Test: Matrix: Resurrections auf 4K Blu-ray: Technisch auf Referenz-Niveau

Wir testen Matrix 4: Resurrections auf 4K Ultra HD Blu-ray! Kann das Film-Franchise wiederbelebt werden oder hätte man Neo und Trinity einfach in Ruhe lassen sollen?

Inhalt (40%)

Vermutlich kein Film der letzten Jahre oder gar des letzten Jahrzehnts wurde mit so viel Skepsis erwartet wie der vierte Teil aus dem Matrix-Universum. Waren doch die meisten Fans des Originals schon nach dessen Fortsetzung und spätestens dem dritten Teil schwer enttäuscht, weil die beiden Geschwister Wachowski das so klug erdachte Philosophie-Thema zunehmend in eher sinnlosen Actionszenen ertränkten. Was also sollte ein Neuaufguss 19 nach dem letzten Teil bringen? Was sollte Lana Wachowski, die dieses Mal ohne ihre Schwester Lilly dirigierte und das Drehbuch (mit)verfasste, plötzlich an neuen Ideen haben?

Während die positivsten Annahmen darauf hofften, dass ein vierter Teil die schwachen Vorgänger vergessen lassen und die Brücke zum ersten Teil schlagen könnte, unkten die Skeptiker, dass man ein Franchise nicht wieder beleben könne, wenn es künstlerisch mal derart vor die Wand gefahren wurde. Ohnehin ist es erstaunlich, dass man zumindest eine der Wachowskis wieder überzeugen konnte, nachdem Lana und Lilly jahrelang jede Möglichkeit einer Fortsetzung ausgeschlossen hatten. Dann jedoch starben kurz nacheinander Ron und Lynne, die Eltern von Lana und Lilly sowie ein enger Freund von Lana. Mit dieser Trauer und dem Verlust konfrontiert, entwickelte Lana die Story zum vierten Teil. So sagte sie, dass sie zwar ihre Eltern und den Freund nicht zurückbringen könne, wohl aber diese zwei Filmfiguren: Neo und Trinity.

Thomas weiß nichts mehr von seinem Neo-Dasein

Die Produktion selbst zog sich hin, nachdem zwar Ende 2019 begonnen wurde, aber ab März 2020 die Covid-19-Pandemie für Verschiebungen sorgte. Gedreht wurde Matrix: Resurrections übrigens (wie bereits bei einigen Wachowski-Filmen zuvor) größtenteils in den Potsdamer Babelsberg Studios. Was final dabei herauskam, konnte sich Warner vermutlich aber auch nicht über den parallelen HBO-Start schönreden. Denn bei einem Budget von knapp unter 200 Mio. Dollar spielte der Film nur knapp 160 Mio. Dollar ein – ein finanzielles Desaster, wenn man Marketing-Kosten und Abgaben an die Kinos einberechnet.

Aber ist es auch ein künstlerisches Desaster? Hatten die Skeptiker recht? Die Kritiken waren äußerst gemischt. Die einen lobten den frischen gesellschaftspolitischen Ansatz sowie die Liebe zu den Figuren, während die anderen gar nicht wussten, an welcher Stelle sie anfangen sollten, um auszudrücken, wie schlecht sie ihn fanden. Und wenn man ehrlich ist, reiht man sich eher bei Letzteren ein. Ja, man merkt Lana die Liebe zu ihren Figuren (vor allem zu Neo und Trinity) an. Denn, und da setzt schon der größte Kritikpunkt an: Es geht praktisch nur um die beiden. Um die Zusammenführung des Liebespaares aus den ersten drei Filmen. Matrix: Resurrections ist so erschreckend inhaltsleer, dass man sich fragt, wie man das Ganze auf zweieinhalb Stunden auswalzen konnte. Es gibt nicht mal ein echtes Bedrohungsszenario. Nichts, gegen das Neo & Co. kämpfen müssten. Unbeholfen zimmerte man deshalb einen Quasi-Disput zwischen Neo und Niobe ins Drehbuch, um überhaupt mal eine dramatische Zuspitzung zu haben. Selbst die Maschinen desertierten mittlerweile (teilweise) zu den Menschen, was auch noch für ein unglückliches Men-in-Black-Zitat sorgt. Bedrohung geht von diesen mechanischen Kreaturen jedenfalls nicht mehr aus.

