Inhalt (75%)
Da ist es nun, das erste Spinoff aus dem Transformers-Universum. Und natürlich hat man sich den heimlichen Publikumsliebling dafür ausgesucht: Bumblebee. Der Autobot, dessen Sprachchip nicht funktioniert (warum das so ist, erfahren wir hier übrigens direkt am Anfang), darf hier also zeigen, dass er das Franchise auch (fast) alleine auf den Schultern tragen kann. Fans der Reihe dürften allerdings erst einmal etwas überrascht sein. Denn zum einen gibt’s hier eine Reise in die Vergangenheit und zum anderen sollte man sich direkt darauf einstellen, dass Action hier nur an zweiter Stelle steht. Nach einem noch rasanten Finale dauert es bis zur 85! Minute (und somit bis zum Showdown), bevor wieder echte und ausgiebigere Actionszenen zu bewundern ist. Dazwischen gibt es viel Komik und viel Coming of Age. Denn das ist Bumblebee noch viel mehr als der erste Transformers seinerzeit: Die Geschichte eines jungen Mädchens, das durch die Bekanntschaft mit einem Autobot zur Erwachsenen wird.
Haley Steinfeld ist die junge Dame, die man für die Rolle der Charlie besetzte. Die 2010 in True Grit bekannt gewordene Aktrice hat sich mittlerweile durch zwei Pitch-Perfect-Mitwirkungen einem größeren Publikum bekannt gemacht und konnte in Ender’s Game bereits SciFi-Erfahrung sammeln. Wobei es in Bumblebee ja dann doch eher wenig SciFi gibt. Die Rolle der rebellischen Charlie ist ihr jedenfalls auf den Leib geschneidert. Mit betont rockigen 80er-Jahre-Klamotten und einer Attitüde, die den meisten Jungs der Gegend das Fürchten lehrt, hat sie den Zuschauer augenblicklich auf ihrer Seite. Wirklich klasse, wie sie mit dem Autobot „zusammen spielt“, ohne dass sie diesen überhaupt vor sich hatte. Das Agieren mit einer silbernen Kugel, die ein Set-Mitarbeiter in entsprechender Höhe hält, damit Haley weiß, auf welcher Höhe und in welcher Richtung ihr Autobot-Gegenüber gerade ist, ist schwer genug. Es so authentisch und spielerisch hin zu bekommen wie Steinfeld, nötigt Respekt ab. Allerdings muss man mit der nochmals deutlich intensiveren Komik zurechtkommen. Klar gab es auch in den bisherigen Transformers-Filmen immer ein paar alberne (Klein)Roboter und einige Machosprüche. Doch wenn sich Bumblebee hier oftmals verhält wie ein kleines, außer Kontrolle geratenes Hündchen, dann ist das schon gewöhnungsbedürftig.
Dass es dann aber doch nicht ins allzu Infantile abdriftet, dafür sorgt tatsächlich die Figur der Charlie und ihre Darstellerin Steinfeld. Für ein Eventmovie hat man der Hauptfigur eine erstaunliche Tiefe verliehen – wesentlich mehr als bspw. Sam Witwicky in den ersten Filmen des Franchise. Der Respekt hierfür gilt der jungen Drehbuchautorin Christina Hodson, die mit Bumblebee nach Shut in und Unforgettable erst ihr drittes Skript auf die große Leinwand brachte – und dann direkt eins aus einem so großen Franchise. Hodson schafft es, eine starke Frauenfigur zu beschreiben, die um keinen Spruch verlegen ist (vor allem Onkel Hank bekommt es hier gerne mal ab).
