Test: „Feinde – Hostiles“ 4K Blu-ray: Ganz großer Western

Unser Test / Review der „Feinde – Hostiles“ 4K Blu-ray zeigt, dass das Western-Genre mehr als am Leben ist. Ein großartiges Schauspiel und eine solide Bild- und Tonperformance machen „Feinde – Hostiles“ zu einem unserer Lieblinge. 

Inhalt (90%)

Scott Cooper ist der Mann für die unbequemen Kinofilme. In „Crazy Heart“ ließ er Jeff Bridges als abgehalfterten Ex-Country-Star durch die Tiefen der eigenen seelischen Wunden waten. In „Auge um Auge“ schickt er Christian Bale und Casey Affleck ganz tief in die Abgründe des White Trash und in „Black Mass“ lässt er Johnny Depp als legendären Gangster James J. Bulger zu Höchstform auflaufen. Nun, in seinem vierten Langfilm Feinde – Hostiles ist es der Western und damit die uramerikanische Vergangenheit von Gewalt, Schuld und Sühne, die er sich zum Thema macht. Basierend auf seinem eigenen Drehbuch nutzt er die Geschichte um Vorurteile, Hass und Vergebung, um gleichzeitig mit der US-Vergangenheit UND Gegenwart abzurechnen. Denn man muss kein großer Analyst sein, um die Analogie zwischen der Situation, in der sich die indigene Bevölkerung mit den „zugereisten“ Weißen im 19. Jahrhundert befand, mit jenem Spalt und neu aufkeimendem Rassismus zu vergleichen, der sich durch das heutige Amerika zieht. Ein schmerzvoller Film ist Feinde geworden. Einer, der seine teils elegischen Bilder mit eben solchen Dialogen füllt. Letztere sind zudem um der Authentizität Willen teils in Cheyenne-Sprache gehalten. Gleichzeitig hat man eine kongeniale Filmmusik erschaffen, die teils bleischwer über den Bildern liegt, teils unheilvoll im Hintergrund bleibt – Gänsehauterregend!

Christian Bale spielt die Rolle des Capt. Joseph J. Blocker mehr als überzeugend
Christian Bale spielt die Rolle des Capt. Joseph J. Blocker mehr als überzeugend

Aber nicht nur Story(tiefe) und die Akustik überzeugen, sondern auch die Inszenierung: Feinde – Hostiles beginnt mit einer Sequenz, die dem Zuschauer direkt mal die Kehle zuschnürt und ihn sprachlos zurücklässt. Die Schonungslosigkeit, mit der Cooper den Überfall der Komantschen auf Rosalees Familie in Szene setzt, macht augenblicklich nachvollziehbar, was die dreifache Mutter innerhalb weniger Minuten mitmachen muss. In der Folge gelingt es dem Regisseur außerdem durch eine Reduktion der Filmmusik und das intensive Spiel von Rosamund Pike eine Spannung aufzubauen, die manche Filme nicht mal auf ihrem Höhepunkt erreichen.

Christian Bale fügt seiner Vita gleichzeitig erneut eine bemerkenswerte Rolle hinzu, in der er weiß Gott kein Sympathieträger ist. Mit Walross-Schnauzbart, durch den ihm die Dialoge mehr rausgenuschelt entfahren, blickt er dauerhaft grimmig drein und trägt die Schwere eines Mannes auf den Schultern, der kurz vor seinem Ruhestand eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Ein Mann, der Gewalt gesehen und ausgeübt hat. Ein Mann, dessen Verbitterung in jeder Szene zu spüren ist. Bale macht das schlicht sensationell und sein Zusammenspiel mit Rosamund Pike raubt einem bisweilen den Atem. Wes Studi als Yellow Hawk ist der Ruhepol des Films. Der über die Jahre alt und weise gewordene Häuptling, der sich als erster zu einer Zusammenarbeit durchringen will. Und während die Inszenierung zu großen Teilen so behäbig gerät, dass man genug Zeit hat, sich mit den Figuren zu beschäftigen, sind die Gewaltausbrüche umso eruptiver und erbarmungsloser, umso überraschender und tödlicher. Feinde – Hostiles leistet sich dabei keinerlei Schwächen – ein Western, der in allen Belangen überzeugen kann.

