Test: Fear and Loathing in Las Vegas auf 4K UHD Blu-ray: Drogentrip in richtig schön bunt

 Heute im Test: die 4K UHD Blu-ray zum 25-jährigen Jubiläum von „Fear and Loathing in Las Vegas“. Noch nie sah ein Drogentrip besser aus als in diesem Gonzo-Film mit Benicio del Toro und Johnny Depp! 

Inhalt (85%)

Hunter S. Thompson, geboren im Juli 1937, erlebte in seiner Jugend eine Reihe von Herausforderungen. Mit 14 Jahren verlor er seinen Vater aufgrund einer Autoimmunkrankheit, was seine Mutter dazu trieb, dem Alkohol zu verfallen. Als rebellischer und anarchischer Jugendlicher geriet Hunter immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Nach zwei Jahren im Militär wurde er entlassen, da man seinen negativen Einfluss auf seine Kameraden kritisierte.

Während dieser turbulenten Zeiten entwickelte Thompson seine Leidenschaft für das Schreiben und bewunderte seinen literarischen Helden, Ernest Hemingway. Im Jahr 1965 tauchte er für ein Jahr in die Welt der Hell’s Angels ein, um darüber eine Reportage zu schreiben. Allerdings endete diese Begegnung in einer gewalttätigen Auseinandersetzung, die nicht nur zu zahlreichen Verletzungen führte, sondern auch zu Gerichtsverfahren und einem Medienrummel. Dies führte dazu, dass die Biker-Gang ihren berüchtigten Ruf erhielt und Thompsons Buch „Hell’s Angels“, das er 1966 veröffentlichte, ein Erfolg wurde.

Als einer der ersten Autoren, die für das gerade gegründete „Rolling Stone“-Magazin schrieben, legte er den Grundstein für den sogenannten Gonzo-Journalismus, der sich durch eine hohe Subjektivität und starke emotionale Einflüsse auszeichnet. In dieser Zeit entstand auch sein bahnbrechendes Werk, der Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“. Dieses Werk basierte auf zwei Reisen, die Hunter zusammen mit dem Rechtsanwalt Oscar Zeta Acosta unternahm. Die Reisen wurden im Auftrag der Sports Illustrated unternommen, die einen Bericht über das Mint 400 Querfeldeinrennen in Las Vegas von Thompson haben wollten. Mit einem Kofferraum voller Drogen machten sich die beiden auf den Weg nach Vegas. Thompson hatte bereits während seiner Zeit bei den Hell’s Angels Erfahrungen mit illegalen Substanzen gesammelt, als er zum ersten Mal LSD ausprobierte und sich während der Erfahrung geistig befreit fühlte.

Zwei auf einem (Road)Trip

Obwohl das, was Hunter S. Thompson der Sports Illustrated daraufhin anbot, nicht im Geringsten deren Erwartungen entsprach und daher brüsk abgelehnt wurde, spürte Thompson, dass er etwas Großes in Händen hielt. Mit Eifer sammelte er die Fragmente seiner Erinnerungen an den Vegas-Trip und verzierte sie im ultimativen Gonzo-Stil. Glücklicherweise schickte ihn der Rolling Stone erneut in die „Stadt der Sünde“, diesmal, passenderweise, um über die dritte Bundeskonferenz der Bezirksstaatsanwälte zu berichten, die sich mit gefährlichen Drogen befasste. Er schnappte sich erneut Acosta und eine Fülle von Drogen und begab sich nach Vegas.

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Das, was er aus diesen Erinnerungen kreierte, erschien 1972 als Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“ und stürmte wie ein Orkan durch die Popkultur. Thompson wurde zur Ikone des Aufstands, jedoch scheiterte er privat an den Erwartungen und daran, dass seine eigene Kunstfigur ihn überflügelte.

Die Verfilmung von Terry Gilliam im Jahr 1998 war hauptsächlich der Produzentin Laila Nabulsi zu verdanken. Sie hatte Thompson Ende der 70er Jahre kennengelernt und sich erfolgreich darum bemüht, die Filmrechte zurückzuerlangen, die Thompson zuvor günstig verkauft hatte. Obwohl ihr dies gelang, wechselten Regisseure, Besetzungen und Drehbuchautoren danach gefühlt im Sekundentakt. Zu einem Zeitpunkt waren sogar Jack Nicholson und Marlon Brando im Gespräch, und der Regisseur Oliver Stone brachte sich ins Spiel, wobei seine anarchisch-psychedelischen Visualisierungen in „Natural Born Killers“ zweifellos von „Fear and Loathing in Las Vegas“ inspiriert waren.

