Test: Terrifier 2 auf 4K UHD Blu-ray: Schlachtplatte Deluxe

Horror-Fans aufgepasst. Wir testen für euch die 4K UHD Blu-ray von Terrifier 2 und verraten euch, ob sich das Schlachtfest lohnt, oder ob der Film die Gefahr auf einen Kotzanfall nicht wert ist. 

Inhalt (60%)

„Nein, was haben wir gekot*t“ – was wie die Beschreibung eines ausufernden Wochenendes unter Heranwachsenden klingt, könnte dereinst eine Anekdote unter Filmfans sein. Denn glaubt man den Beschreibungen diverser Nachrichten-/Newsmeldungen während der Kinovorführungen von Terrifier 2, gab’s offenbar nicht wenige Zuschauer, die beim „Genuss“ des Films entweder ihre letzte Mahlzeit wiederkäuen mussten oder gleich ganz in Ohnmacht fielen.

Jetzt könnten die Hartgesottenen sagen: „Was für Sissies“ oder aber die Frage stellen, warum sich Menschen überhaupt in diesen Film wagten, wenn sie offenbar zu zart besaitet sind. Denn wer zum Start der Fortsetzung des Films mit Horrorclown Art nicht gehört hatte, dass es recht derbe zugehen dürfte, der hat vermutlich während der letzten sieben Jahre in einer Höhle gelebt. Als Regisseur Damien Leone seine schwarz-weiß angemalte Hauptfigur 2016 zum ersten Mal auf seine Opfer losgehen ließ, war das Resultat kaum jugendtauglich und hielt bereits eine Menge zünftiger (handgemachter) Maskeneffekte und Splatterelemente parat.

Guckt mal, wer wieder da ist

Wer weiß aber schon genau, ob’s wirklich so schlimm war, in den Kinos. Und ob sich wirklich der eine oder andere Mageninhalt mal die Außenwelt angeschaut hat. Jene, die „ohnmächtig“ wurden, sind vielleicht auch einfach nur eingeschlafen – verdenken könnte man es ihnen nicht. Denn Terrifier 2 mag die Gewaltschraube ordentlich – und zwar WIRKLICH ordentlich – angezogen haben. Mit einer Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden ist er aber auch ziemlich lang geworden. Horrorfilme, die deutlich über zwei Stunden gehen, benötigen eine verdammt gute Rechtfertigung dafür. Eine komplexe und umfangreiche Buchvorlage wie ES zum Beispiel.

Das hat Terrifier 2 aber nicht. Und zwar überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Die Story ist gegenüber dem ersten Teil, der noch mit so etwas wie einer stringenten (wenngleich generischen) Geschichte aufwarten konnte, eigentlich nicht vorhanden. Es passieren natürlich Dinge und mit Sienna gibt’s auch so etwas wie eine Heldin, aber die einzelnen Storyteile dienen viel offensichtlicher als in vergleichbaren Genrefilmen lediglich dazu, die Gewaltszenen vorzubereiten.

Sienna bastelt an ihrem Halloweenkostüm

Damien Leone ist zweifelsohne ein großer Genrefan. Einer, der seinen Clown-Killer bereits 2011 in einem Kurz- und 2013 in einem Episodenfilm auftreten ließ und an das Potenzial glaubte. Der Kult, der sich spätestens seit dem ersten Langfilm entwickelte und der mit dem Gewese um die Fortsetzung nun seinen Höhepunkt fand, gibt seiner Beharrlichkeit recht. Denn bei allem, was man am zweiten Teil berechtigterweise kritisieren kann, ist eins unzweifelhaft vorhanden: pure Leidenschaft auf Seiten des Machers.

Das spiegelt sich auch darin wider, dass Leone ein 700.000-Dollar-Budget-Angebot eines Filmverleihs in den Wind schlug, da er dann drastische Änderungen am Drehbuch und der Umsetzung hätte hinnehmen müssen. Stattdessen involvierte er lieber die Fans und sammelte über eine Kickstarter-Kampagne etwas über 200.000 Dollar. Wer sich so lustvoll und leidenschaftlich in die Produktion von Splatterszenen und handgemachte Effekte stürzt, dem kann man für sein konfuses Drehbuch und die viel zu ausgedehnte Laufzeit eigentlich nicht mehr böse sein. Ein Glück für die Fans, dass dieser Spaß an der Freude nicht nur in einer um über drei Minuten erleichterten FSK-18-Fassung über Tiberius Film kommt, sondern auch uncut vom Independent-Label Nameless Media.