J. Blocker im Gespräch mit einem Cheyenne-Indianer
J. Blocker im Gespräch mit einem Cheyenne-Indianer

Bildqualität (85%)

Wie es sich für einen Western gehört, hat Regisseur Cooper seinen Kameramann Masanobu Takayanagi wie schon bei der gemeinsamen vorherigen Zusammenarbeit in Black Mass analog drehen lassen. So ein richtiger Western mit epischen Landschaften kann einfach nicht digital gefilmt werden. Das 35mm-Filmmaterial wurde dann allerdings in 4K-Auflösung vom Negativ gescannt und über ein 4K-Digital-Intermediate auf die UHD gebracht. Wir haben es also mit einer waschechten 4K-Scheibe zu tun. Natürlich wurde ebenfalls ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik HDR integriert – und zwar in der HDR10-Variante.

"Bildgewaltig" trifft es ganz gut, wenn man "Feinde - Hostiles" beschreiben müsste
„Bildgewaltig“ trifft es ganz gut, wenn man „Feinde – Hostiles“ beschreiben müsste

In der Praxis hat die Ultra HD während der Available-Light-Szenen ein nochmals dunkleres Bild. Dunkler hier allerdings nicht im Stile eines Solo: A Star Wars Story – also kontrastarm und grau, sondern einfach satt dunkel. Der Schwarzwert lässt dabei nicht nach, dennoch werden ein paar Details in der Dunkelheit verschluckt. Während der gut ausgeleuchteten Szenen bei Tageslicht erscheint die UHD natürlich ebenfalls dunkler. Allerdings kann man hier auch noch problemlos bei regulärem Raumlicht schauen, ohne Details zu verpassen. Im gleichen Moment intensivieren sich aber die Kontraste und zeigen ein wesentlich kräftigeres Bild mit stärkerer Betonung von braunen Farben und Hauttönen.

Nur ganz selten übertreibt man es hier, was in Schattenbereichen manchmal zu etwas arg sonnengebräunten Gesichtern führt. Aber, wie gesagt: Nur manchmal. Im Großen und Ganzen ist die Kontraststeigerung und höhere Farbsättigung ein Augenschmaus und der Blu-ray überlegen. Gerade im direkten Vergleich ist das ziemlich eindrucksvoll. Bei der Auflösung hilft das dynamischere Bild ebenfalls und greift der höheren Anzahl an Pixeln durch die ausgeprägteren Schatten und Konturen unter die Arme. Auf diese Weise kommen Close-ups noch mal sichtbar knackiger rüber. Das Korn, im Übrigen, lässt über die UHD eher etwas nach, da das etwas dunklere Bild es weniger sichtbar erscheinen lässt.

Angebot
Feinde – Hostiles (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Bale, Christian, Studi, Wes, Pike, Rosamund (Schauspieler)
  • Cooper, Scott (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (90%)

Beim Sound liefert die UHD (ebenso wie die BD) eine deutsche Tonspur in unkomprimiertem dts-HD-Master. Die sorgt zunächst für gut verständliche Dialoge und dezente, aber sehr stimmige Filmscore-Momente. Wenn es erforderlich ist, packt der Ton aber kräftig zu. Wie beispielsweise beim Gewitter nach etwa 20 Minuten. Bedrohlich grollt der Donner und sämtliche Lautsprecher werden aktiv eingebunden. Geradezu sensationell wurde der einzelne Schuss vertont, der nach knapp 50 Minuten von den Hügeln durch das Tal hallt – selten hat man einen Direktschuss derart effektvoll durchs Heimkino flitzen hören.

Auch der darauf folgende Schusswechsel gehört akustisch zum Besten, was das Westerngenre jemals hervorgebracht hat und das erneute Gewitter nach über 90 Minuten rumpelt gewaltig. Krachend gehen die vibrierenden Donnerschläge auf den Rears nieder und lassen den Zuschauer erschauern. Allerdings hält die Blu-ray ja auch noch eine englische Dolby-Atmos-Fassung bereit, die auf der regulären Ebene gleich gut klingt wie das deutsche dts-HD-MA-Pendant. Für die zusätzliche Höhen-Ebene muss muss man sich natürlich vergegenwärtigen, dass wir in einem Western sind und nicht in einem Science-Fiction- oder sonstwie Actionfilm. Ergo gibt es rein visuell nur wenig Anlass dafür, die Heights mit einzubeziehen.

