Steven Spielberg will Amazon und Netflix von den Oscars ausschließen

Der bekannte Regisseur Steven Spielberg („E. T.“) trommelt aktuell wieder lautstark gegen Streaming-Anbieter wie Amazon Prime und Netflix. So möchte er bei der Academy eine Regelung durchboxen, welche die Unternehmen von den Academy Awards alias Oscars ausschließen könnte.

Diese Bestrebungen Spielbergs gab es auch schon vor etwa einem Jahr. Offenbar ist der Ärger beim Regisseur nun erneut aufgekommen, so dass er sich abermals für entsprechende Regelungen stark machen möchte. Geärgert hat ihn offenbar besonders, dass die Netflix-Produktion „Roma“ bei den Oscars 2019 gleich drei der begehrten Trophäen abräumen konnte. So kritisiert Spielberg, dass Netflix nach anderen Regeln spiele, als die anderen Studios.

So vertritt Spielberg weiterhin die Ansicht, dass Netflix nur für die Emmys qualifiziert sein sollte. Die Emmys werden für TV-Produktionen vergeben. Im April wird in der Academy nun über die Vorschläge von Spielberg bei einem jährlichen Treffen diskutiert. Unklar ist aber, wie genau man die Teilnahme- bzw. Qualifizierungsbedingungen ändern wollen würde, damit Streaming-Anbieter keine guten Karten mehr hätten.

Speziell an „Roma“ wurde offenbar von vielen Seiten in Hollywood Kritik laut – nicht inhaltlicher Natur, sondern vielmehr an der Oscar-Teilnahme und den Produktionsbedingungen bzw. dem Vertrieb. So lief „Roma“ nur drei Wochen klang in den USA im Kino und die Einspielergebnisse seien unbekannt. Das verstoße zwar aktuell alles nicht gegen die Regeln der Academy, man sieht dort aber Nachbesserungsbedarf, um dem neuen Streaming-Zeitalter gerecht zu werden und zugleich das klassische Kino in seinem Status zu bewahren.

Auch andere Streaming-Anbieter könnten bald mitmischen wollen

Vielleicht machen sich Spielberg und die Academy aber nicht nur wegen Amazon und Netflix Sorgen, sondern auch wegen dem Dickicht weiterer Streaming-Anbieter, die in den Startlöchern stehen. So könnte man dann ja etwa auch die Idee kommen exklusive Eigenproduktionen von z. B. Disney+ bei den Oscars ins Rennen zu schicken. Auch Comcast könnte dann entsprechende Ambitionen entwickeln. Insofern erscheint es durchaus logisch, dass die Academy in diesem Bezug neue und zeitgemäße Regeln benötigt.

Es ist allerdings Fingerspitzengefühl gefordert: Die Streaming-Anbieter per se auszuschließen, könnte sich als Fehler erweisen. Allerdings sollte es Regeln geben, die für große Filmstudios und reine Kinoproduktionen sowie die Streaming-Anbieter gleichermaßen gelten. Zumal Netflix mit „The Irishman“ von Martin Scoresese bereits den nächsten Kandidaten für die Oscars 2020 vorbereitet.

Einige Filmemacher schlagen vor, dass Netflix auch in den USA eine Art zusätzliche Kino-Stufe für Abonnenten einführen könnte: Man zahlt monatlich einen gewissen Aufschlag und kann dafür die Filme des Unternehmens in ausgewählten Kinos sehen. Diese vage Idee dürfte in der Praxis aber wohl extrem schwer umsetzbar sein. Andere Filmemacher sind wiederum besorgt, dass Regeln, die auf Netflix abzielen, auch Indie-Filme treffen und jene dann von den Oscars ausschließen könnten. Die Debatte dürfte sich also kontrovers fortsetzen.

QuelleVariety
André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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6 Kommentare
  1. Totaler Blödsinn.
    Hollywood spielt auch zu anderen Regeln wie europäische Filme.
    Große Studios und Konzerne ebenso.
    Letzt Endlich sollte der Inhalt und die handwerkliche Umsetzung entscheidend sein
    und nicht wie der Film zustande gekommen ist oder vermarktet wurde.
    P.S. Das dieses nicht immer gelingt hat die Vergangenheit leider auch gezeigt.

  2. Gott ey wenn Dinosaurier ihr Ego nicht gestillt bekommen.
    Man muss doch einsehen, dass mit der Zeit einfach Streaminganbieter nunmal auch GROß sind und vor allem interessanter als ein Kino oder TV.

  3. Spielberg hat zwar Recht, dass Netflix und Amazon Prime nach anderen Regeln spielen, als Filmstudios es sonst tun, aber das gilt auch für Streaming-Serien im Verhältnis zu anderen Fernsehserien. Wenn man Streaming-Produktionen nicht zu den Oscars zulässt, dürfte man sie konsequenterweise auch nicht zu den Emmys zulassen. Man kann diese neue Art von Produktionen also IMHO konsequenterweise nur entweder zu Beiden zulassen oder zu keinem von beiden. Dann müsste ein eigener Preis für Streaming-Produktionen her, aber das scheint auch niemand zu wollen. Komisch nicht?
    Die Macher von Filmen und Fernsehserien müssen einfach damit leben lernen, dass der Unterschied zwischen Film und Fernsehen durch die neuen Medien und neuen Produktions- und Distributionsformen verschwimmt. Vielleicht sollte man Oscars und Emmys zusammenlegen und Streaming-Produktionen miteinbeziehen.

  4. Ich bin der Meinung, dass Filme, egal, wo sie laufen, zu den Oscars zugelassen werden sollten.
    Allerdings muss dann auch Qualität siegen und nicht durch Gekungele hintenrum.
    Mal ehrlich, spielt denn ein Schauspieler absichtlich besser oder schlechter bei Netflix? Ist die Musik absichtlich besser oder schlechter?

    Ich denke mal nicht.

  5. Ich kann das in gewissem Maße nachvollziehen. „Normale“ Kinofilme müssen um sich zu qualifizieren im Kino gelaufen sein und dürfen frühestens erst 90 Tage nach Kinostart für das Heimkino per DVD und Bluray verfügbar sein. Durch das Streaming ist es möglich, dass Netflix und Amazon quasi zeitgleich Kino und Heimkino-Verfügbarkeit herstellen. Das stellt ein Ungleichgewicht her und dieses muss wieder hergestellt werden.

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