Test: Ambulance auf 4K Blu-ray – Dolby Atmos gibt Vollgas!

Wir testen Ambulance von Regisseur Michael Bay auf 4K Ultra HD Blu-ray! Das Hollywood-Schwergewicht fesselt euch 136 Minuten mit einem hervorragenden Bild und perfektem Dolby Atmos-Sound – versprochen!

Inhalt (70%)

Es gab Zeiten, da waren neue Michael-Bay-Filme Ereignisse. Maximale Promotion im Vorfeld, Vorfreude auf der Seite der Actionfans und prognostizierte Rekorde im Kinoeinspiel. Und das sind keine Märchen, sondern Fakten. Doch jetzt muss man dem Regisseur (bzw. seinen Filmen) leider langsam märchenhafte Eigenschaften unterstellen. Denn Märchen fangen mit dem Satz: „Es war einmal …“ an. Schon bei Transformers V konnte man Abnutzungserscheinungen im Einspielergebnis erkennen – und das war weit vor einer weltweiten Pandemie. Während dieser Covid-19-Auszeit war Bay dann offensichtlich ziemlich langweilig und bevor er seinen nächsten großen Film abdrehen konnte, hatte er Lust auf etwas Kurzes, Schnelles.

Mit dieser Sehnsucht trat er an Universal heran, die sich wiederum daran erinnerten, dass man ihm bereits einige Jahre zuvor einmal das Remake des dänischen Ambulance angeboten hatte. Bay hatte das damals abgelehnt. Jetzt wiederum schien es für sein Vorhaben, sich mal kurz die Langeweile aus der Pandemie-Isolation zu vertreiben, genau richtig. Mit einem verhältnismäßig schmalen Budget von 40 Mio. Dollar realisierte er Ambulance innerhalb von 38 Tagen und filmte ausschließlich in Los Angeles. Das weltweite Einspiel von knapp über 50 Mio. Dollar (bei entsprechenden Marketingkosten) kann jedoch für keinen der Beteiligten zufriedenstellend gewesen sein. Vielleicht entschloss man sich auch deshalb, den Film so früh ins VoD sowie in den Heimkino-Markt zu schieben.

Die Brüder sind sich nicht immer einig

Ironischerweise liegt’s nicht an der Qualität von Ambulance. Man muss kein Arthaus-Fan sein, um zu wissen, dass einem Michael-Bay-Filme nur bedingt tiefgründiges liefern. Figurentiefe war noch nie die Stärke des Regisseurs und zu spektakulären Meta-Ebenen-Diskussionen reichten seine Regiearbeiten bisher auch nicht. Ein Bay-Fan kann Ambulance aber nur deshalb kritisieren, weil’s halt kein CGI-Overkill ist, sondern ein erfrischend geerdeter Actionfilm, der mal nicht eine ganze Stadt (oder noch mehr) in Schutt und Asche legt.

Klar, man hätte in einem Ensemblefilm, der letztlich eine sehr dynamische Entwicklung nimmt, mehr Charakterzeichnung integrieren können. Aber hey, wir sind hier halt nicht bei Nolan, sondern bei Bay. Man muss also die Kirche auch mal im Dorf lassen. Und glücklicherweise wird’s auch nicht so absurd wie in Emmerichs Moonfall. Dafür zitiert der Regisseur gerne und ausgiebig bei Speed und Heat und nutzt schnelle Schnitte in Kombination mit der Handkamera, um ein irres Tempo vorzulegen, sobald die Action übernimmt. Das wird nicht jedem gefallen und manch anderem wird auch mal etwas flau im Magen, wenn er versucht, dieser Wackelei und Hektik zu folgen.

Danny lässt es krachen

Aber, und das ist ein wichtiges „Aber“: Ambulance ist Bays bester Film seit Langem. Wohlgemerkt: BAYs bester Film seit Langem. Das heißt nicht, dass Ambulance die Klasse eines Heat oder Speed erreicht. Aber er bietet zwei Stunden kurzweilige Action – und das ohne große Spielereien oder aufgeblähte Computereffekte. So ein bisschen Back to the Roots, zurück zum oldschool handgemachten Actionfilm, in dem vornehmlich Blech kaltverformt wird und sich leere Patronenhülsen auf dem Asphalt sammeln. Denn danach wird Bay sicherlich wieder die nächste Robocalypse inszenieren und die CGI-Rechenkünstler wieder auf Trab bringen. Hier kann er sich aber auf das konzentrieren, was ihn mal ausgemacht hat: Fiebrige Action innerhalb eines Settings, das (im Verhältnis zum Transformers-Gigantismus) begrenzt und von dem Moment des Verschanzens im Krankenwagen sogar klaustrophobisch wird. Das ist zweifelsohne spannend und packend inszeniert, da gibt’s nichts zu mäkeln.