Der Psychiater hilft Thomas mit klugen Ratschlägen

Was bleibt, ist ein in vielen Kritiken lobend erwähnter Hang zum Selbstreferenziellen – und das gleich in doppelter Form. Denn zum einen reflektiert der vierte Teil praktisch die ersten drei Filme und zum anderen spiegelt er die widrigen Umstände, unter denen ein vierter Film überhaupt entstand. Selbst Warner Bros. als Studio wird genannt und auch, dass sich diese so lange um ein Sequel bemüht hatten, die Macher es aber immer wieder ablehnten. Die Entstehungsgeschichte von Resurrections wird im Auge eines anvisierten vierten Videospiels praktisch nacherzählt. Das ist zwar nett gemeinter Fanservice, hat aber mit der ursprünglichen Matrix-Philosophie so viel gemein wie Steven Seagal mit Schauspielkunst.

Wenn dann doch wenigstens die Actionszenen so innovativ wären wie damals. Doch 22 Jahre nach der Bullet-Time kann Matrix: Resurrections in diesem Bezug genau NICHTS hinzufügen. Auch diese Zeitverzögerungs-Szenen sind mittlerweile Standard und wurden schon in zu vielen Filmen bemüht. Hinzu kommt, dass die Kampfszenen nicht mal ansatzweise an die Größe aus Teil I oder Teil II heranreichen und dazu noch viel zu hektisch geschnitten sind.

Wiedersehen mit einer alten Freundin

Stolz war man darauf, dass man viele der ursprünglichen Cast-Mitglieder wieder verpflichten konnte – und dann verschenkt man sie derart wie im Falle des Merowingers, dessen Auftritt an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten ist. Apropos verschenkt: Die wichtigste Frage, die der vierte Teil berührt, ist jene, ob der Mensch überhaupt aus der Matrix herausgehen und ein Leben in unterirdischen Höhlen mit künstlichem Himmel leben möchte; ob also der schöne Schein „zugunsten“ eines Lebens unter eher rudimentären Umständen und der ständigen Gefahr, von den Maschinen entdeckt zu werden, verlassen werden will. Genau einmal stellt der Film diesen Konflikt dar und verlässt ihn viel zu schnell wieder.

Genau DIESE philosophische Diskussion hätte man aber viel intensiver führen können; hätte man beispielsweise auch Neo mal andenken lassen können. Verschenkt. Wie so vieles in Matrix: Resurrections. Zumal der Plan der Befreiung von Trinity dann auch dermaßen hanebüchen und konstruiert wirkt, dass man sich fragt, ob das wirklich noch die gleiche Wachowski ist, die den ersten Teil (mit)ersonnen hatte. Was bleibt ist ein überlanger, sich selbst viel zu sehr liebender Film, der über die eigenen Innovationen des ersten Teils stolpert und inhaltlich einfach unglaublich langweilig und beliebig ist. Ja, es ist schön, Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss in ihren Rollen wiederzusehen. Aber das alleine reicht halt nicht. Und wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, gibt’s noch die unlustigste Post-Credit-Szene aller Zeiten. Bitte, Warner Bros., nicht noch so ein Ding. Lasst das Franchise in Ruhe.

Matrix Resurrections (+ Blu-ray 2D)
  • Reeves, Keanu, Moss, Carrie-Anne, Henwick, Jessica (Schauspieler)
  • Wachowski, Lana (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität von Matrix: Resurrections (90%)

Matrix Resurrections wurde mit drei unterschiedlichen RED-Kameras aufgenommen, der Komodo, Monstro und der Ranger. Die Ausgangsauflösungen lagen demnach in 6K und 8K vor, was für das Digital Intermediate auf 4K heruntergerechnet wurde. Entsprechend haben wir es mit einer nativen 4K-Scheibe zu tun, die im Nachgang noch mit HDR10 und Dolby Vision versorgt wurde. Die REDs sind bekannt für ihren eher digitalen und glatteren Look, was man der UHD Blu-ray von Resurrections durchaus ansieht.

