Netflix-Preissenkung: Neue Strategie oder Reaktion auf Konkurrenzdruck?

Netflix hat seine Abo-Preise in über 35 Ländern gesenkt. Reagiert der Streaminganbieter damit auf den Konkurrenzdruck, oder steckt dahinter eine ausgefeilte Business-Strategie?

Eines vorneweg: im deutschsprachigen Raum sind keine Preissenkungen von Netflix kommuniziert worden. Bedeutet, in Deutschland, Österreich und der Schweiz bleibt die Preisstruktur der Streamingdienstes unverändert – vorerst. Die Reduzierung der Abopreise betrifft wohl mehr als 36 Länder und wurde bereits von Netflix gegenüber dem Wall Street Journal bestätigt. Betroffen sind primär Regionen im Nahen und Mittleren Osten, Jordanien, Jemen, Libyen, Kenia in Afrika und asiatische Länder wie Thailand, die Philippinen, Indonesien oder Malaysia. Dazu gesellen sich einige Länder in Südamerika. Mit Kroatien, Slowenien und Bulgarien erreicht die Netflix-Preissenkung sogar Europa. Letztlich alles Märkte, in denen Netflix vertreten, die Anzahl der Abonnenten gemessen an der Gesamtbevölkerung aber definitiv als unterdurchschnittlich zu bewerten ist.

Netflix ist teurer als die Konkurrenz

Aktualisierte Übersicht der Netflix-Preise und Features (Stand: Oktober 2022)
Aktualisierte Übersicht der Netflix-Preise und Features (Stand: Oktober 2022)

Doch wieso reduziert Netflix die Preise, während alle anderen Streaminganbieter ihre Abogebühren anheben? Zum einen ist Netflix bereits seit Jahren überdurchschnittlich teuer und verlangt für ein Premium-Abo inkl. 4K, HDR und Dolby Atmos 3D-Sound 17.99 Euro im Monat. Konkurrenzangebote liefern eine ähnliche Qualität bereits für 5 Euro (Apple TV+) bis zu 9 Euro im Monat (Disney+). Netflix ist aber nicht überall gleich teuer. So kostet das Premium-Abo von Netflix in der Türkei umgerechnet nur 6.50 Euro. Das Unternehmen richtet die Preise entsprechend an das Pro-Kopf-Einkommen und die Nutzungsdichte der jeweiligen Länder an.

Bedeutet im Umkehrschluss, mit einer – im Vergleich zu westlichen Preisen – geringen Preissenkung, wirkt das Angebot von Netflix in den oben genannten Ländern deutlich attraktiver. Netflix erhofft sich von diesem Schritt neue Abonnenten, die man den Anlegern im nächsten Quartal als positive Entwicklung verkaufen kann.

Netflix im Umschwung

Netflix geht gegen das Teilen von Anmeldeinformationen (Account Sharing) vor
Netflix geht gegen das Teilen von Anmeldeinformationen (Account Sharing) vor

Netflix befindet sich derzeit ohnehin im Umschwung. Obwohl die Anzahl der Abonnenten immer noch der wichtigste Gradmesser für den Erfolg eines Streamingdienstes gilt, gerät die Profitabilität immer mehr in den Fokus. Auch die Konkurrenten wie Apple TV+, Disney+, Paramount+ usw. müssen Geld verdienen. Netflix möchte dies mit einer Stabilisierung der Abonnenten erreichen, parallel geht man gegen das sogenannte „Account-Sharing“ oder „Passwort-Sharing“ vor. Das größte Potenzial sehen jedoch viele in günstigen Abonnements, die mit Werbeeinblendungen querfinanziert werden. Vielleicht senkt Netflix auch in Deutschland irgendwann die Preise. Dafür müssten jedoch die oben aufgezählten Maßnahmen erst einmal Wirkung zeigen.

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Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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1 Kommentar
  1. IMHO gehen die verschiedenen Abostufen vollkommen am Bedarf der Konsumenten vorbei. Viele Kunden wären mit einem (!) Stream, der dafür aber in 4K und HDR vollkommen zufrieden. Würde sie dann noch einen ordentlichen Rabatt anbieten wenn man sich für 1 Jahr bindet wäre die Sache für viele Kunden geritzt. Würde man ein solches Abo für z.B: 79 EUR in Jahr bekommen würde ich sosoft zuschlagen. So nutze ich Netflich maximal 2-3 Monate im Jahr jeweils für 17,99 EUR Monat.
    Aber wer weiß, vielleicht bin ich die Ausnahme und das Sales Team von Netflix ist schlauer als ich.

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