Inhalt (80%)
Bereits etwas länger gab es Ideen, das Fast&Furious-Franchise um Spin-offs zu erweitern. Relativ nahe liegend war da, dass man sich zunächst die Streithähne Hobbs & Shaw aussuchen würde. Nicht nur, weil sie von zwei immens beliebten Schauspielern verkörpert werden, sondern weil ihre Figuren so extrovertiert sind und locker einen eigenen Film tragen könnten. Während sich nach und nach die Besetzung und Story-Idee herauskristallisierten, stieß David Leitch als Regisseur zum Team hinzu, was schon im Vorfeld als absolut passend angesehen wurde. Immerhin hatte Leitch als Co-Regisseur von John Wick und Haupt-Regisseur von Atomic Blonde sowie Deadpool 2 bewiesen, dass er gerade im Feld von abgedrehten Actionfilmen einiges auf dem Kasten hat. Und das Publikum dankte es ihm. Trotz des Fehlens des Hauptcasts der FF-Filme gelang Hobbs & Shaw ein weltweites Einspiel von ~760 Mio. Dollar. Die Gewinnerstraße wurde also ohne Probleme erreicht. Und selbst wenn Vin Diesels nackter Charakterkopf sich hier nicht dem Betrachter entgegenstreckt, hat man ja in Bösewicht Idris Elba, CIA-Kontaktmann Ryan Reynolds und der quirligen Vanessa Kirby adäquaten Ersatz gefunden.
Abgesehen davon ist es schwierig genug, neben Jason Statham und Dwayne Johnson überhaupt noch auf der Leinwand wahrgenommen zu werden – immerhin füllen die beiden Muskelpakete die Screen im Alleingang aus. Dass es aber nicht nur auf Kraft ankommt, zeigt eben jene Besetzung mit Vanessa Kirby als Deckards Schwester und MI6-Agentin Hattie. In ihrer Kampfszene mit Dwayne Johnson mag der Wrestler coole Sprüche liefern, für die Überraschungen sorgen aber Kirbys Fight-Skills. Es ist schon ein Augenschmaus, sich die fließenden Bewegungen ihres schlanken Körpers anzuschauen, wie dieser den 120kg-Koloss ein ums andere Mal zu Fall bringt. Denn auch wenn man Hobbs & Shaw durchaus vorwerfen kann, dass er (wie die Filme des Haupt-Franchises auch) einfach zu lange läuft (136 Minuten, um genau zu sein), sind die Actionszenen wirklich atemberaubend.
Richtig klasse sind auch die Szenen, die auf dem Gelände von Tschernobyl spielen (gedreht auf einem Ex-Kohlekraftwerk östlich von Leeds) und in denen ein LKW, ein Buggy und (erneut) Brixtons Bike eine Rolle spielen. Schön viel Staub wird hier aufgewirbelt und in toll choreografierten Szenen geht’s mächtig zur Sache. Natürlich ist das „over the top“ und hanebüchen. Aber wer erwartet von einem Film aus dem FF-Franchise schon Realismus?
