„Zensur“ von Filmen und Serien mit rassistischen Inhalten beflügelt illegale Downloads

Filme und Serien, die rassistische Inhalte oder Stereotypen beinhalten, werden aktuell in Masse entfernt. Illegale Downloads von Titeln wie „Vom Winde verweht“ schießen dagegen in die Höhe!

Contentanbieter bemühen sich in Zeiten der „Black Lives Matter“-Bewegung besonders politisch korrekt aufzutreten. Ob sich die jeweiligen Unternehmen wirklich mit BLM identifizieren, oder ob man lediglich keine öffentliche Angriffsfläche bieten möchte, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bedeutet es, dass unzählige Filme und Serien aus dem Angebot der Streaminganbieter verschwinden. Beliebte BBC-Serien wie „Fawlty Towers“, „Little Britain“ oder „The League of Gentleman“ wurden bereits aus dem Programm genommen. Oft bedienten sich die Comedy-Serien an sogenannten Blackface-Charakteren, also weiße Schauspieler mit schwarz angemalten Gesichtern. In den USA wurde dagegen die beliebte Reality-TV-Serie „Cops“ abgesetzt – nach 31 Jahren Laufzeit.

„Vom Winde verweht“ macht seinem Namen alle Ehre

Selbst Filmklassiker wie „Vom Winde verweht“ (OT: Gone with the Wind) bekommen die macht der jungen Bewegung zu spüren. Ganze 81 Jahre (Erscheinungsjahr 1939) hatte sich der Film behauptet, jetzt hat ihn HBO aus dem Angebot seines Streamingservices HBO Max entfernt. Bemängelt wurde unter anderem die Rolle der „Mammy“, einer farbigen Sklavin und späteren Hausangestellten, gespielt von Hattie McDaniel. Viele Medien brüskieren sich über angebliche Zensur von Klassikern, Komödien und Satiren. Doch nur weil etwas viele Jahre lang gutgeheißen wurde, heißt es ja noch lange nicht, dass es richtig ist.

Allerdings ist die Masche „aus den Augen, aus dem Sinn“ auch fragwürdig – besser ist es, reflektiert mit älteren Filmen und Serien umzugehen, die oftmals einen gewissen Zeitgeist widerspiegeln. Jenen Zeitgeist kann und sollte man heute kritisch hinterfragen – ihn unter den Teppich zu kehren, das verhindert aber eher, dass aus Fehlern der Vergangenheit gelernt wird. Unternehmen dürfte diese Abwägung aber wohl oft wenig interessieren – sie wollen sich aus wirtschaftlichen Gründen keinen Kontroversen aussetzen.

Die illegalen Downloads von "Vom Winde verweht" schossen in die Höhe
Die illegalen Downloads von „Vom Winde verweht“ schossen in die Höhe || Bild: torrentfreaks.com

Disc-Verkäufe und Illegale Downloads ziehen an!

Der aktuellen Situation geschuldet, wenden sich Nutzer wieder den physischen Medien zu – bestellen also ganz klassisch DVDs und Blu-rays. Es zeichnet sich jedoch noch ein weiterer Trend ab. Sicherlich auch getrieben durch die Berichterstattungen, florieren aktuell die illegalen Downloads der angemerkten Inhalte. Die weltweiten Downloads von „Vom Winde verweht“ in der Originalfassung, nahmen um 1.300% zu. Allein in den USA um rund 2.200%. Nicht viel anders sieht es bei Little Britain aus. Weltweit gab es einen Anstieg von 1.400%, in Großbritannien sogar einen 5.000-prozentigen Anstieg der Downloads über sogenannte Torrent-Seiten.

Wer schaut schon „Cops“?

Mal Hand aufs Herz, wer hatte in den nächsten Tagen vor, sich „Vom Winde verweht“, eine der britischen Comedy-Serien oder das US-Format „Cops“ anzusehen? Wahrscheinlich niemand. Und gemessen am Angebot, dass uns täglich via Netflix, Prime Video, Apple TV+, DAZN, Disney+ und Co. zur Verfügung steht, ist es sicherlich ein kleiner Preis dafür, dass sich Millionen von Menschen verstanden und akzeptiert fühlen.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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15 Kommentare
  1. Ob jemand meint, gewisse Inhalte seien rassistisch ist doch nicht der Punkt. Maßgeblich ist, dass man Geschichte zensiert. Ob der Grund dafür ist, dass sich einige wohler fühlen, ist ein leeres Argument, da es jedem freisteht, ob er sich sowas anschaut. Es kommt mir eher wie im Dritten Reich vor, bei dem entschieden wurde, was in Büchern stehen darf, damit sie nicht verbrannt werden, oder was entartete Kunst ist. Argumente, warum Zensur dann doch gut sein soll, findet man immer und kann dies in wohlgefällige Worte kleiden. Wer aber alte Sachen verändert, verbietet usw vernichtet einen Teil der Geschichte, schreibt sie um und will die Zukunft steuern. Nicht mehr, nicht weniger.

