„Bad Times At The El Royale“ 4K Blu-ray im Test: Kein guter Start für HDR10+


Wir haben die 4K Blu-ray von „Bad Times At The El Royale“ für euch getestet. Der Film debütiert im neuen dynamischen HDR10+ Format. Wie schlägt sich das Konkurrenzformat von Dolby Vision?

Inhalt (90%)

Drew Goddard wählt sich die Filme, bei denen er Regie führt, sehr gut aus. Und wenn er auf dem Platz des Dirigenten sitzt, hat er das Drehbuch gleich selbst verfasst. Mit Bad Times at the El Royale inszeniert er nun nach dem genialen The Cabin in the Woods zum zweiten Mal selbst. Und man nimmt nicht zu viel vorweg, wenn man sagt, dass „Bad Times“ absolut kein Mainstream-Film geworden ist. Viele Zuschauer werden rein gar nichts damit anfangen können. Andere erfreuen sich an den bizarren Situationen und den völlig kaputten Figuren. Goddards zweites Werk ist ein Ensemblefilm, der sich an einem einzigen Schauplatz zweieinhalb Stunden lang um sieben Figuren dreht. Sieben Charaktere, die allesamt Geheimnisse oder gar Leichen im Keller (oder Kofferraum) haben. Mit Stilmitteln eines Tarantino oder David Lynch fängt Goddard dabei die theaterhafte Inszenierung ein, deren Erzählabschnitte durch eingeblendete Kapitel eröffnet werden.

Jeff Bridges (The Big Lebowski" spielt Vater Daniel Flynn mit Cynthia Erivo alias Darlene Sweet
Jeff Bridges (The Big Lebowski“ spielt Vater Daniel Flynn mit Cynthia Erivo alias Darlene Sweet

Da Bad Times at the El Royale Ende der 60er spielt, zieht sich das Thema Paranoia wie ein roter Faden durch den Film. Nixon war Präsident und das Hotel ist vollständig verwanzt und mit Geheimgängen durchzogen. Nach einer Zeit der großen Hoffnung folgte nach der Ermordung JFKs und Martin Luther Kings die Zeit der großen Depression. In dieser Periode treffen nun die Figuren aufeinander. Und so beäugt jeder der Charaktere den anderen schon von Beginn an mit sichtbarer Skepsis. Gleichzeitig lässt Goddard seinen Film bewusst auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien spielen. Damit reflektiert er über das Thema Glücksspiel, dass Nevada (der Staat, der es erlaubte) und Kalifornien (der Staat, der es verbat) zwei komplett unterschiedliche Lebensweisen propagierten. Während Bad Times at the El Royale diese Stimmung und Atmosphäre absolut perfekt wiedergibt, fehlt es allerdings etwas an Tempo. So kann es dann schon mal etwas zäh werden, wogegen die Darsteller allerdings redlich und beeindruckend anspielen. Jeff Bridges als vermeintlich demenzkranker Priester schafft es, in seinen bedrückenden Dialogen zu Tränen zu rühren, selbst wenn man schon ahnt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Wenn er dann mehr und mehr derangiert ist, fühlt man sich ein ums andere mal an den großartigen Dude erinnert. Geradezu sensationell ist John Hamm (Baby Driver) als FBI-Agent Broadbeck, bzw. Vertreter Sullivan. In der knapp 15-minütigen Eröffnungssequenz quasselt er nicht nur alle in Grund und Boden, sondern vermittelt seinen unterliegenden Rassismus und seine Frauenfeindlichkeit mit überheblichem Selbstverständnis. Ohnehin ist die Sequenz „Zehn Jahre später“ großartig inszeniert. Alleine die ständigen Nevada/Kalifornien-Verweise machen Spaß und die Detailverliebtheit, mit der man die Hotellobby entsprechend präpariert hat, ist ein Fest für Cineasten.