Was neben der Action wirklich super funktioniert, ist das Buddy-Cop-Verhältnis zwischen Hobbs und Shaw. Haben sie sich in FF8 schon die nettesten Nettigkeiten an den Kopf geworfen, dürfen sie hier noch einmal weiter ausholen und sich mit den allerhübschesten Schimpfwörtern bedenken. Besonders witzig jene Szene, in der Hobbs und Shaw in zwei Räumen parallel voneinander eine Tür öffnen müssen und Shaw dafür sämtliche Gegner „ausprobieren“ muss. Aber es sind nicht nur die beiden Streithähne, die für gepfefferte Dialoge und Slapstick sorgen. Auch die großartige Vanessa Kirby tut ihren Teil dazu. Nicht nur agiert sie in den Kampfszenen elegant und überlegen, nimmt man ihr genauso ab, wenn sie Hobbs vorwirft, dass er zwar ein „Gebäude hochheben“ könnte, aber lieber mal den größten Muskel im Körper trainieren sollte: Das Gehirn. Es sind diese Frotzeleien, die einen großen Teil des Unterhaltungswerts ausmachen. Ein absoluter Gewinn ist überdies Ryan Reynolds. Schon sein erster Auftritt und das Herumflachsen mit Hobbs und seiner Tochter sprühen vor Witz. Seitdem Reynolds seine selbstironische Seite entdeckt hat und in Filmen zur Schau stellt, kann man ihn nur noch mögen. Und dann ist da noch Idris Elba. Seine Figur des Brixton mag überhöht sein und ein bisschen zu nahe am Superhelden-Universum. Aber in Sachen Charisma, Präsenz und Boshaftigkeit macht ihm so schnell keiner was vor. Tatsächlich ist er der mit Abstand böseste und gleichzeitig coolste aller bisherigen Schurken in den FF-Filmen. Und wie wir alles wissen: Ein Film mit Helden ist immer nur so gut wie der Bad Guy.
- Statham, Jason, Johnson, Dwayne, Elba, Idris (Schauspieler)
- Leitch, David(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Bildqualität (90%)
Hobbs & Shaw wurde (wie oben erwähnt) komplett digital gedreht, was am Ausgang zu einer Auflösung von 2.8K und 3.4K führte. Da der Film mit gut 1000 VFX-Shots ziemlich viel (2K gerenderte) CGI beinhaltet, ist es aber nicht verwunderlich, dass man ihn im Ganzen auf ein 2K-Digital-Intermediate herunter rechnete, um es für die UHD wieder hoch zu skalieren. Das bedeutet zwar, dass wir es hier nicht mit einer nativen 4K-Scheibe zu tun haben, aber wenn man sich die schon hervorragende Blu-ray anschaut, sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn hier nicht auch die UHD vorzüglich aussehen sollte. Um dies noch weiter zu bewirken, wurde ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum integriert sowie die höhere Kontrastdynamik in allen Varianten: HDR10, HDR10+ und Dolby Vision. Und was soll man sagen, außer: Das ist mal ein echt tolles UHD-Bild! Nicht, dass es sich massiv von der Blu-ray absetzen würde – was bei einer referenzhaften BD wie hier auch schwer ist. Aber dennoch: Die UHD setzt überall dort, wo die BD innerhalb ihrer Möglichkeiten schon nahezu perfekt ist, noch mal einen drauf. Die Bildruhe wirkt insgesamt noch stabiler, die Detailtiefe bei Totalen und in Close-ups erreicht für ein 2K-DI stets Referenzwerte und die Farben haben diesen Hauch mehr Intensität. Dazu versumpft es zu keiner Zeit im Schwarz und der Kontrastumfang ist noch ein Stückchen besser.
Was uns wiederum zu den Spitzlichtern bringt. Die sind gerade in den Nacht-Shots sichtbar heller als über die Blu-ray, präsentieren Fahrzeugscheinwerfer wunderbar leuchtend und lassen auch die silbernen Zahnelemente von Brixton viel stärker hervor blitzen. Vielleicht fehlt noch das allerletzte Quäntchen an Dreidimensionalität und Plastizität für eine Höchstwertung, aber die 95% hat sich die UHD redlich verdient – zumal die in Zeitlupe gefilmten Regentropfen im Finale wirklich einzeln aus dem Screen zu zupfen sind und die Close-ups auf Samoa kaum schärfer sein könnten. Der Käufer der UHD kann sich über das (nochmals) bessere Bild freuen – auch wenn es natürlich schwer ist, sich von einer bereits vorzüglichen Blu-ray entscheidend abzusetzen. HDR10+ übrigens liefert erneut keinen sichtbaren Unterschied zu HDR10 – Samsungs dynamisches HDR-Format erweist sich immer mehr als Luftnummer.