  2. Das ist einfach nur peinlich einer Serie wie Little Britain rassistisches Verhalten zu unterstellen, in der Serie wird der Gesellschaft brutal der Spiegel vorgehalten, im täglichen Umgang mit Behinderten, Transexuellen, Homosexuellen, anderen Rassen, zwergwüchsigen usw oder kurz zusammengefasst alles was anscheint nicht der Gesellschaftlichen Norm entpricht und auf die eine oder andere weise im Alltag ausgegrenzt wird.

    • Genau so bei den Simpsons: Der Charakter Apu wurde ja gestrichen – und der war immer absichtlich eine Parodie auf Stereotype gegenüber indischen Einwanderern. Jene hat er auch manchmal unterwandert, manchmal perfekt ironisch verkörpert. Dass der Charakter entfernt wurde, war ein großes Zeichen von Selbstunsicherheit der Macher und ist für mich bis heute ein Ärgernis, da die Figur aus meiner Sicht absolut nicht anstößig war.

      • Bei Apu ist das Problem, dass man ihn sowohl als Parodie auf Klischees als auch selbst als Klischee sehen kann. Minderheiten sind bei sowas empfindlicher als Mehrheiten. Soviel ich weiß haben Indo-Amerikaner mit Apu viel mehr Probleme als Inder in Indien, die mit ihm praktisch keine Probleme haben.
        Das ist so ähnlich wie die Kontroverse um Scarlett Johannsson als Motoko Kusanagi im Ghost in the Shell Realfilm. Japanisch-Amerikaner waren darüber echt sauer, während es die Japaner in Japan kein Bisschen gestört zu haben scheint.

  3. Hallo Herr Jahn, mit Verlaub, eine sehr kurz gedachte und am Problem vorbei argumentierte, völlig unkritischer “Hand aufs Herz”-Abschluss ihres Textes…
    Bedeutet er doch schlicht: auf die betreffenden Filme kann man verzichten, da die eh keiner mehr schaut… Bei “Herr der Ringe” oder “Avengers” wäre das also anders (?), weil der viel gesehen und vielleicht gar zu ihren Lieblingsfilmen zählt?!
    Wer allen ernstes Serien wie “Little Britain” aufgrund vermeintlichen Rassismus zensiert, hat wahrlich nichts verstanden. Hier bekommen auch Behinderte, Reiche, Arme, Nerds, Buchhändler, Schwule, Frauen, Männer, Prolls, Engländer, Inder… Weiße ihr Fett weg… BLM bedeutet nicht: wir machen Satire, nur nicht mehr über Nichtweiße. Und übrigens: das Wesen der Schauspielerei ist es, sich als Darsteller in Rollen hineinzudenken. Frauen spielen sogar Männer (und umgekehrt) und zwar nicht, um das jeweils andere Geschlecht zu diskreditieren. Wer hätte denn bitteschön in dieser Denke Spock spielen sollen? Natürlich dürfen weiße Schauspieler spielen was sie wollen… es kommt auf die Haltung an. Little Britain ausgerechnet wegen des Verarschung der dunkelhäutiger Kaffeeverkäuferinnen verbieten zu wollen ist schlichtweg grotesk!
    Gruß

      • Moin Herr Jahn, das kommt drauf an: wenn Sie Kunst wie „Vom Winde verweht“ oder „Little Britan“ für verzichtbar halten, könnten Sie es natürlich nicht klarer formuliert haben…
        Und wieder Gruß

    • „Natürlich dürfen weiße Schauspieler spielen was sie wollen… es kommt auf die Haltung an.“
      In einer idealen Welt schon.
      In der Praxis gibt es nur, z. B. in den USA, das Problem, dass weiße Schauspieler oft Rollen von Schwarzen oder Ostasiaten bekommen haben, wenn die Rolle gut war, während die schwarzen und ostasiatischen Schauspieler nur Nebenrollen bekamen und nicht mal in Traum daran denken konnten, mal die Rolle eines weißen Menschen zu spielen. Darum gelten „Blackface-“ und „Yellowface-„Rollen aktuell mit gutem Grund als inakzeptabel, weil in der Praxis rassistisch.