Johnny Depp sehen wir in Fear and Loathing in Las Vegas in einer absoluten Paraderolle
Johnny Depp sehen wir in Fear and Loathing in Las Vegas in einer absoluten Paraderolle

Das Regisseur-Karussell drehte sich weiter, und oft scheiterte das Vorhaben daran, dass Hunter S. Thompson persönlich Einwände gegen die Ideen von Regisseuren oder Drehbuchautoren hatte. Erst als Johnny Depp zum Projekt stieß, nahm die Sache wieder Fahrt auf, und Terry Gilliam wurde in die Bemühungen einbezogen. Für den ehemaligen Monty-Python und Brazil-Regisseur war es eine heikle Angelegenheit. Er war nicht der ursprüngliche Initiator der Verfilmung, sondern kam an Bord, weil bereits Johnny Depp und Benicio Del Toro als Schauspieler gebunden waren, von denen er begeistert war. Gilliam beschreibt die Situation als „gefährlich“, da die Studios normalerweise nicht Schlange stehen, um solch einen Film zu produzieren, und bereits viele Drehbuchversionen und Regisseure damit in Verbindung gebracht wurden.

Er lief also Gefahr, sich die Finger zu verbrennen, oder sogar mehr. Besonders bemerkenswert war, dass Gilliam das vorhandene Drehbuch in nur acht Tagen umschrieb und dabei das doppelte Budget für die Realisierung beanspruchte, verglichen mit seinem vorigen assoziierten Regisseur, Alex Cox. Er fühlte sich dabei sicher, da der Schöpfer der Vorlage, also Thompson selbst, mit dem Ergebnis zufrieden war. Als Universal als Vertriebspartner an Bord kam, waren auch die kurzzeitigen Unsicherheiten der Produktionsfirma Rhino Film überwunden, die zuvor befürchtet hatte, dass das Projekt finanziell katastrophal enden könnte.

Im Buch etwas nackter
Im Buch etwas nackter

Zwar konnte zu Beginn gerade einmal knapp die Hälfte des Budgets eingespielt werden, doch heute, 25 Jahre später, erkennt man die Bedeutung und den Einfluss des Films. Zahlreiche Kritiker hatten den Film bei seinem Start in den USA verrissen und teils vernichtend bewertet. Diese Haltung hat sich jedoch praktisch komplett gewandelt. Und Hunter S. Thompson dürfte der Letzte sein, der sich beschwert, denn „Fear and Loathing in Las Vegas“ bescherte seinen Büchern einen lang anhaltenden zweiten Frühling.

In Bezug auf die Inszenierung gelang es Gilliam, sehr nah an der Vorlage zu bleiben und zusammen mit seinem spontan engagierten Kameramann Nicola Pecorini Bilder von fiebriger Intensität einzufangen. Gerade in der ersten Hälfte des Films überzeugen die ungewöhnlichen Kamerawinkel, schrägen Kamerapositionen und Weitwinkel-Close-ups, die eine verrückte Optik erzeugen. Doch das alles wäre nur halb so gut, wenn es nicht auch schauspielerisch überzeugen würde. Und das tut es. Johnny Depp und Benicio Del Toro liefern herausragende Leistungen.

Selten wurden zwei Rollen so physisch ausgereizt, ohne dass es dabei um Kampfszenen geht. Für Depp war es eine Herzensangelegenheit, da er ein glühender Bewunderer von Thompson ist. Er verbrachte mehrere Monate in Vorbereitung auf die Rolle damit, Thompson wie ein „Falke“ zu beobachten und seine Bewegungen einzustudieren. Del Toro hingegen nahm innerhalb weniger Wochen 20 Kilogramm Körperfett zu, um die Rolle des Dr. Gonzo korrekt darzustellen. Mit einigen herausragenden Nebenrollen, darunter Tobey Maguire als Anhalter, wird „Fear and Loathing in Las Vegas“ zu einem Blick auf die düstere Seite des amerikanischen Traums und bleibt bis heute ein echter Kultfilm.