- Statham, Jason, Johnson, Dwayne, Elba, Idris (Schauspieler)
- Leitch, David(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (75%)
Wie es bei Universal schon seit einiger Zeit der Fall ist, kommen die Filmhighlights in aller Regel mit Dolby Atmos (oder auch mal dts:X) für beide Sprachen – und das auch schon für die Blu-ray. So ist es dann auch bei Hobbs & Shaw. Und die Atmos-Tonspuren danken es mit einem sehr weiträumigen Eindruck, von dem vor allem der Score und Soundtrack profitieren. Außerdem gefallen die Kampf- und Actionszenen mit viel Räumlichkeit. Zahlreiche direktionale Effekte bevölkern die Rears, was teilweise für überraschende Momente sorgt. Allerdings muss man sich etwas damit anfreunden, dass die meisten Fight-Sequenzen mit Soundtrack übertönt sind. So bleiben brechendes Glas, Schläge, Tritte und das Kampfgeschehen oft auf die Front beschränkt, während die Musik die Surrounds beschäftigt. Das erste Mal richtig räumlich wird es deshalb erst nach 27 Minuten, wenn Brixton eine Ansage vom Direktor bekommt, die aus praktisch allen Speakern kommt – auch von oben. Je länger der Film allerdings dauert, desto mehr vermisst man aber etwas Dynamik im Basskeller. Der LFE-Kanal dürfte bis auf wenige Ausnahmen mehr Bums haben. Es ist zwar nicht so, dass er nicht vorhanden ist und beim Bremsvorgang des Fahrstuhls nach 34’05 oder während der Explosion bei 78’00 rumpelt’s auch mal ganz ordentlich. Aber insgesamt sind es doch die Hauptlautsprecher, die hier die Hauptdynamik übernehmen.
Das Ganze ist insgesamt zwar nicht schlecht und durchaus hörbar, erreicht aber nicht die Spitzenwerte der Referenzscheiben. Und ab und an fehlen einfach Informationen, die man sich an dieser Stelle aus optischer Sicht gewünscht hätte – gerade der Showdown auf Samoa mit zahlreichen explodierenden Fahrzeugen wirkt immer mal etwas dünn. In Sachen 3D-Höhenkanäle tut sich erstmals nach etwa einer Minute etwas, wenn die Akustikgitarren des Songs zu hören sind. Etwas inkonsistent aber die Tatsache, dass auch die Stimme immer kurz dazu kommt. Diese Inkonsistenz setzt sich fort, da immer wieder nur Bruchstücke der Musik von oben kommen – und zwar solche Bruchstücke, dass es auch als Ergänzung nur wenig Sinn macht. Ähnlich unharmonisch ist das noch mal bei der Anfahrt auf Tschernobyl. Der erste echte 3D-Sound ist dann (wie oben beschrieben) die wirklich griffige Stimme des Eteon-Direktors, die Brixton erzählt, dass er den Weg bereiten wird, wenn die Menschheit sich perfektionieren wird. Toll auch der Sweep bei 32’05, dem noch ein paar in Zeitlupe „flitzende“ Kugeln und coole Sounds aus Brixtons HUD über die Heights folgen.
Bei 78’44 und 80’13 flattern dann mal ein paar Drohnen herbei, aber insgesamt muss man einfach sagen, dass während der fulminanten Actionszenen einfach mehr drin gewesen wäre als ein paar vereinzelte Sounds. Bei dem, was hier alles zu Bruch geht und durch die Luft wirbelt, hätte man sich mehr gewünscht. Kleines Beispiel: Wo ist der Sound vom Hubschrauber bei 106’39, wenn er bei 108’20 dann so vehement zu hören ist? Und dann gibt’s da noch das Problem mit der Gewitter-Sequenz ab 113’40. Denn wo die englische Spur dies so immersiv und klar über alle vier möglichen Deckenspeaker wiedergibt, fehlen über die deutsche 3D-Soundspur hier einige der heftigen Donner-Attacken. Man hört es immer noch rumoren und hallen, aber es setzt wesentlich weniger definierte Gewitter-Sounds als über den O-Ton. Seltsam ist das deshalb, weil bis zu dem Zeitpunkt die 3D-Sounds der beiden Tonspuren praktisch identisch sind.
