träge erscheint.

    Warum müssen dann Filme ruckeln, schlieren, flimmern ?

    Der jahre lang mit 100HZ Fernseher und Zwischenbildberechnung und Spiele mit 60FPS gespielt hat einen Röhrenfernseher und macht dort mal genau das selbe.

    Kein Mensch wird dieses geflimmere und träge Bild noch als angenehm empfinden !

    Daran eine Playstation 4 Pro oder Xbox One X, geschweige einen 4K Ultra HD Player anschließen macht keinen Sinn.

    Schaut euch die niedrige Auflösung an und den schlechten Schwarzwert.

    Alle die jenigen die gesagt haben das HD, Full HD, 4K, 8K alles schwachfug sei und nicht von nöten ist, genau jene sollten sich mal wieder davor setzen und ihre Geräte, Inhalte gucken bzw. nutzen…

    Alle Display’s von Smartphones, Notebooks, Fernseher, Kaffeemaschinen, Digitaluhren, Navigationsgeräte, Monitore usw. arbeiten mit einer höheren Bildwiederholrate als 24p.

    Und warum ?

  3. Ich denke auch, man sollte es dem Betrachter überlassen, wie er sich einen Film anschauen will, wobei ich auch die native Darstellung bevorzuge. Wenns nach mir ginge, hätte ich gern HDMI 2.1 mit Filmformaten in 50/60p oder gar 100/120p.
    Ohne die Diskussion hier sprengen zu wollen halte ich aber das Thema Seitenverhältnis für wichtiger. Warum man sich bei den Formaten so auf 16:9 festgelegt hat (BD), ist mir ein Rätsel. Denn 21:9 kommt doch einem Kinofilm deutlich näher. Ich hätte die Wahl des Formats eher dem Abspielgerät überlassen. Schade ist hier auch, dass die BD keine anamorphen Inhalte zulässt.

    • Man sollte wirklich auf 21:9 Standard setzten, da dies in den Kinos extra breites Bild ermöglicht und Zuhause könnte man wie Philips einst oder Samsung auch einmal auf 21:9 Geräte als Standard setzen. Das normale Fernsehen müsste auch dann nur noch 21:9 senden.

  4. Hallo, also bei mir ist meine Zwischenbildberechnung soweit herunter gefahren, damit der Soap effekt nicht allzu groß zur Geltung kommt. Also ich würde auch eher mehr Bilder/s für Filmemacher befürworten, gerade weil ich nicht nur Probleme mit dem Soapeffekt sehe, sondern auch, das die ZBB oft anderweitig fehlerhaft arbeitet. Und das im Jahre 2018 ist schon traurig. LG und Samsung haben da leider am meisten Nachholbedarf, was ich sehr traurig finde. Da diese beiden Hersteller so gesehen der VW (VW zu damaligen Zeiten) unter den TV’s ist (kostengünstiger). Das Objekt im Bild schnell mal Ruckelt bzw. im ganzen Bild zuckt.-ich weiß jetzt nicht wie ich es besser beschreiben soll, aber dieses ist ein anderes Thema. Man siehe Tests wie von HDTV bei YouTube: LG C8 gegen Q9FN usw. nur ein Beispiel.

    Mfg

  5. Dann aber bitte im Gegenzug auch eine 48, 50 oder 60 Bilder-Version des Films der UHD BD beipacken. Dafür sollten sie sich mal einsetzen, dann bräuchte man auch keine Zwischenbildberechnung.

    • Wozu, wenn ein Knopfdruck bereits Abhilfe schafft. Es geht nicht um ein überlegenes Format, sondern um Transparenz und Bedienungsfreundlichkeit.

    • Das wäre dann aber in etwa das gleiche wie damals zu VHS-Zeiten, als Filme auf 4:3 beschnitten wurden, nur damit der TV ausgefüllt ist. Wenn ein Film nativ mit 48 fps gedreht wurde, wie etwa bei der Hobbit-Trilogie, dann wäre das natürlich wünschenswert. Aber konvertiert man bestehendes Material, übernimmt letzten Endes dann das Studio die Zwischenbildberechnung. In der Regel ist das auch nicht im Sinne der Filmemacher.

