Samsung EZCal: Professionelle TV-Kalibrierung mit dem Smartphone in nur 3 Minuten?

Samsung hat im Rahmen seiner CES-Presskonferenz das neue EZCal-Feature angeteasert. Dabei handelt es sich um eine professionelle TV-Kalibrierung für Samsung-Fernseher mithilfe eines kompatiblen Smartphones. 

Bereits während in diesen Beitrag verfasse, kann ich hören, wie professionelle Kalibrierer ihre Köpfe schütteln. Was bei Heimkino-Enthusiasten für Diskussionen sorgen dürfte, könnte sich für Heimanwender als einfaches Tool herausstellen, um visuelle Inhalte auf dem Fernseher so darstellen zu können, wie sie von den Film- und Serienproduzenten vorgesehen sind. EZCal, setzt sich zusammen aus Easy (Einfach) und Calibration (Kalibrierung). Der Name soll laut dem Entwicklerteam von Samsung Programm sein. Eine App, ein kompatibles Smartphone und mindestens 30 Sekunden Zeit sollen ausreichen, für eine auf die Umgebungshelligkeit abgestimmte Kalibrierung des TV-Displays.

Eine Kalibrierung auf professionellem Niveau ist aufgrund der teuren Soft- und Hardware nicht nur kostspielig, sondern oft auch zeitaufwendig. Zeitsparende Features wie AutoCal von Portrait Displays, welches bereits in vielen TV-Geräten integriert wurde, kann zumindest den Zeitaufwand etwas abmildern, die Anschaffungskosten für Kalibrierungssoftware, Colorimeter, Testbildgeneratoren uvm. bleiben jedoch bestehen. Das ist auch der Grund, wieso eine Kalibrierung als Dienstleistung immer noch mehrere Hundert Euro kosten kann.

EZCal via Smartphone-App

EZCal könnte als kostenlose App für Samsung Smart-TVs bereitgestellt werden. Alles was ihr noch zusätzlich dafür benötigt, befindet sich womöglich schon in eurem Haushalt: Euer Smartphone. Die Software soll eine Vielzahl aktueller Smartphones mit Android und iOS Betriebssystem unterstützen. EZCal bedient sich vorrangig der Kamera und dient dazu, den Nutzer durch die einzelnen Kalibrierungs-Schritte zu führen.

Schritt für Schnitt soll die EZCal-App den Nutzer durch die bevorzugte Bildkalibrierung (Quick, Basic oder Professional) begleiten
Schritt für Schnitt soll die EZCal-App den Nutzer durch die bevorzugte Bildkalibrierung (Quick, Basic oder Professional) begleiten

Befinden sich beide Geräte im gleichen Heimnetzwerk, kann es auch bereits losgehen. Auf dem TV-Display wird angezeigt, wo ihr euer Smartphone platzieren sollt. Für eine einfache Kalibrierung kann das Smartphone auch gerne in der Hand gehalten werden, für länger andauernde Varianten ist ein Tripod empfehlenswert, damit sich die Position der Kamera nicht verändert. Das Smartphone wird im ersten Schritt die Umgebungshelligkeit messen (Lichtmesser der Frontkamera) und die RGB-Signale in XYZ-Koordinaten umwandeln, damit diese vom TV verstanden werden.

Die Kalibrierung kann für den SDR (Standard Dynamic Range) und HDR-Modus (High Dynamic Range) Modus umgesetzt werden. Innerhalb der App kann der Nutzer auch eine Anpassung gemäß bekannter Angaben, wie z.B. der maximalen Helligkeit des TV-Gerätes oder der Umgebungshelligkeit starten. So könnte man sich z.B. ein „Tag“ und „Nacht“-Profil erstellen. Danach wählt man zwischen drei Kalibrierungsmodi: „Quick“, „Basic“ und „Professional“.

Basis-Kalibrierung in nur 30 Sekunden!

Der schnelle „Quick“-Modus soll um die 30 Sekunden dauern, ist jedoch abhängig von der Performance des verwendeten Smartphones. In einer Demonstration an das Forbes-Magazin, soll der Quick-Mode bereits nach 15 Sekunden abgeschlossen worden sein. Man erhält damit eine 2-Punkt-Weißpunkt Kalibrierung und laut Samsung-Sprecher bereits ein zu 70% akkurate Darstellung. Im Vergleich zu den voreinstellten Bildmodi der Samsung TVs (ich denke hier gerade an „Dynamisch“) sicherlich eine Verbesserung. Bereits dieser Schritt soll merkliche Vorteile bringen.

EZCal nimmt die Kalibrierung in Abhängigkeit der Umgebungshelligkeit vor
EZCal nimmt die Kalibrierung in Abhängigkeit der Umgebungshelligkeit vor

Im „Basic“ oder „Basis“-Modus wird eine 20-Punkt-Weißpunkt-Kalibrierung vorgenommen. Zusätzlich werden Graustufen und Gammawerte geprüft. Dieser Modus soll nur drei Minuten in Anspruch nehmen und eine 90%ige Bildgenauigkeit liefern (innerhalb der Möglichkeiten des TV-Displays). Der Delta E 2000 Wert soll hier bereits unter „1“ liegen und somit für das menschliche Auge nicht mehr differenzierbar sein.