Die Atmosphäre des wilden Westens werden in der deutschen DTS-HD MA 5.1 Tonspur perfekt eingefangen. Der Originalton mit Dolby Atmos beweist, nicht jeder Titel braucht 3D-Sound
Die Atmosphäre des wilden Westens werden in der deutschen DTS-HD MA 5.1 Tonspur perfekt eingefangen. Der Originalton mit Dolby Atmos beweist, nicht jeder Titel braucht 3D-Sound

WENN sie aber aktiv werden, so hat man es durchaus im Sinne der Atmosphäre des Films gemacht und dann auch (meist) sehr gut umgesetzt. So wird die Musik immer dann auch auf die Höhen-Lautsprecher abgelegt, wenn sie etwas dramatischer wird. Während des Überfalls der Komantschen hört man dann realistisch den starken Nachhall der Gewehrschüsse, die sich über das weite Land hinweg ziehen. Das Gleiche tun auch die grollenden Donner während der Gewitter-Momente. Gut hörbar fügen sie auf der oberen Ebene unheilvolles Krachen hinzu. Leider hört man später aber auch Regen von oben, obwohl er auf nichts herunterfällt. Das ist zwar ein nachvollziehbarer Effekt, aber eben kein korrekter. Zumal im nächsten Moment ein Blick in ein Zelt geworfen wird und man Rosalee darin sitzen sieht. Draußen regnet es immer noch. HIER hätte es Sinn gemacht, den Regen aufs Zeltdach prasseln zu lassen und aus den Speakern von oben zu präsentieren. Im nächsten Moment, wenn Blocker wieder aus dem Zelt heraustritt, hört man den Regen dann wieder aus den Heights, was nicht sonderlich mitgedacht ist.

Wirklich großartig sind dann wieder die Hall-Geräusche des finalen Shoot-outs. Hier zeigt sich, dass die korrekt gesetzten 3D-Soundeffekte wirklich fantastisch sind. Dass es dann aber auch in der oberen Etage mal locker 30-40 Minuten komplett ruhig ist, liegt an der erwähnten Ereignislosigkeit. Nichts, dass man der Atmos-Spur grundsätzlich vorwerfen könnte. Denn wo nichts passiert, da ist halt auch nichts zu hören.

  • Deutsch: DTS-HD MA 5.1 (90%)
  • Englisch: Dolby Atmos (90%) – 2D Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (60%) – 3D Betrachtung

Bonus (60%)

Das Bonusmaterial von Feinde – Hostiles liegt komplett auf der Blu-ray. Enthalten sind vier Interviews mit den drei Darstellern sowie dem Regisseur. Dazu gibt es mit „A Journey of the Soul“ ein Making-of, das in drei Teile aufgegliedert wurde. Mit jeweils gut 20 Minuten Laufzeit werden wirklich intensive Bilder von den Dreharbeiten gezeigt. Auch über die Darsteller wird gesprochen und natürlich besucht man auch die originalen Schauplätze. So drehte man größtenteils in New Mexico, weil Cooper den Mix aus wunderschöner Natur und teils harscher Witterung für seinen Film ideal empfand. Leider findet das Alles (wie immer bei Universum) ohne deutsche Untertitelung statt.

Auch Rosalee Quaid (Rosamund Pike) hat nicht mehr viel zu verlieren, nachdem ihre ganze Familie von Komantschen umgebracht wurde
Auch Rosalee Quaid (Rosamund Pike) hat nicht mehr viel zu verlieren, nachdem ihre ganze Familie von Komantschen umgebracht wurde

Gesamtbewertung Feinde – Hostiles 4K Blu-ray (88%)

Wirklich jeder, der das Western-Genre mag, wird Feinde – Hostiles lieben. Famos gespielt, mit erlesenen Bildern fotografiert und intensiv erzählt, vergehen trotz bedächtiger Inszenierung die 130 Minuten wie im Flug – ein echtes Highlight. Die UHD liefert das durchweg intensivere und kontrastreichere Bild mit mehr Plastizität bei Close-ups und nur seltenem Absumpfen von Details in den ganz dunklen Available-Light-Szenen. Der Atmos-Sound der englischen Fassung ist auf der regulären Ebene der deutschen dts-HD-Version ebenbürtig, hat themenbedingt aber nur wenig Möglichkeit, sich mit 3D-Sounds bemerkbar zu machen. Die wenigen Geräusche, die es gibt, sind allerdings meist großartig.

Angebot
Feinde – Hostiles (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Bale, Christian, Studi, Wes, Pike, Rosamund (Schauspieler)
  • Cooper, Scott (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 12. Oktober 2018 Review am: 12. Oktober 2018
Erscheinungsjahr Film: 2017 Laufzeit: 134 Minuten
Filmstudio: Universum Film FSK: Ab 16 Jahren
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Bildformat:
2.35:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch DTS-HD MA 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: LG UP970

Feinde – Hostiles Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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