Bildqualität (90%)

„Fear and Loathing in Las Vegas“ wurde damals natürlich auf analogem Filmmaterial gedreht, wobei Arriflex-Kameras vom Typ 35 und 535 zum Einsatz kamen. Im Rahmen einer Initiative von Turbine in Zusammenarbeit mit dem britischen Arrow-Label wurde eine 4K-Restaurierung vom Originalnegativ des 35-mm-Filmmaterials durchgeführt. Diese Restaurierung umfasste auch das Graden mit HDR10 und Dolby Vision sowie die Erweiterung des Farbraums gemäß Rec.2020. Das Negativ wurde bei Company 3 in Burbank gescannt, und das Grading erfolgte bei LSP Medien in Uelzen, einem langjährigen Partner von Turbine in solchen Angelegenheiten. Dabei diente das SDR-Grading der bereits existierenden restaurierten Arrow-Blu-ray als Referenz, und das endgültige Ergebnis wurde von Terry Gilliam persönlich abgesegnet.

In der Praxis überrascht die HDR-Disc damit, wie sie die Farben noch einmal deutlich verbessert. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Differenzierung und Durchzeichnung der Farben im Vergleich zur bereits verbesserten neuen Blu-ray sind die Neonanzeigen bei 14’32. Die 4K-Disc zeigt alle Farben nicht nur kräftiger, sondern auch mit deutlicheren Abstufungen. Die roten Horizontallinien oberhalb des „Motel Freemont“ sind viel klarer abgegrenzt und leuchten jetzt in kräftigem Kirschrot, während die neue Blu-ray eher ins Orangerote tendierte. Je weiter man auf diesem Bild in die Ferne schaut, desto verschwommener werden Farben und Details auf der Blu-ray, während die HDR-Disc hier immer noch eine bessere Differenzierung bietet.

Die bunten Farben von Fear and Loathing in Las Vegas kommen über die UHD Blu-ray rüber wie ein LSD-Trip
Die bunten Farben von Fear and Loathing in Las Vegas kommen über die UHD Blu-ray rüber wie ein LSD-Trip

Das kräftige Kirschrot ist auch im Hotelflur bei 38’57 zu sehen, wo die neue Blu-ray eher orangefarben wirkte. Da die UHD Blu-ray etwas dunkler gemastert ist und besser mit den Spitzenlichtern umgeht, zeigt sie auch Details, die auf der Blu-ray fehlen. Zum Beispiel in den kleinen Leuchten im bereits erwähnten Hotelflur oder bei Lichteinfall nach 57’03. Bei letzterem überstrahlt die Blu-ray, während die HDR-Disc die Details beibehält. Beeindruckend ist auch, wie viel mehr Auflösung die 4K-Disc bietet.

Wenn man die Landschaft nach 68’30 betrachtet, sieht man die kleinen Steine auf der anderen Straßenseite auf der UHD Blu-ray viel besser und deutlicher als auf der neuen Blu-ray. Die Brauntöne sind dort ebenfalls prägnanter und wärmer. Insgesamt präsentiert sich die UHD Blu-ray als deutlich überlegen und schöner im Vergleich zur bereits guten neuen Blu-ray. Hinzu kommt eine noch feinere und bessere Kodierung. Herzlichen Glückwunsch zu einer großartigen UHD Blu-ray.

Tonqualität (70%)

Die Blu-ray und die UHD-Blu-ray von „Fear and Loathing in Las Vegas“ bieten jeweils eine DTS-HD-Master-Audiospur in 5.1 für Deutsch und Englisch. Zusätzlich zur Originalversion gibt es auch eine 2.0-Stereo-Fassung in DTS-HD-Master für den englischen Originalton. Genau genommen verwenden beide Discs die gleichen Tonspuren wie die alte Blu-ray, mit einer entscheidenden Ausnahme, die von Turbine bekannt ist.

Der Director’s Cut war bereits auf der alten Blu-ray enthalten, jedoch immer auf die Originalsprache und Untertitel in den zusätzlichen Szenen beschränkt. Turbine hat sich erneut die Mühe gemacht und die Sprecher der Darsteller organisiert, um die entsprechenden Stellen nachzusynchronisieren. Erstmals bekommen wir „Fear and Loathing in Las Vegas“ in einer kompletten deutschen Synchro präsentiert!