Gleichzeitig beschreibt sie eine überraschend berührende Geschichte über Freundschaft. Und die Tatsache, dass Bees Sprachchip zerstört ist, spielt der Beziehung zwischen Charlie und ihm noch zusätzlich in die Hände. So konzentriert sich das Geschehen zunächst auf die Monologe, die Charlie führt, während Bee nur durch Bewegungen reagieren kann. Behutsam erfährt der Zuschauer, dass sie ihren Vater verloren hat, der ihr alles bedeutete; man bekommt mit, wie eng die Verbindung der beiden war und nimmt dabei die Position Bumblebees ein. Geschickt schafft es der Film, dass man ihm (und Charlie) zuhört. Und weil die Geschichte einen traurigen Grundkern hat, wirkt der integrierte Humor zwischendurch befreiend. Ob das nun der gelbe Autobot ist, der seinen gigantischen Körper hinter einem klitzekleinen Stein verstecken will oder die sarkastischen Sprüche von Dropkick („Die Menschen vermehren sich, lass mich welche umbringen“) – beides funktioniert auf seine Weise.
Und, Überraschung: Wrestler John Cena, der vornehmlich in günstigen B-Actionern mitspielt, zeigt in Bumblebee sein vorhandenes Komikertalent. Schon sein erster Auftritt im Umgang mit der Platzpatronen-Waffe ist zum Schreien komisch. Wer mehr davon sehen möchte, schaut im Bonusmaterial vorbei, indem man ihn improvisieren sieht.
Wenn Charlie sich dann mit Memo gemeinsam im offenen Käfer den Wind um die Nase wehen lässt (natürlich zu Tears for Fears‘ Everybody Wants to Rule the World), verströmt das überdies eine Menge positives Lebensgefühl. Man muss eben nur akzeptieren, dass dieser Film atmosphärisch praktisch kaum mehr verwandt ist mit dem bisherigen Transformers-Franchise.
Apropos Lebensgefühl: Was ebenfalls zum Gelingen von Bumblebee beiträgt, ist das Setting in den 80ern. Von der detaillierten Ausstattung über die herrlichen, teils bunten, teils abgerissenen Klamotten bis hin zum grandiosen Soundtrack fühlt man sich mittendrin in einem der extrovertiertesten Jahrzehnte. Die Musik mit Songs von The Smiths, Howard Jones, A-ha oder Simple Minds wurde zwar nicht sonderlich innovativ, aber vorzüglich passend ausgewählt. Tja, und selbst die harten Actionfans verdrücken vermutlich eine Träne, wenn im Finale der typische Rückspiegel-Spruch „Objects in mirror are closer than they appear“ auftaucht.
- Cena, John, Steinfeld, Hailee, Adlon, Pamela (Schauspieler)
- Knight, Travis(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (80%)
Bumblebee wurde mit Arri-Kameras vollständig digital aufgenommen. Am Ausgang lagen dabei 3.4K an, die jedoch fürs Digital Intermediate wieder auf 2K heruntergerechnet wurden. Die UHD ist also nur eine hochskalierte Scheibe. Dafür integrierte man natürlich einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik HDR in HDR10 und Dolby Vision.
Gegenüber der Blu-ray zeigen sich die farbigen Szenen auf Cybertron durchaus noch mal kräftiger und kontrastreicher. Farben wirken noch plastischer, satter und die Spitzlichter und Reflexionen sind eindrucksvoller. Ab Kapitel drei nehmen Hauttöne allerdings einen seltsam unnatürlich braunen Look an. Steinfelds Gesicht beim Aufeinandertreffen mit ihren Eltern wirkt fast künstlich in diesem Moment. Ändert sich die Beleuchtung etwas, wird es besser und die Hautfarben werden natürlicher, wirken realistischer und weniger orange als über die Blu-ray.
Ansonsten gibt sich das Bild betont wärmer und ist etwas dunkler abgestimmt. Die bessere (hochskalierte) Auflösung wird in Close-ups ein wenig sichtbar, ohne hier Referenz-Qualität zu erreichen. Dazu kommt, dass ein paar Shots schon kameraseitig nicht perfekt scharf sind. Randprobleme gibt es allerdings nicht. Dafür ist auch die UHD nicht mit dem besten Schwarzwert gesegnet – leider. Während HDR10 hier sogar flacher, leicht grünlicher auf den grauen/schwarzen Oberflächen erscheint, ist Dolby Vision durchaus knackiger, zeichnet aber nicht mehr komplett durch. Dennoch liefert DV das durchweg bessere Ergebnis – auch in den gut ausgeleuchteten Aufnahmen.