Art hat sich mal wieder verkünstelt

Und in dieser ungeschnittenen Fassung macht Terrifier 2 nun mal in der Tat absolut keine Gefangenen. Art schnitzt, skalpiert und seziert sich durch seine Opfer, dass es (zumindest für ihn) eine wahre Freude ist. Die sicher man zur Legende werdende Schlafzimmer-Szene mit Allie dürfte zum Brutalsten gehören, was ein Kinofilm in den letzten zwei Dekaden auf Zuschauer losgelassen hat. Dabei ist es nicht nur der grafische Detailgrad, mit dem hier zu Werke gegangen wurde, sondern vor allem die perfide Freude, mit der Art sein Werk verrichtet. Mehr Sadismus gab’s selten in einem Horrorfilm, der seinen Weg in Kinos fand. Viel (mehr) Blut bedeutet aber nicht gleich einen Zugewinn an Qualität oder Nervenkitzel. Was Terrifier 2 gegenüber dem Vorgänger oft fehlt, ist ein wenig dessen sehr unbequeme und klaustrophobische Atmosphäre. Später hat man sich als Zuschauer an den zur Schau gestellten Brutalitäten ein wenig satt gesehen.

Und da die oben angesprochene Szene so etwas wie den Höhepunkt darstellt, aber schon bei Minute 64 von 138 stattfindet, beginnt Leones Film von da an (trotz weiterer Gewaltspitzen) etwas dahinzuplätschern. Erzählerisch tritt es ohnehin auf der Stelle, wenn man bedenkt, wie dünn die Story ist, die hier auf 138 Minuten ausgewalzt wird. Szenen wie Siennas Albtraum im Clown-Café sind überlang und hätten locker auf die Hälfte gekürzt sein dürfen. Und von solchen Momenten gibt’s einige. Dass schon dem Ende vom Vorgänger ein fantastisches Element hinzugefügt wurde, wird in Terrifier 2 weiter und noch stärker aufgegriffen.

Sienna nimmt es mit Art auf

Das wird nicht jedem Horrorfilm-Freund gefallen, der den Killer lieber in der Realität verwurzelt gesehen hätte. Aber immerhin liefert es die Möglichkeit, Art noch einige Male wiederzusehen. Was aufgrund der darstellerischen Präsenz von David Howard Thornton sogar wünschenswert ist. Die Akteure um ihn herum (Lauren LaVera als Sienna mal ausgenommen) dümpeln im Hinblick auf Schauspiel zwischen Mittelmaß und dem unteren Durchschnitt herum. Dem Art-Darsteller gelingt es dagegen allein über Gestik und Mimik eine durchtriebene Mischung aus Sarkasmus und Böswilligkeit zu liefern, die dem Film letztlich (neben den Maskeneffekten) die Würze verpasst.

Bildqualität (75%)

Terrifier 2 wurde komplett digital gefilmt. Zum Einsatz kamen Kameras vom Typ ARRI Alexa Mini, Red Epic Dragon und auch eine Blackmagic Pocket Camera. Das finale Material wurde über ein 4K-DI gezogen und bildet damit die Basis für die UHD Blu-ray. Im Nachgang spendierte man dann noch ein HDR10-Grading mit erweitertem Farbraum im Rahmen von Rec.2020. Gegenüber der (zu hellen) Blu-ray kommt die UHD Blu-ray stimmiger zum Betrachter.

Der Film ist etwas dunkler gemastert, was die Bilddynamik sichtbar erhöht. Noch immer ist Schwarz nicht perfekt schwarz, aber auch nicht mehr so milchig trüb wie über die Bu-ray. Farben kommt durch die leichte Abdunklung kräftiger rüber, sind aber nicht grundlegend anders. Das Schöne: Entgegen vorheriger UHD Blu-rays von Nameless (Maniac) ist Terrifier 2 nicht in einen Topf aus übersättigten und verfälschten Farben gefallen.