Als analog kann man das Bild nicht bezeichnen. Selbst in den vielen dunklen Szenen bleibt alles sehr clean und rauscharm. Apropos dunkel: Die nächtlichen und düsteren Szenen erscheinen gegenüber der BD etwas aufgehellt(er). Das sorgt für mehr Durchzeichnung, aber auch für einen leichten Brauneinschlag im Bereich unter 10% Helligkeit. Apropos farblicher Einschlag. Wie die Blu-ray auch, weist die UHD-BD in den kühleren Szenen eine ganz leichte Blautendenz im Schwarz auf. Gut zu sehen, wenn Neo vor dem Spiegel steht und sich sein Bart leicht bläulich zeigt (23’00). Das ist allerdings sichtbar als Stilmittel zu sehen.

Die 4K-Scheibe hat ein kontrastreicheres und kräftigeres Bild

In Abgrenzung zur Blu-ray darf gesagt werden, dass die UHD-BD ihr Full-HD-Pendant in allen Belangen übertrifft. Vor allem die Auflösung ist sichtbar besser. Die Anzugjacke bei 54’34 ist ohne jedes Encoding-Problem und zeigt die feinen Linien klar definiert. Auch der Ledersessel, auf dem Morpheus sitzt, hat eine griffigere Textur. Und wenn wir noch ein Kapitel weitergehen, sind die Gitter über den Lichtern in der Mitte bei 63’01 klarer zu erkennen. Die Definition der roten Lichtquellen rechts oben sowie die Spitzlichter und die Details auf dem Monitor an der rechten Seite schlagen in der Szene die Blu-ray deutlich. Müßig zu sagen, dass die Banding-Schwierigkeiten im Schein der Taschenlampen zu Beginn kein Thema mehr sind. Dolby Vision arbeitet in den vielen dunklen Szenen die Kontraste noch etwas harmonischer heraus. Aber auch HDR10 macht hier schon einen guten Job.

Matrix Resurrections (+ Blu-ray 2D)
  • Reeves, Keanu, Moss, Carrie-Anne, Henwick, Jessica (Schauspieler)
  • Wachowski, Lana (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität von Matrix: Resurrections

(90%)

Es geschehen noch kleinere Wunder. Nachdem die deutsche Atmos-Fassung auf der amerikanischen UHD Blu-ray extrem fehlerbehaftet war (es fehlten komplett die Signale für die hinteren Heights, teils wurden Effekte falsch gesetzt, teils fehlten Geräusche komplett auf allen Speakern), konnte durch die spätere Veröffentlichung der Blu-ray und UHD Blu-ray hierzulande noch eingegriffen werden. Das Feedback, das von dieser Stelle an Warner gesendet wurde, fruchtete. Danke an die deutsche Presseagentur und die zuständige Stelle bei Warner, die hier offene Ohren hatten und dafür sorgten, dass das Problem behoben wurde. Denn es IST behoben.

Kurz vorab noch eine kleine Zusammenfassung einiger Fehler, welche die US-Disk auf der enthaltenen deutschen Tonfassung hatte:

  • Der Helikopter zu Beginn war nur über die vorderen Heights zu hören und wanderte nicht im Raum.
  • Die Vertonung des Spratzeln an der Leuchtreklame war falsch.
  • Wusch-Sounds bei Saltoschlägen der Filmfiguren fehlten.
  • Die Explosion bei 33’30 wies nicht diese typischen Matrix-Dimensionsverzerrungsgeräusche auf
  • Zuggeräusche von oben, obwohl der Zug UNTERHALB der Kamera fuhr (43’20).
  • Der Maschine bei 78’30 fehlte das Spratzeln etc.
Der Sound wurde für die deutsche Veröffentlichung glücklicherweise korrigiert

All das ist jetzt behoben und der deutsche Ton ist dem englischen absolut ebenbürtig. Geräuscheffekte, Tiefbasseinsatz, 3D-Sound-Nutzung – all das ist jetzt analog zum Originalton in toller Qualität und Dynamik vorzufinden. Wir dürfen uns also freuen über unglaubliche viele Helikoptergeräusche, die über die Heights wandern, als könne man die Hubschrauber vom Himmel picken. Wir freuen uns über coole Wuschsounds in den Kampfkunsteinlagen und über das geniale Spratzeln in der extrem dynamischen Explosion bei 33’30. Der Bass packt kräftig zu und die Dynamik ist wirklich gut. Könnte der LFE noch ein wenig heftiger agieren? Vielleicht. Vielleicht ist das hier kein neuer Godzilla vs. Kong, aber dafür gibt es eine absolut hervorragende Ortung der sehr fein differenzierbaren und äußerst innovativen Geräuscheffekte.