Billy Lee (Cris Hemsworth) kann sich dem Zauber des El Royale nicht entziehen
Billy Lee (Cris Hemsworth) kann sich dem Zauber des El Royale nicht entziehen

Aber auch Hemsworth in seiner ersten echten Bad-Guy-Rolle macht seine Sache gut. Ja, selbst Dakota Johnson, die in den Fifty-Shades-of-Grey-Filmen eher leichenblass agiert, hat sichtlich Spaß daran, das devote Image abzulegen und richtig auf den Putz zu hauen. Und für das Set-Design hätte man wenigstens eine Oscar-Nominierung verdient hat. Denn was man hier leistete, um das komplette Hotel mit allen Innenräumen, dem Parkplatz davor etc. auf einer Bühne zu errichten, ist absolut sensationell. Nicht zwingend sensationell, aber dafür umso überraschender sind die eruptiven Ausbrüche der Gewalt. Diese komme nicht nur (oft) überraschend, sondern werden konsequent durchgezogen – meist ohne zu zögern. Wer also aufgeschlossen ist für einen Genre-Grenzgänger mit vorzüglichen (mal bitteren, mal äußerst schlagfertigen) Dialogen, fantastischer Bildsprache und zahlreichen Überraschungen, der wird abseits von der Lauflänge und ein paar in die Länge gezogenen Szenen hier möglicherweise seinen Film des Jahres finden.

Angebot
Bad Times at the El Royale (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
  • Hamm, Jon, Erivo, Cynthia, Johnson, Dakota (Schauspieler)
  • Goddard, Drew (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (80%)

Drew Goddard bevorzugte einen möglichst filmischen Look und ließ seinen Kameramann Seamus McGarvey analog auf 35mm-Material filmen. Von diesem Material wurde ein 4K-Scan angefertigt, der nun per 4K-Digital-Intermediate auf die Disk gelangte. Neben dem erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 hat sich auf die UHD noch die höhere Bilddynamik geschlichen. Neben dem statischen Verfahren HDR10 ist Bad Times at the El Royale die erste 4K-Scheibe eines Realfilms mit dem dynamischen Verfahren HDR10+ – also dem von Panasonic, Samsung und 20th Century Fox vorangetriebenem Quasi-Konkurrenzformat von Dolby Vision.

Allerdings liegt hier die Crux begraben. Um HDR10+ zu testen, wurde extra ein weiteres Testgerät geladen. Die Wahl fiel hierbei auf den Panasonic OLED TX-55FZW804 – selbstverständlich frisch kalibriert. Zuspieler war der Panasonic DP-UB824EGK. Beide Geräte wurden zuvor auf den aktuellsten Firmware-Stand gebracht – so sie es noch nicht waren. Während eines Zeitraums von gut zwei Stunden biss sich die Kombination der beiden Geräte die Zähne an der Disk aus, bis urplötzlich und ohne jede Veränderung im Setup das bunte HDR10+-Symbol auftauchte. Und es ließ sich am Player auch zuverlässig ein- und ausschalten. Selbst nach mehrfacher Aktivierung und Deaktivierung zeigten Player und TV das Logo stabil an. Jetzt konnte es also mit dem direkten Vergleich und den entsprechenden Screenshots losgehen. Doch erneut: Kein Unterschied.

Bad Times At The El Royale ist bildgewaltig. Ein Vorteil durch HDR10+ lässt sich aber leider nicht erkennen!
Bad Times At The El Royale ist bildgewaltig. Ein Vorteil durch HDR10+ lässt sich aber leider nicht erkennen!

Sämtliche Szenenbilder, die in beiden Verfahren dargestellt wurden, lieferten das exakt gleiche Bild. Unabhängig vom Bildinhalt (ob dynamische Farbkontraste, neutralere Szenen, dunkle oder sehr helle Sequenzen) ließ sich zwischen HDR10 und HDR10+ nicht mal ansatzweise eine Differenz ausmachen. Wo hier auch immer die Probleme liegen, die bis zum Zeitpunkt dieses Reviews nicht zu klären waren – das ist noch kein glücklicher Start für das Konkurrenz-System von Dolby Vision.