- Deutsch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Deutsch: Dolby Atmos (40%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Deutsch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (60%)
Im Bonusbereich von Hobbs & Shaw finden sich neben einem alternativen Anfang und 22 entfernten und alternativen Szenen noch insgesamt 13 Featurettes. Zwar laufen diese mit anderthalb bis fünf Minuten allesamt nicht gerade sehr lang, sind aber kurzweilig und witzig. So bekommen wir noch ein bisschen mehr Einblick darin, wie sich Leitch freute, diese spezielle „Chemie“ zwischen seinen beiden Protagonisten auszuarbeiten. Außerdem gibt’s anschauliche Zusammenschnitte, wie eine Kampfsequenz realisiert wird. Natürlich gibt’s noch ein Feature über den Bösewicht, der von Elba gespielt wird sowie über „Die Schwester“, die Vanessa Kirby so genussvoll als einsame Wölfin darstellt. Ein weiteres kümmert sich um die Familienbande von Hobbs und stellt auch die Darsteller mit polynesischen Wurzeln etwas näher vor. In „Die Matriarchin“ darf sich Helen Mirren noch einmal die Ehre geben und auch Ryan Reynolds und Kevin Harts Figuren werden etwas deutlicher beleuchtet. Ach ja: Der süße Vierbeiner Hobbs (offenbar Johnsons eigener Hund) kommt auch kurz zu Wort – Wuff! Der Audiokommentar von Leitch rundet das zwar kurze, aber ganz unterhaltsame Material ab.
Gesamtbewertung Hobbs & Shaw (81%)
Hobbs & Shaw liefert 130 Minuten Unterhaltung für den typischen Hirn-aus-Anlage-an-Heimkino-Abend. Nicht groß nachdenken über das, was man auf da an absurder Action und x-beliebiger Story präsentiert bekommt, sondern einfach berieseln lassen. Und wer auf den Humor der Frotzeleien zwischen Hobbs und Shaw schon in den FF-Filmen konnte, wird hier volle Breitseite bedient. Dazu gibt’s ein 2K-basiertes UHD-Bild, von dem sich so manche 4K-Scheibe was abschneiden könnte. Perfekte Schwarzwerte, satte Farben und eine fantastische Detaildarstellung machen richtig Spaß. Der Atmos-Sound ist in Sachen 3D-Akustik zwar etwas unterversorgt und auf der regulären Ebene nicht so satt, wie man es sich erhoffen würde, schlecht ist er aber auch nicht und unterstützt die Actionszenen hinreichend.
- Statham, Jason, Johnson, Dwayne, Elba, Idris (Schauspieler)
- Leitch, David(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 12. Dezember 2019 | Review am: | 15. Dezember 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2019 | Laufzeit: | 136 Minuten |
Filmstudio: | Universal | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Atmos Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 HDR 10+ Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Hobbs & Shaw Trailer:
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Blöd das es keine 16 Version fürs Heimkino gibt!! Bei den Kampfszenen ist es schon ganz schön zu merken das es auf Fsk 12 geschnitten wurde!
Es wurde ja mal eine Extendet Cut (bzw. FSK 16) fürs Heimkino in Aussicht gestellt…
Kleine Anmerkung zu dem Feld Technische Daten: bei Dolby Atmos und DTS-X wäre jeweils die Angabe des Core-Formates nicht schlecht.
Ist in diesem Fall bei beiden Sprachen Dolby True HD.
Danke. Ist auch eher als Vorschlag für zukünftige Tests gedacht. Angaben zur Bitrate sind zwar für einen geringen Personenkreis durchaus interessant, aber schwer zu ermitteln.
Auf jeden Fall sieht man hier, dass es auf technischer Seite durchaus anders laufen kann, als bei Disney!