Streaming: Deutsche Nutzer verschmähen Inhalte aus dem eigenen Heimatland

Deutsche Filme und Serien haben einen schlechten Ruf. Das äußert sich laut einer EU-Untersuchung auch im Nutzungsverhalten der Zuschauer.

Zwei Studien des Europarats zeigen dabei, dass Content aus dem eigenen Heimatland innerhalb der EU nirgendwo so desinteressiert aufgenommen wird, wie in Deutschland. „Made in Germany“ ist aus Sicht des deutschen Zuschauers also eher ein Warnhinweis. Eine Überraschung dürfte das für viele Leser nicht sein. Als Paramount+ etwa viele deutschsprachige Inhalte plötzlich aus dem Angebot nahm, gab es kaum einen großen Aufschrei unter den Abonnenten.

Als Disney+ wiederum US-Produktionen wie „Willow“ auf Nimmerwiedersehen ins Exil verbannte, interessierte das auch hierzulande mindestens gefühlt deutlich mehr Zuschauer. Und in den vergangenen Monaten hat z. B. auch Sky seine deutschsprachigen, fiktionalen Eigenproduktionen komplett eingestampft. Der große Shitstorm blieb auch hier aus – sieht man von der Kreativbranche selbst ab.

Zwei Studien der European Audiovisual Observatory (EAO) untermauern dies: US-Inhalte werden dabei im Verhältnis zu ihrem Anteil an den Katalogen der Streaming-Anbieter überdurchschnittlich oft abgerufen, europäischer Content genau umgekehrt unterdurchschnittlich gemessen am verhältnismäßigen Anteil. In Deutschland ist das Verhältnis am extremsten, denn 65 % der gesamten SVoD-Nutzungszeit entfallen auf US-Serien und -Filme, obgleich diese für 41 % des Anteils am Content-Angebot stehen.

Deutsche winken bei Filmen und Serien aus dem eigenen Heimatland ab

Parallel stellt die Studie auch fest, dass die Produktionen aus dem eigenen Heimatland nirgendwo so unbeliebt sind wie in Deutschland. 18 % der Kataloge machen die deutschen Produktionen hierzulande aus, ihre Viewtime steht aber nur bei 8 %. Damit liegt Deutschland deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, bei dem Inhalte und Viewtime jeweils ausgeglichen bei 12 % stehen.

Die Studien halten auch fest, dass die Nutzungszeit ebenfalls primär an US-Plattformen geht. In Europa entfallen 53,4 % auf Netflix, 19,4 % auf Amazon Prime Video und dann 12,1 % auf Disney+. Allein diese drei Anbieter halten also schon ca. 85 % des Marktes. Spannend ist vielleicht noch, dass Deutschland im europäischen Vergleich den mit Abstand höchsten Anteil nationaler Serien 22 Prozent % in den inländischen SVoD-Katalogen stellt, wenn man mit anderen Ländern vergleicht. Doch die Attraktivität der Produktionen ist offenbar schlichtweg nicht gegeben.

Das eröffnet eben die Frage: Sind deutsche Produktionen tatsächlich einfach  oft minderwertig oder haftet ihnen nur ein schlechter Ruf an. Was sagt ihr?

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QuelleDWDL.de
André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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11 Kommentare
  1. Schon traurig wenn man bedenkt, dass wir vor gut 100 Jahren im Filmgeschäft schon mal Weltklasse waren. Ich denke da z.B. an die Fritz Lang Meisterwerke Die Nibelungen und Metropolis, die heute als Blaupause für das Fantasy und Science Fiction Genre gelten.

    Andererseits denke ich schon sehr lange, dass außer dem typischen Nationalmasochismus und dem meist deutlich spürbaren politisch korrekten Zeigefinger auch leider so gut wie nichts mehr deutsch ist am „deutschen FIlm“.

    Die letzte gute deutsche Serie für mich war Dark (Netflix). Der letzte gute deutsche Film an den ich mich gerade erinnern kann ist Das Leben der Anderen (2006).

    • Politisch korrekter Zeigefinger?
      Der typische Mainstreamfilm aus Deutschland ist das genaue Gegenteil: Schwulenfeindlich, sexistisch, rassistisch, elitär, bildungsfeindlich.