Während die Action in Ambulance also durchaus stimmt, freut man sich auch, Jake Gyllenhaal mal wieder zu sehen. Nach Spider-Man: Far From Home war es etwas ruhig um ihn geworden. Allerdings übertreibt gerade er es mit seinem Schauspiel hin und wieder ein wenig. Seine kurzen emotionalen Ausbrüche als Danny sind hart an der Grenze zum Overacting und sein nahezu permanentes Geschrei nervt ziemlich. Apropos nerven: Bay wäre nicht Bay, wenn er sich nicht immer mal wieder ganz toll dabei vorkommen würde, absurde Kamerafahrten zu integrieren, die nun wirklich unnötig sind und rein der technischen Demonstration dienen. Ja, diese Drohnen können heute gaaaaanz tolle Dinge. Bringt’s den Film vorwärts? Eher nicht. Ein paar ärgerliche Verhaltensweisen der Figuren; absolut absurde Fahrmanöver im Krankenwagen, die jeden Schwerverletzten auf der Stelle umgebracht hätten; die völlige Ignoranz sämtlicher Verhaltensprotokolle (nicht nur) in den letzten fünf Minuten des Films; Logikfehler satt und das arg kitschige Ende muss man außerdem hinnehmen. Wer das aber ausblenden kann, darf sich gut unterhalten fühlen.

Ambulance (4K Ultra HD)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Gyllenhaal, Jake, Abdul-Mateen II, Yahya, Dillahunt, Garret (Schauspieler)
  • Bay, Michael (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (95%)

Bay ist Technikfreak und arbeitete auch hier wieder mit hochwertigen Digitalkameras. Anders als viele andere vertraut er meist auf RED-Kameras, nicht auf jene von ARRI. Zum Einsatz kam eine RED Komodo, die in 6K auflöst sowie RED Weapon Heliums, die in 8K aufzeichnen. Das Ganze wurde über ein 4K-Digital-Intermediate gemastert und bekam HDR-Gradings in HDR10 und Dolby Vision. Natürlich im Verbund mit einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Die UHD Blu-ray präsentiert das Bild durchweg etwas dunkler, hat dadurch aber die besseren und knackigeren Kontraste und überstrahlt auf hellen Flächen nicht. Hauttöne sind kräftiger und wirken gesünder. Kommen knallige Farben ins Spiel, sind auch diese etwas prägnanter. Wo die 4K-Scheibe ihre Vorzüge sichtbar ausspielt, ist in der Detailauflösung.

die UHD Blu-ray glänzt mit fantastischen Kontrasten

Nimmt man sich ein Übersichtsbild mit vielen Kontrastübergängen und einer Vielzahl unterschiedlicher Formen, Tiefen und Oberflächen wie bei 29’59, so wirkt die Mauer über die Blu-ray im oberen Bereich regelrecht verwaschen, wenn man es mit der UHD BD vergleicht. Die Reliefs und Ausgestaltungen der Mauer des Gebäudes zeigen viel mehr Tiefe und Dreidimensionalität. Und je größer hier das Bild projiziert wird; je größer die TV-Diagonale wird, desto auffälliger wird’s. Die feine Struktur des Turms im Hintergrund rechts von der Union Bank kann man über die Blu-ray gar nicht mehr erkennen, während man über die UHD BD sieht, dass hier Querverstrebungen im Stile eines Eifelturms verbaut sind. Die Kompressionsartefakte der Blu-ray auf uniformen Oberflächen kennt die UHD-BD zudem nicht, da sie hier das ganz dezente Digitalrauschen authentisch wiedergibt und nicht zu Artefakten neigt (109’45 links oben).

Tonqualität (90%)

Universal bleibt einer der besten Anbieter, wenn es darum geht, Dolby Atmos für beide Sprachen zu integrieren. Die Top-Titel des Anbieters erhalten in aller Regel die 3D-Sound-Tonspuren für Deutsch und Englisch. Und das ist auch bei Ambulance der Fall.
Und schon auf der regulären Ebene geht’s mächtig ab, wie bspw. beim Basseinsatz bei Minute 18, wenn der Truck durch den Tunnel fährt. Sobald nach knapp 30 Minuten die schweren Schusswaffen das Zepter übernehmen, setzt der Sub überdies immer wieder vereinzelte Kicks.

Wenn in den rasanteren Autoverfolgungen immer wieder Fahrzeuge ineinander crashen oder der Krankenwagen sich als Driftkönig gebärt, donnert es durchaus ebenfalls ganz ordentlich. Hier und da hätte es aber noch etwas mehr Druck haben können. Richtig klasse ist der für einen Bay-Film ungewöhnliche Score, der seine elektronischen Sounds in einigen Szenen ebenso bohrend wie räumlich zum Zuschauer schickt (27’48). Die Schusswechsel mit den Gewehren und MPs kommen dynamisch rüber und die Stimmen sind trotz der Daueraction jederzeit gut verständlich.