Was definitiv noch zu erwähnen wäre ist das Bildformat von 1.78:1. Es gibt somit „mehr Bild“ im Gegensatz zu klassischen Blockbustern, die meist im 2.39:1 oder 2.40:1 Format über die Leinwand flimmern.
- Cena, John, Steinfeld, Hailee, Adlon, Pamela (Schauspieler)
- Knight, Travis(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (80%)
Es tut sich was, beim Sound der UHD. Denn wo die BD nur (eine respektable) Dolby-Digital-Spur fürs Deutsche bot, erhält die 4K-Scheibe dann auch eine Atmos-Spur. Und die ist von Beginn an aktiv, indem sie den Score aus der Höhe mitspielen lässt. Bleiben wir fürs Erste aber noch bei der regulären Ebene: Klasse, wie schon beim Aufbau des Paramount-Logos die typischen Transformers-Geräusche von den Surround-Speakern zu hören sind. Und die Räumlichkeit während der Kämpfe auf Cybertron ist wirklich sensationell gut. Ständig ballert und zischt es aus allen Richtungen und die Geschosse, die den großen Turm am Ende zerstören, flitzen extrem gut ortbar durch den Raum. Dazu gibt es satten, wenngleich nicht brachialen Bass. Vielleicht fehlt’s ein wenig an Höhen, aber das ist Kritteln auf hohem Niveau. Richtig satt sind dann die Schüsse von den auf den Jeeps angebrachten MGs. Und sobald die Raketen von Blitzwing einschlagen, setzt es richtig Pfund ins Heimkino. Obendrauf gibt’s einen unglaublich lebhaften Soundtrack, der (für 80er-Jahre-Songs) erstaunlich dynamisch präsentiert wird. Und im Finale wird das Heimkino dann endgültig gerockt. Keine Spur von den wenig dynamischen Tonspuren einer Firma wie Disney – hier geht’s richtig zur Sache.
Wenden wir das Ohr nach oben, gibt es während der Kämpfe auf Cybertron schon mal ein Geräusch von einem einfliegenden Gleiter oder solchen, die über die Szenerie fliegen. Wenn nach etwas über fünf Minuten der Feuerball niedergeht, hätten im Anschluss aber die Drecksbrocken durchaus auch mal von den Heights rieseln dürfen. Und auch während der Bumble-Vision hätte man sich Rundumsounds erhofft. Da sich dann zunächst die Story entwickelt, tut sich eine Weile lang nichts mehr. Erst als Bumblebee zum Leben erweckt wird, kommen ein paar der typischen Transformers-Sounds aus den Heights. Wenn dann die beiden Kollegen aus dem All in einem Feuerball auf die Erde fallen und sich anschließend unterhalten, gibt es die bis dato deutlichsten 3D-Sounds. Ohnehin sind die Stimmen von Shatter und Dropkick der offensivste Effekt aus den Heights – zumindest für einige Zeit.
Wirklich cool ist allerdings der Soundeffekt während der Verfolgung mit einem Police-Officer und des Käfers Luftrolle. Zum Showdown hin gibt es dann nach 85 Minuten noch mal eine effektvolle Explosion, die Trümmerteile über die Heights schickt und gleichzeitig ordentlich über den Subwoofer schiebt. Insgesamt wäre hier mehr drin gewesen.
- Deutsch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Deutsch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (70%)
Im Bonusmaterial von Bumblebee gibt’s zunächst einmal zehn entfernte/erweiterte Szenen, die ein paar Albereien mit Spülmaschinen zeigen sowie die Beziehungen der Figuren zueinander etwas vertiefen. Allesamt sind entbehrlich. Dazu gibt es noch neun Minuten an Outtakes, die zeigen, wie viel komödiantisches Talent John Cena hat. Vielleicht sollte das mal jemand ausführlicher nutzen. Erstaunlich sogar, wie viel mimischer Ausdruck aus dem Ex-Wrestler heraus zu holen ist, wenn man ihn etwas kitzelt.