Zuletzt haben wir den Profi-Modus der um die 15 Minuten in Anspruch nimmt. Hier wird neben der umfänglichen Weißpunkt-Einstellung auch die Graustufen, Gamma und Farbdarstellung (Farbvolumen) geprüft. Die Resultate sollen eine Bildgenauigkeit von 97-98% liefern, was in den meisten Fällen sogar besser sein könnte, als eine halbherzige, professionelle Kalibrierung. Der Delta E 2000 Wert soll nur noch 0.5 betragen.

EZCal bereits 2021 – oder erst im 2022-Lineup?

Hört sich alles in der Theorie mehr als interessant an doch jetzt kommt der Haken. Noch hat Samsung keinen konkreten Zeitplan, wann EZCal privaten Anwendern zur Verfügung gestellt wird. Es könnte bereits im 2021-Lineup soweit sein, vielleicht aber auch erst bei den 2022-Geräten. Auf jeden Fall wird Samsung das Kalibrierungsfeature als „Neuerung“ für die jeweilige Generation verkaufen. Wir spekulieren, dass Vorjahresmodelle kein „EZCal-Update“ erhalten werden. Für die Ingenieure bei Samsung geht es gerade darum, welche Samsung Galaxy und Apple iPhone-Modelle unterstützt werden, da es hier viele verschiedene Kamerakonfigurationen gibt. Es ist sogar möglich, dass der voreingestellte „Filmmodus“ der Samsung Smart TVs nur nach einer EZCal-Kalibrierung „freigeschalten“ wird.

Wir finden das Thema sehr spannend und können es gar nicht erwarten, EZCal gegen unser professionelles Equipment antreten zu lassen. Wir wissen, Kalibrierer werden dem Thema sicherlich skeptisch gegenüberstehen, währenddessen dürften private Anwender EZCal nicht abgeneigt sein. Vor allem die günstige, einfache und schnelle Umsetzung könnte viele Nutzer für das Thema Bildgenauigkeit sensibilisieren – was wir nur begrüßen. Zudem darf bezweifelt werden, dass alle Anwender von EZCall sich auch auf kurz oder lang um eine professionelle Kalibrierung durch einen Dienstleister bemüht hätten. Hier handelt es sich in unseren Augen sicherlich um einen Nischenmarkt.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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5 Kommentare
  1. Ist doch eine pfiffige Idee. Auch der Bildinput eines prof. Kalibierungssystem ist im Prinzip nix anderes als eine Linse mit ein Chip , welcher das eingefangene Licht digitalisiert. Was mit den Informationen gemacht wird – gemessen , vergleichen , als jpg-Bild gespeichert macht fast alles die Software. Ähnliches kann jederman(frau) zum Teil mit fast jedem Fotogerät (Absicht) welches die Bilddaten im RAW Format ausgibt auch selbst machen.
    Dafür gibt es z.B Graukarten. Darüber lässt sich z.b. – IM RAW BILD – via eines Bildbearbeitungprogrammes (z.B Adobe RAW, Capture One etc) der Weissabgleich selbst herstellen. Im Bild, natürlich.
    Das ist keine Raketenwissenschaft. Es müssen nur (hehe „nur“) die Bildinformationen mit dem Monitor oder TV entsprechend korreliert werden. Fertig ist der Weißabgleich!
    Der Weißabgleich ist grösstenteils nur eine Softwaresache.
    Jeder einigermassen gescheite Fotoapperat stellt auch die Sensordaten im RAW Format bereit. Das gilt auch für ein Mobiltelefon. Diese RAW Daten stehen , z.b denen eines optischen Sensor des Kal. Gerätes(z.B spectralcal c6) in nichts nach. Warum auch? Weshalb? Ist alles digital.Selbst wenn es unterschiedliche Sensoren oder sonst etwas wären – das eine Prinzip haben alle gemeinsam -> z.b das Bild einer Blume zu digitalisieren. Am Ende kommen 0en und 1en heraus.

  2. Also ich kann mir kaum vorstellen, dass solch eine App brauchbare Ergebnisse liefert.
    Die Kalibrierung des Weißpunktes wird ja normalerweise bei jedem seriösen TV Hersteller
    für jedes Gerät schon ab Werk vorgenommen. Mit einer Smartphone Kamera wird man da wohl kaum bessere Ergebnisse erzielen.

    Mal davon abgesehen, wird solch eine App dann doch auch wieder nur auf einer Hand voll Geräten laufen. Gerade bei Android steckt ja in jedem Telefon doch eine andere Kamera.
    Ähnliche Probleme, bei Android Geräten, haben ja schon Lautsprecherhersteller mit ihren App-Einmesssystemen.

  3. Super Idee, hoffentlich ist die Umsetzung akzeptabel. Ergebnisse auf Profi-Niveau wird wohl niemand erwarten aber wenn die App die Marschrichtung vorgibt, wäre sicher schon vielen geholfen.

  4. Find ich ansich nicht schlecht. Ob es wirklich alles aus dem Bild herausholen kann, glaub ich zwar nicht. Aber alles was das Bild zumindest etwas anpasst, ist schon mal ein Fortschritt. Kenne kaum jemanden der bereit ist mehrere Hundert Euro für eine professionelle Kalibrierung auszugeben.

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