Beschränken wir uns auf die eigentlichen Bildaspekte im Vergleich zur Blu-ray, so bleiben die Eigenschaften des analogen Filmlooks weitgehend erhalten. Die Körnung wirkt etwas feiner und authentischer. Sie beschert der UHD auf diese Weise ein sehr filmisches und angenehmes Feeling. Was über die Blu-ray hin und wieder etwas harsch rüberkommt, meistert die UHD mit besserer Auflösung, gleichzeitig aber aufgrund der dunkleren Bildabstimmung mit etwas weniger deutlichem Korn. Das Geschehen wirkt runder und harmonischer. Geblieben sind natürlich die aufnahmebedingten Problematiken wie die leichten Randunschärfen sowie die nicht perfekt aufgelösten Hintergründe. Graue Flächen kommen noch etwas neutraler rüber und Hauttöne sind wärmer, kräftiger.

Angebot
Bad Times at the El Royale (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
  • Hamm, Jon, Erivo, Cynthia, Johnson, Dakota (Schauspieler)
  • Goddard, Drew (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (85%)

Wie von Anbieter Fox gewohnt, kommt der deutsche Ton in regulärem dts daher. Wie ebenfalls von Fox bekannt: Die dts-Spuren sind in aller Regel mustergültig im Rahmen ihrer Kompression. Und das kann man auch von Bad Times at the El Royale behaupten. Erstaunlich ist beispielsweise dessen Dynamik. Er beherrscht die leisen Töne der dezenten Filmmusik ebenso gut wie den Moment, wenn Emily mit ihrem V8 von hinten über die Surrounds nach vorne durch den Raum sägt – ein echter Hallo-Wach-Moment für den Zuschauer. Auch das sich bedrohlich ankündigende Gewitter sowie die flatternde Fahne im Außenbereich werden fein aufgelöst wiedergegeben. Und wenn die Schreibmaschine des FBI die Buchstaben „Don’t INTERFERE“ aufs Papier zimmert, bringt der dts-Sound das überraschend vehement rüber. Ebenso wie die vereinzelt auftretenden Schüsse, die richtig Druck liefern.

Selbst wenn nur ein DTS Digital 5.1 Ton vorliegt, dieser macht richtig Spaß. Der englischen Dolby Atmos Tonspur muss man dagegen nicht nachtrauern
Selbst wenn nur ein DTS Digital 5.1 Ton vorliegt, dieser macht richtig Spaß. Der englischen Dolby Atmos Tonspur muss man dagegen nicht nachtrauern

Und im Finale bekommt man eindrucksvoll gezeigt, sie gewaltig eine reguläre dts-Spur sein kann. Dazu sind die Dialoge im Übrigen jederzeit verständlich. Für die englische Spur gibt’s für die UHD ein Upgrade im Sound. Aus der dts-HD-Master-Spur der BD wird eine Dolby-Atmos-Fassung. Während diese auf der regulären Ebene der dts-HD-Fassung bis auf Nuancen gleicht, gesellt sich also hin und wieder etwas Atmosphäre aus den Heights hinzu. Und wenn hier steht „etwas“, dann ist das durchaus wörtlich gemeint. Denn schon rein thematisch wäre es vollkommener Unsinn, hier mit Dauerfeuer aus der Höhe zu beliefern. Erste zarte Informationen gibt es beim Regen und dem Gewitter in der Opening-Scene und bei besonderen Momenten wird auch die Musik integriert.

Erstmals richtig aktiv werden die Heights beim Einsatz der Bläser während der Aufnahmen im Studio – hier wird man unvermittelt richtig in den Song hinein gezogen. Nach knapp fünfzig Minuten wird man dann bei der anschwellenden Musik, dem Gewitter und dem Regen noch einmal sehr deutlich von oben beliefert – selbst wenn man Regen ja nicht fallen hören sollte. Nach 110 Minuten gibt’s noch mal sehr immersive Filmmusik, wenn Billy Lee seinen Tanz abhält. Eingeleitet vom Heulen eines Koyoten geht’s mit Deep Purples Hush so richtig ab.