Der Atmos-Soundtrack lässt es richtig krachen

Wenn wir uns mal die Höhenebene für sich vornehmen, so gesellt sich der Score direkt zu Beginn hinzu und sobald der titelgebende Krankenwagen unterwegs ist, hört man dessen Sirene sehr prägnant von oben. Gleiches gilt für fliegende Helikopter und die ächzenden Geräusche innerhalb des verunfallten Wagens bei Minute 6’00. Das Tor zur Garage nach etwas über acht Minuten bietet den nächsten 3D-Sound, während ein paar Kamera-Spielereien rund um Minute 18–20 für weitere Effekte von oben sorgen.

Klasse ist dann der bohrende Score bei Minute 20, wenn sich das Team ins Gebäude und den Aufzug begibt. Ab 28’24 wird dann ausgiebig gefeuert und die Heights werden immer wieder mit Querschlägern und vereinzelten Schüssen angereichert. In der darauffolgenden halben Stunden wird’s ein wenig ruhiger von oben, weil schlicht nicht mehr viele Möglichkeiten geliefert werden. Allerdings wird stets der Score auch auf die Heights gelegt, was Ambulance eine sehr atmosphärische Tonwiedergabe beschert. Nach etwas über 60 Minuten hört man dann erneut einige Helikopter in der Luft und richtig fetzig wird’s dann bei 85’20, wenn die Scharfschützen ihre Projektile abfeuern.

  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (50%)

Sechs Featurettes mit einer Gesamtlaufzeit von 37 Minuten liefert das Bonusmaterial von Ambulance. Im ersten geht’s um die Arbeit mit Michael Bay und um seine Dynamik am Set. Das Zweite kümmert sich um den Hauptdarsteller des Films, den Krankenwagen von Falck und das Dritte wirft einen Blick hinter die Kulissen der dynamischen Drohnen-Shots. In „Krankenwagen-Ambiente“ geht es dann um die Story und ungefähr drei Haupt-Protagonisten. „Welthauptstadt der Verfolgungsjagden“ kümmert sich um den Schauplatz Los Angeles und im letzten wird den Sanitätern und Einsatzkräften der Stadt die Ehre erwiesen.

Gesamtbewertung Ambulance (85%)

Warum nicht mal einen (großen) Schritt zurück machen und für relativ schmales Budget einen etwas „kleineren“ Film drehen? Michael Bay hat’s gemacht und das Experiment darf als geglückt gelten. Sein Ambulance mag nicht an die Figurentiefe des Originals aus Dänemark herankommen, aber wer hätte das schon erwartet? Dafür gibt’s aber endlich mal wieder einen lupenreinen Actionfilm in der Tradition von Speed & Co. Und der ist so rasant und atemlos geworden, dass man auch über das Overacting von Gyllenhaal und überraschend schnell wechselnde Tageszeiten hinwegsehen kann.

Die Blu-ray liefert dazu bereits ein kontraststarkes und dynamisches Bild, was vom ebenso dynamischen Sound mit toller 3D-Ton-Unterstützung und sehr räumlicher Darstellung begleitet wird. Die UHD-BD ist die bessere Wahl, da sie nicht nur kontraststärker und farbkräftiger ist, sondern in der Tiefe mehr Details zeigt und sichtbar besser encodiert ist.

Ambulance (4K Ultra HD)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Gyllenhaal, Jake, Abdul-Mateen II, Yahya, Dillahunt, Garret (Schauspieler)
  • Bay, Michael (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 09. Juni 2022 Review am: 22. Juni 2022
Erscheinungsjahr Film: 2022 Laufzeit: 136 Minuten
Filmstudio: Universal FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2.39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Atmos
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D Testgerät Player: Panasonic UB9004

Ambulance Trailer:

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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5 Kommentare
  1. Wer diesen Film abfeiert, muss gutes Actionkino wirklich abgöttisch hassen.
    Die Settings sehen ja eigentlich echt gut aus, die Kamerafahrten machen etwas her, aber dann muss sich Bay all das durch Kopfschmerzen-bereitende Wackelkamera und 100.000 Schnitte pro Sekunde wieder kaputt machen.

    Ich mag wirklich dämliche Actionblockbuster, vor allem aber mag ich die Action auch sehen.
    Man erkennt hier wirklich überhaupt nichts mehr.
    Das ist gerade in einer Szene die offenbar als Hommage an Michael Manns Heat gedacht ist sehr schade.
    Und der Score von Lorne Balfe ist mal wieder eine bloße Kopie seines Mentors Hans Zimmer.
    Kein eigener Stil ist erkennbar.
    2/10

  2. Hatte ihn auch auf UHD gekauft, auch wegen der deutschen Atmos Tonspur. Bin aber noch nicht dazu gekommen ihn anzuschauen.
    Ist der Film auf Disc denn aber wirklich in Dolby Vision? Auf der Packung finden sich keine Infos dazu, dort ist nur von HDR10 die Rede.

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