Aufgemerkt: Der Ton kommt erstmals mit einer deutschen Synchro in den Dir.-Cut-Szenen
Aufgemerkt: Der Ton kommt erstmals mit einer deutschen Synchro in den Dir.-Cut-Szenen

Daher hören wir hier David Nathan für Depp und Torsten Michaelis für Del Toro sowie weitere hochkarätige Synchronsprecher für die anderen Rollen. Übergänge oder Brüche in der Synchronisation sind nicht zu bemerken, sodass der Director’s Cut erstmals fließend in deutscher Sprache vertont ist. Das allein rechtfertigt bereits den Kauf der Disc für Fans. Was die 5.1-Tonspur sonst bietet, ist ein solider, klanglich ausgewogener Sound, bei dem die Dialoge vom Center-Lautsprecher dominiert werden und nur gelegentlich dynamische Ausbrüche bieten. Ein wenig Druck und Dynamik gibt es bei den Flieger- und Bombengeräuschen im Fernsehen nach etwas über 20 Minuten.

Ab 21’46 gibt es erstmals dedizierte Surround-Sounds, wenn die Maschinengewehre knallen, und kurz danach hört man auch die Motorräder über die hinteren Lautsprecher. Während der Musiksequenzen sollte das Surround-Erlebnis noch eindrucksvoller sein. Die Basslautsprecher hätten jedoch gelegentlich etwas mehr Wumms vertragen können. Aber auch der englische Ton ist in dieser Hinsicht nicht wirklich besser. Er klingt allerdings in den Musiksequenzen ein klein wenig offener.

  • Deutsch: DTS HD-Master (70%)
  • Englisch: DTS HD-Master (75%)

Bonus (90%)

Die UHD Blu-ray von „Fear and Loathing in Las Vegas“ enthält zunächst Terry Gilliams Audiokommentar, der auch untertitelbar ist. Die beiliegende Blu-ray bietet sieben Interviews, von denen vier neu produziert wurden und faszinierende Einblicke von Benicio Del Toro, dem Kameramann, der Cutterin und der Produzentin Laila Nabulsi in die Retrospektive des Films bieten. Ein besonderes Highlight ist jedoch die zweite Blu-ray des Sets, auf der die zweistündige Dokumentation „Gonzo – The Life and Work of Dr. Hunter S. Thompson“ als Bonus enthalten ist. Das umfangreiche 56-seitige Booklet mit Texten von Christoph N. Kellerbach taucht zudem tief in die Entstehungsgeschichte des Films ein.

Testfazig Fear and Loathing in Las Vegas 4K Blu-ray (82%)

Fear and Loathing in Las Vegas erschein in vier limitierten 4K UHD Blu-ray Varianten (Mediabook)
Fear and Loathing in Las Vegas erschein in vier limitierten 4K UHD Blu-ray Varianten (Mediabook)
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„Fear and Loathing in Las Vegas“ erlebt anlässlich seines 25. Jubiläums eine umfassende optische Überarbeitung, die dem Film auf der UHD Blu-ray besser steht als jeder andere bisherige Release. Die ausgefallenen Kameraeinstellungen und Farbfilterungen kommen nun so kräftig und dynamisch zur Geltung, dass man fast schon ein Löschblättchen LSD nehmen möchte… Na ja, vielleicht nicht ganz so extrem. Aber der Film hat noch nie besser ausgesehen.

Darüber hinaus bietet die nachsynchronisierte Tonspur für den Director’s Cut, die erstmals in den Szenen des Director’s Cuts eingefügt wurde, eine harmonische Ergänzung. Obwohl sie insgesamt nicht besonders dynamisch ist, fügt sie sich gut in die nachträglich aufgenommenen Szenen ein.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 26. Oktober 2023 Review am: 15. November 2023
Erscheinungsjahr Film: 1998 Laufzeit: 118 Minuten
Filmstudio: Turbine Medien FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2.35:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch DTS HD-Master
Englisch DTS HD-Master
High Dynamic Range:
HDR 10 & Dolby Vision Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG 4K OLED TV Testgerät Player: Panasonic UB9004

 

Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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1 Kommentar
  1. Danke für diesen tollen Bericht, habe viel neues erfahren.
    Selbst auf VHS war der Film schon gut! Southern Comfort und Jim Beam mit Cola fehlten dabei damals nicht.

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