  4. Diese scheinheiligkeit ist doch zum kotzen. Ein President der Menschen auf Twitter permanent beleidigt und verhöhnt. Den laufen sie hinterher mit dem treffen sich die großen dieser Welt. In Brasilien werden Indigene Völker ausgerottet, wen interessiert es. Die Kirche hat Menschen als Hexen und Anti Christen verbrannt. Wen Interessiert es. Verlogene Gesellschaft. Frauen werden als Ware angeboten wen Interessiert es. Da können wir ja gleich alle Filme und Dokus löschen. Herzlich willkommen bei Orwell. Ja es ist richtig gegen Rassismus muß man kante zeige aber dann bitte auch gegen alle Ungerechtigkeit. Und nicht Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt. Ach Pipi Langstrumpf ist ja dann auch Rassistisch. Last die Kirche mal im Dorf Leute.

  5. Ich finde, das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich bin auch sehr gegen eine Zensur von Inhalten, die nicht gerade volksverhetzend sind. Andererseits halte ich Rassisten für den Abschaum der Menschheit.
    Filme wie Vom Winde Verweht sind da ein besonders kompliziertes Problem. Inhaltlich ist dieser Film offensichtlich extrem naiv, was die Situation schwarzer Sklaven in den US-Südstaaten vor dem Bürgerkrieg angeht. Das ist für einen Film aus den späten 1930ern leider nicht Ungewöhnliches.
    Ich persönlich habe diesen Film schon mehrmals gesehen und habe dabei oft den Eindruck gehabt, dass man ihn als Satire sehen kann, da praktisch alle Charaktere in diesem Film entweder dumm und naiv oder schwer egoistisch sind, was bis zum Schluss so bleibt. Aber wie es aussieht, stehe ich mit diesem Eindruck alleine da.
    Folgender Artikel aus der New York Times zeigt, dass der Film nicht einfach so bei HBO Max rausgeflogen ist: https://www.nytimes.com/2020/06/14/movies/gone-with-the-wind-battle.html
    Der Film ist also nicht für die Ewigkeit verbannt, sondern man denkt bei HBO über eine Präsentation mit einer Einleitung nach, die das Problem anspricht. Da es sich bei Vom Winde verweht, wenn man die Inflation berücksichtigt, bis heute um den erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten handelt, wäre es sinnlos, ihn verschwinden lassen zu wollen.
    Abgesehen davon ist sich Warner dieses Problems schon länger bewusst. Die 75th Anniversary Edition der Blu-ray hat im Bonusmaterial eine Doku namens Old South – New South, die sich mit dem Problem des Selbstverständnisses der Südstaaten befasst, das der Film zumindest an der Oberfläche repräsentiert.
    Das ist IMHO wahrscheinlich die beste Methode, das Problem anzugehen. Aufklären statt zu zensieren.

  6. Dem kann ich nur zustimmen. Dieser blinde Aktionismus der mal wieder an den Tag gelegt wird, um sich als „guter Mensch“ oder „gutes Unternehmen“ zu präsentieren, ist der größte Hohn schlechthin.
    Wenn bei jemandem in Bezug auf anders aussehende Menschen im Kopf etwas „quer sitzt“, dann hilft dagegen sicherlich keine Verbannung von Wörtern oder Medien.

    Wenn man solche Dinge liest und gleichzeitig weiß, das in großen Teilen Menschen an Hunger sterben, dann bleibe ich dabei: Zumindest der Teil der sogenannten Wohlstandsgesellschaft (zu dem ich mich als in Deutschland Lebender selbst zähle) hat seinen Zenith überschritten. Aber eine Hoffnung habe ich: Die Natur wird es letztendlich richten!

  7. Ich bin gegen jede Art von Zensur, wenn es aus Gründen politischer Korrektheit oder so genannter Unzeitgemäßheit passiert. Reflektierte Betrachtung Ja, aber Zensur eindeutig Nein.
    Wie soll man sonst aus der Vergangenheit lernen, wenn unschöne Dinge einfach unsichtbar gemacht werden?
    Genauso wie Bildersturm und Denkmalentfernung.

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