Unter „Bee Vision: Die Transformer-Roboter von Cybertron“ stellen sich die im Film vorkommenden Cybertronier kurz vor. Wir erfahren den Namen, die Zugehörigkeit und ihre Spezialfähigkeit nach der Verwandlung. „Die Geschichte von Bumblebee“ fügt dann fünf kurze und etwas längere Featurettes zusammen und klärt über die Idee zur Story auf, stellt die Darsteller und ihre Rollen vor und stellt Bezüge zu den ursprünglichen Generation-1-Comics her. Außerdem wird geschildert, warum man sich für einen VW Käfer als Alter Ego für Bumblebee entschied. Der letzte Teil dieses Extras läuft mit 20 Minuten am längsten und betrachtet mehrere Aspekte des Films – unter anderem das im Hintergrund ständig präsente Thema der 80er.
Gesamtbewertung Bumblebee (78%)
Bumblebee ist der E.T. des Transformers-Franchise. Wesentlich mehr Coming-of-Age-Story im 80er-Jahre-Look als SciFi-Action. Wer mit dieser Einstellung in den Film geht, kann hervorragend unterhalten und sogar berührt werden. Man sollte nur bloß nicht annehmen, dass hier der sechste Transformers auf den Zuschauer losgelassen wird.
Bei der Bildqualität verhagelt es der maue Schwarzwert sowie ein etwas inhomogenes Rauschverhalten der Blu-ray und leider auch etwas der UHD – wobei Letztere mit Dolby Vision die bestmögliche Variante liefert. Außerdem gibt’s nur über die Ultra-HD den deutschen Atmos-Sound, der zwar in Sachen 3D-Toneffekte hinter den Möglichkeiten zurückbleibt, auf der regulären Ebene aber ordentlich zulangt und dynamischer ist als das DD-Pendant der Blu-ray.
- Cena, John, Steinfeld, Hailee, Adlon, Pamela (Schauspieler)
- Knight, Travis(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
- Hailee Steinfeld, John Cena (Schauspieler)
- Travis Knight(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 02. Mai 2019 | Review am: | 27. April 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 113 Minuten |
Filmstudio: | Paramount | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Chinesisch, Deutsch, Englisch, Japanisch |
Bildformat: |
1.78:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Bumblebee Trailer:
Transparenz: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn ihr auf diese klickt, werdet ihr direkt zum jeweiligen Anbieter weitergeleitet. Falls ihr einen Kauf tätigt, bekommen wir eine geringe Provision. Für euch bleibt der Preis unverändert. Vielen Dank für eure Unterstützung!
Warum gibt es keine 3D Bluray, oder noch besser 3D UHD?
Im Kino gab es doch auch eine 3D Version!
@rolfu: sehe ich grundsätzlich ähnlich. Problem…
Die normale BlueRay hat für die deutsche Sprachausgabe nur Dolby Digital. Bei der überteuerten 4k ist neben HDR ebenfalls für die deutsche Sprachausgabe Dolby Atmos dabei und die soll laut Testbericht wessentlich besser klingen, wenn auch nicht das Optimum aus dem 3D-Sound herausholen. Damit auch keine überteuerte normale BlueRay? Ein Dilema im doppelten Ausmaß…
Mehr Bild? Gilt wohl nicht für Besitzer von 21:9 Leinwänden 😉
Immerhin wechselt das Format nicht ständig hin und her, welches ja in letzter Zeit leider gross in Mode gekommen ist. Die Scheibe wird dank runterskalieren und wieder hochskalieren NICHT gekauft. Einfach nur unglaublich, dies dann als überteuerte 4K Scheibe zu verkaufen.