      Das soll meinerseits kein pauschales Verfechten von 24p sein. Aber ein Regisseur und auch ein Kameramann denken sich halt was dabei, wenn sie eine Szene auf eine bestimmte Art filmen / inszenieren. Und wenn man Filme nicht nur als reine Produkte, sondern auch als Kunstwerke sieht, dann ist erstrebenswert möglichst nahe an die Vision der Macher zu kommen.

      • Ja, das ist ja das Totschlagargument schlechthin. Soll man sich deswegen nun auch die nächsten 100 Jahre Filme mit 24 Bildern antun müssen? Sorry, aber ich finde das einfach nur engstirnig von den Regisseuren und 24p Verfechtern. Man kann gerne darüber diskutieren, aber einfach alles ausschließen was mehr als 24 Bilder hat und dann sagen „ei ja, Stilmittel halt, so soll der Film halt aussehen, leb damit“ ist keine Grundlage für eine Diskussion mit denjenigen, die 24p einfach nicht mehr sehen können so langsam. Ich meine, ich will keinen Billy Lynn oder so was, fand das persönlich echt grausig wie dieser Film wirkt, aber 24p sind meiner Meinung nach einfach überholt und man sollte daher auch wenigstens ab und an mal etwas mit mehr Bildern anbieten. Wie genau man das anbietet, da kann man wie gesagt gerne darüber reden. Die Regisseure sollten halt langsam mal begreifen, dass mehr als 1% der Zuschauer 24p einfach Kacke finden.

        • Sehe ich auch so. Die 24 Bilder stammen wahrscheinlich noch aus einer Zeit, in der das technisch nicht anders ging. Aber heute mit den digitalen Kameras sind doch Bildraten von 30, 48 oder sogar 60 machbar.
          Für mich wirkt das Bild mit Zwischenbildern immer angenehmer anzuschauen. Ist bei mir daher standardmäßig aktiviert.

        • Nochmal: Es geht nicht darum, Zwischenbildberechnung abzuschaffen, sondern darum, eine intuitivere Bedienung zu schaffen, damit auch wirklich jeder den Film ohne große Umstände so sehen kann, wie es ihm gefällt. Das müsste als rein softwarebasierte Lösung doch eigentlich sofort möglich sein, oder? Ich jedenfalls würde so einen „Nativ“-Modus begrüßen, um mir die ewige Konfiguration zu sparen (auch wenn es Einstellungsprofile gibt). Das Problem ist eben die Unübersichtlichkeit der Menüführung und die kryptischen Bezeichnungen. Oma Erna wird das zwar alles eh schnuppe sein, aber solange es einen interessiert und es sonst niemandem wehtut…

        • Es geht ja nicht um das Verteidigen von 24p, sondern darum das Originalmaterial nicht zu manipulieren ohne Zustimmung des Regisseurs. Und wenn ein Film eben mit 24p gedreht wurde und der Film darauf ausgelegt wurde, dann ist es sehr kritisch zu sehen, wenn daran für eine Veröffentlichungs herumgepfuscht wurde. Im stillen Kämmerlein soll jeder machen dürfen, was er möchte – klar.

          Ich wäre auch dafür, dass z. B. die Hobbit-Trilogie irgendwann mal mit 48p erscheint. Ich glaube aber so eine Darstellung ist mit der aktuellen Technik gar nicht ohne weiteres möglich, weil nicht alle Komponenten daraus ausgelegt sind.

          • Das ist mir schon klar. 🙂 Meine Aussage aber ist, dass sich die Regisseure lieber mal für eine höhere Framerate als diese unsäglichen 24 Bilder einsetzen sollten, dann schauen wir das Material auch gerne nativ und ohne ZBB. 😉

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