      • Kannst du deinen Kommentar mal bitte mit Beispielen unterlegen!? Was du da schreibst ist ja mal totaler Quatsch….
        Die letzte deutsche Glanzleistung läuft grad im Kino…aus dem sogenannten „Göthe Universum „!
        Ohne Worte….

  2. wenn man die Serien im Vorabendprogramm nimmt (mir reicht schon die Vorschau) und all die Krankenhausfilme immer gut aussehen , langweilige Dialoge wie im Theater und Traumschiff voller Klischees. da waren die Filme mit elmar wepper, Uschi Glas eine Freude. wenn US Filme sp klingen würden wie deutsche Filme und Serien keinen einzigen hätte ich mir angesehen. deutsch ist zu 95% langweilig, naiv und dumm

  3. Die deutschen Produktionen, mit wenigen Ausnahmen, sind meistens hoch politisiert und moralisiert.
    Und die Produktionen, wo ÖR Funk die Finger im Spiel hat, besonders.
    Ich will unterhaltet und nicht vom moralischen Gedusel erstickt werden.
    Deswegen werden meisten Filme/ Dokus/ Serien nach wenigen Minuten abgebrochen.

  4. Deutsche Produktion sind einfach nur schlecht!

    Ein relativ aktuelles Beispiel…
    Manta Manta 2

    Teil 1 absoluter Kult und womöglich die beste deutsche Komödie aller Zeiten!

    Und dann liefert Schweiger so eine Fortsetzung zum absoluten Fremdschämen ab, was für ein Rotz!!!

    war mit meinen Kumples im Kino und sind 15 Min. vor Ende gegangen…

  5. 99,99 % der „rein deutschen“ Produktionen sind halt auch leider einfach Müll. Ist doch ähnlich wie mit Games und Serien. Ausnahmen gibt es sicherlich mal wieder. Sei es nun Der Baader Meinhof Komplex (die Langfassung mit Dolby Atmos Tonspur von Turbine ist übrigens erste Sahne) oder Der Untergang. Selbst die sind dann aber auch primär nur im deutschen Raum erfolgreich. Ist auch alles ziemlich schade wenn man bedenkt, dass wir hierzulande Unternehmen wie ARRI, Turbine oder die Filmstudios Babelsberg haben. Gute Schauspieler gibt es auch. Über Hans Zimmer brauchen wir gar nicht erst reden.

    Aber es fehlt halt offensichtlich oft auch an den Investitionen und der Risikofreude. Stattdessen bekommt man oft auch einfach nur irgendwelche dummen Komödien serviert bei denen dann die Witze recycelt werden. Mir kommt es auch oft so vor, dass die deutsche Filmbranche gar nicht weiß, wie sie sich nun so richtig identifizieren soll. Hört man den Begriff Hollywood weiß jeder direkt was damit gemeint ist und kennt dann auch mehr als genug Filme. Wenn ich an den deutschen Filmmemarkt denke, denke ich primär an irgendwelche nicht witzigen Comedyfilme, die im Worst Case noch irgendwelche erfolgreichen Filme paraodieren. Es fehlt da halt einfach an einem deutschen Disney, was aus einer Freizeitparkattraktion eine erfolgreiche Filmreihe aus dem Boden stampft (Fluch der Karbik), oder mehrere hundert Millionen in ein Projekt stecken kann (auch wenn Geld nicht alles ist).

  6. Muss in der Schweiz noch viel ausgeprägter sein. Keine Ahnung, wie man den ganzen Schrott, der bei uns produziert wird, sich irgendwie antun kann. Bis auf ein, zwei Ausnahmen ist alles nach 1970 produzierte bestenfalls peinlich.

  7. Kann ich jedenfalls bestätigen.. es fällt meist in eins der Kategorien:
    * Irgendwas mit Mord
    * Komödie nach Schema-F
    * Geschichtsthema (NS/Krieg/..)

    Da bin ich inzwischen auch ziemlich voreingenommen und meide es meist. Gibt aber auch Ausnahmen, bspw. Dark, Babylon Berlin,..

    So lange die „Älter Generation“ weiter Fernseher schaut, egal was läuft, spürt da glaube ich niemand einen Drang zur Veränderung

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