Gerade die höherfrequenten Sounds (Klirren, Klimpern, metallenes Klicken) sind fantastisch vertont und klingen wirklich prickelnd. Auch der Zug bei 43’20 klingt nun echt und wird nicht über die Heights wiedergegeben. Die Rakete bei 48’40 ist nun zu hören und auch der Choralgesang bei 53’40 kommen logisch nachvollziehbar aus den Heights. Klasse auch, dass die Maschine bei 78’30 jetzt das elektronische Summen in Verbindung mit dem fetten Spratzeln liefert. Ebenso klasse, dass griffige Geräusch der herunterfallenden Patronenhülsen nach gut 128 Minuten. Vielleicht fehlt am Ende noch ein wenig mehr Bums, aber insgesamt kann man sich diese Tonspur wirklich gut anhören.

  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Deutsch/Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (80%)

Im Bonusmaterial von Matrix: Resurrections befinden sich insgesamt sieben Featurettes, von denen das letzte noch mal in mehrere Teile aufgesplittet ist und eine Gesamtlaufzeit von gut 50 Minuten hat. In „Niemand kann erfahren …“ versuchen die Darsteller, die Matrix zu erklären – mehr oder weniger erfolgreich. „Die Matrix wiedererwecken“ ist eine Rekapitulation über die Entstehung des vierten Teils und zeigt, wie engagiert und froh Reeves und Moss über die neuerliche Beteiligung sind. Lana Wachowski erzählt außerdem auf sehr persönliche und bewegende Weise, wie ihr Leben als Transgender-Person, bzw. die Schwierigkeiten als solche in der Gesellschaft sie immer wieder in eine Flucht in ihre Fantasie zwang. „Neo x Trinity“ lässt Reeves und Moss noch mal an die Zeit des ersten Teils zurückerinnern und „“ führt die neuen Charaktere etwas ein. „Matrix 4 Life“ lässt ein wenig Nostalgie aufkommen, wenn die Familie wieder zusammenkommt. „Ich kann immer noch Kung-Fu“ vermittelt die Begeisterung an und während der Fightszenen und im neunteiligen Featurette werden einzelne Filmelemente analysiert – bspw. der waghalsige Sprung von Reeves und Moss von einem Hochhaus.

Gesamtbewertung Matrix: Resurrections (73%)

Für Lana Wachowski mag Matrix: Resurrections so etwas wie die gewünschte Therapie von ihren zweifelsohne schweren Verlusten gewesen sein. Für den Zuschauer reicht dieser Hintergrund aber nicht aus, um den Film gut zu finden. Dafür ist die Story zu belanglos, die Action zu gewöhnlich und der selbstreferenzielle Bezug irgendwann zu anstrengend. Man muss es einfach so sagen: Der vierte Matrix-Film fügt dem Universum rein gar nichts hinzu und ist schlicht unnötig gewesen.

Unnötig waren die Probleme des dt. Atmos-Sound der US-Disk, die nun glücklicherweise komplett behoben wurden. Die deutsche Fassung ist nun ebenso gut wie die englische und kann mit tollen Geräuscheffekten auf allen Ebenen, einer sehr guten Differenzierung und sehr guter Dynamik punkten. Das Bild der UHD Blu-ray ist zudem hervorragend und deutlich besser als die Blu-ray.

Matrix Resurrections (+ Blu-ray 2D)
  • Reeves, Keanu, Moss, Carrie-Anne, Henwick, Jessica (Schauspieler)
  • Wachowski, Lana (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Matrix Resurrections - Steelbook
  • Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II (Schauspieler)
  • Lana Wachowski (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Matrix Resurrections - Steelbook
  • Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II (Schauspieler)
  • Lana Wachowski (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 16. Juni 2022 Review am: 23. Juni 2022
Erscheinungsjahr Film: 2021 Laufzeit: 148 Minuten
Filmstudio: Warner Home Video FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Atmos
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray

Matrix: Resurrections Trailer:

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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