  • Deutsch: DTS Digital 5.1 (85%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (65%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (70%)

Das halbstündige Making-of „Hinter der Fassade des El Royale“ ist zur Abwechslung mal wirklich interessant geraten. Vor allem die Informationen über das Set selbst und über Design, Farbstimmung etc. sind richtig spannend.

Gesamtbewertung Bad Times At The El Royale 4K Blu-ray (80%)

Bad Times at the El Royale ist nicht einfach zu konsumieren und schon gar kein Mainstream. Drew Goddard hat hier vielmehr eine augenzwinkernde Reminiszenz an die großen Filme der 70er abgeliefert und erleidet nicht mal Schiffbruch mit seiner von Tarantino geliehenen Montage und Dialoglastigkeit. Die UHD liefert dazu zwar ein atmosphärisches, aber eben sehr analoges Bild. Nichts für Freunde glatter Digital-Optik. Außerdem bleibt die technische Problematik mit dem noch nicht wirklich nutzbaren HDR10+. Während der Ton auf der regulären Ebene zeigt, wie gut Dynamik sein kann, wenn sie nur selten genutzt wird, wirkt die Atmos-Fassung der Originalspur ein bisschen verloren und deplatziert. Macht aber nichts, denn das reguläre 5.1, bzw. 7.1 dts rockt.

Angebot
Bad Times at the El Royale (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D)
  • Hamm, Jon, Erivo, Cynthia, Johnson, Dakota (Schauspieler)
  • Goddard, Drew (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 21. Februar 2019 Review am: 19. Februar 2019
Erscheinungsjahr Film: 2018 Laufzeit: 142 Minuten
Filmstudio: 20th Century Fox FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Niederländisch
Bildformat:
2.39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch DTS-HD MA 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10 & HDR10+ Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: Panasonic TX-55FZW804 Testgerät Player: Panasonic UB9004

Bad Times At The El Royale Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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5 Kommentare
  1. Update: Habe mal mit Samsung 2016 UHD TV und Samsung M8500 BlueRay Player die Scheibe abgespielt. Der BlueRay Player erkennt das HDR10+ auf der BlueRay sauber und sofort. Beim Abspielen steht HDR10+ beim „Play Dreieck“, bei HDMI steht HDR10 beim BlueRay Player Info Menü und am TV steht HDR. Mich würde es interessieren, ob jetzt HDR10+ oder nur HDR10 wiedergegeben wird, da 2016er TV erst HDR10+ können sollen und später wurde gesagt, dass doch kein HDR10+ Update bekommen. Frage gleich dazu: Geht HDR10+ mit dem M8500 Player bei Philips 2019 TV, wenn dieser raus kommt? Müsste doch eigentlich gehen.

  2. Ich fand den Film genial! Das Bild macht aber diesmal die Musik und nicht der Ton. Obwohl: der Gesang von Darlene Sweet war einfach fantastisch!!!!!

    Habe vorher noch nie was von diesem Film gehört und war dann doch sehr überrascht!

  3. Wow, das scheint die Verschwörungstheorie, es gebe gar kein HDR10+, ja zu bestätigen. Wenn das so weiter geht, glaube ich die bald auch.
    Jedenfalls bin ich froh, einen LG-Fernseher mit wunderbarem Bild zu haben, der alle anderen HDR-Formate können soll. Vielleicht gibt der mir dann ja bald Gelegenheit, herauszufinden, ob Technicolor-HDR tatsächlich existiert. 😉

  4. Mich würde es interessieren, wie die HDR10+ Sache mit einem Samsung TV und Samsung BlueRay Player aussieht. Gibt es in dieser Kombination Bildunterschiede zwischen HDR10 und HDR10+? Mir scheint HDR10+, auch mit dem ewig Laden der BlueRay Disk noch nicht ganz ausgereift zu sein bzw. Kinderkrankheiten zu haben zumindestens bei Panasonic Geräten, wenn ich den o.g. Bericht lese.

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