Die UHD ist fern von perfekt, schlägt die Blu-ray aber deutlich

Der gewünschte Look bleibt aber bestehen: Hauttöne tendieren ins Rosa und auf schwarzen Farben liegt nicht selten eine blaue Betonung. Blut erscheint nun allerdings etwas kräftiger rot und weniger orange-lastig. Auf der Habenseite steht (außerdem) das um Welten bessere Encoding gegenüber der Blu-ray. Wo die Full-HD-Scheibe ihre geregelten Schwierigkeiten mit soften Stellen, clusterartigen Ansammlungen und ähnlichen Problemen hat, liefert die 4K-Disk durchweg das konstantere digital hinzugefügte Rauschen.

Das resultiert nicht nur in einem homogeneren Look, der weniger stark vom Geschehen ablenkt, sondern bildet auch Details besser ab. Wo die Blu-ray zuweilen Buchstaben vermatscht, weil das Encoding so unsauber ist, bildet die HDR-Disk diese sauber ab. Uniforme Hintergründe werden konstant mit nachträglichem Korn versorgt und leiden nicht an klumpigen Ansammlungen (Fliesen bei 1’40). Wirklich deutlich mehr Auflösung lässt sich allerdings nicht ausmachen.

Tonqualität (60%)

Für den Ton stehen wie beim Vorgänger zwei DTS-HD-Masterspuren zur Verfügung. Das Problem des ersten Teils war, dass die Scheiben eher dynamik- und effektarm daherkamen. Ein wenig mehr Dynamik gibt es dieses Mal schon, was vor allem für die lauteren Ausreißer während der Gewaltattacken gilt. Da spritzt es schon recht kräftig, wenn Art seinen selbst gemachten Morgenstern schwingt.

Die Effektkanäle werden allerdings erneut nur mäßig bedient. Stellenweise gibt es ein wenig vom Score und vereinzelte Schläge mit den Filmwaffen gelangen ebenfalls von dort ans Ohr. Atmosphärischer Hall während entsprechender Szenen oder gar dynamische Soundeffekte bleiben aber aus. Auch der Tiefbass dürfte kräftiger ins Geschehen eingreifen. Nur selten spürt man mal seine Anwesenheit.

  • Deutsch: DTS-HD Master (60%)
  • Englisch: DTS-HD Master (60%)

Bonus (60%)

Das Bonusmaterial enthält neben einem (nicht untertitelten) Audiokommentar des Regisseurs auch ein neunminütiges Interview mit Leone und Hauptdarsteller Thornton, das wiederum untertitelt ist. Ebenso wie das ausgiebige, 35-minütige Behind the Scenes. Obendrauf gibt’s noch eine Hype Reel, die in drei Minuten schildert, wie aus Art der Kult-Clown wurde. Das 24-seitige Booklet, das etwas mehr über Darsteller, Regisseur und das Subgenre des Fun-Splatters schildert, kommt noch obendrauf.

Gesamtbewertung Terrifier 2 4K Blu-ray (65%)

Terrifier 2 gehört definitiv zu den grafisch härtesten Filmen, die es in den letzten zwei Jahrzehnten ins Kino schafften. Und weil Art immer noch ein besonders perfider, sadistischer Killer ist, dessen Schauspieler das perfekt rüberbringt, kann Leones Film am Ende trotz deutlicher Überlänge und schwachem Drehbuch Genrefans sehr gut unterhalten. Ob einem davon übel wird oder man gar der Ohnmacht anheimfällt, wird wohl jeder für sich erfahren müssen. Die 4K-Disk ist trotz relativ schwach ausgeprägter HDR-Eigenschaften und nur bedingt detailreicheren Bilds die bessere Wahl, da das Encoding wesentlich besser ausgefallen ist als bei der Blu-ray.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 28. April 2023 Review am: 15. Mai 2023
Erscheinungsjahr Film: 2022 Laufzeit: 138 Minuten
Filmstudio: Nameless Media FSK: ab 18 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
1,78:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch: DTS-HD Master
Englisch: DTS-HD Master
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: Panasonic UB9004

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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