Captain Marvel 4K Blu-ray im Test: Marvels Antwort auf Wonder Woman

Inhalt (75%)

Man mag es ja kaum glauben: Wo das MCU in der direkten Konkurrenz zwischen Marvel und DC (zumindest während der letzten elf Jahre) doch in allen Belangen Vorreiter und Wegbereiter zu sein schien, hinkte es in einem Punkt tatsächlich hinterher. Denn wo man bei DC mit Wonder Woman mutig auf die Zugkraft einer weiblichen Heldin setzte, brauchte es im Marvel Cinematic Universum tatsächlich 20 Filme, bevor man im 21. dann ebenfalls eine Heroine präsentierte. Und das mit höchster Not. Denn nach all der Vorbereitung durch die 20 Werke der MCU-Abschnitte I – III war es höchste Zeit, Carol Danvers zu etablieren. Immerhin sollte sie in Avengers: Endgame eine wichtige Rolle übernehmen. Ohnehin würde die späte Einführung und das „aus dem Hut zaubern“ in Endgame zu möglichen Fragen führen. Brie Larson darf sich nun stolz auf die Fahne schreiben, den bisher erfolgreichsten Superheldinnen-Film auf ihren Schultern getragen zu haben.

Captain Marvel lässt es blitzen

Sie war ohnehin praktisch erste Wahl und sie ist schlicht großartig in der Rolle. Ohne ihr Schicksal verdrängen zu wollen, geht sie zwar zielstrebig auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, tut das jedoch mit einer gewissen Leichtigkeit. Denn was auch hier wieder äußerst gut funktioniert (und das nicht das erste Mal), ist der Humor. In Larson hat man eine Darstellerin gefunden, die gleichzeitig Figurentiefe, Coolness und Witz in ihre Rolle bringt. Allerdings darf Ben Mendelsohn als Bösewicht mal langsam in Rente gehen. Nach Rogue One, Ready Player One und Robin Hood scheint es fast so, als hätte Hollywood keine anderen Darsteller mehr für fiese Intriganten – selbst wenn seine Auftritte (ohne Maske) hier relativ kurz sind.

Gegen solche Makel setzt Captain Marvel vor allem auf das Aufnehmen von losen Fäden, die auch hier noch einmal für nachträglich erkennbare Zusammenhänge sorgen. Ob das nun die Einführung von Fury und Agent Coulson ist, die (rein chronologisch betrachtet) hier erstmalig in Erscheinung treten oder die Erklärung zum Tesserakt.

Da war er noch jung und beidäugig: Nick Fury

Nur logisch ist übrigens, dass Fury hier noch ein ziemlich positiver und gutmütiger Witzbold ist – immerhin hat er das Leid der kommenden 20 Jahre noch nicht gesehen.

Insgesamt ist der Film als Origin-Story nicht ganz so abwechslungs- und temporeich wie andere Superhelden-Einführungsfilme, was für die eine oder andere Länge im Mittelteil sorgt. Doch wenn es um Schauwerte geht, steht auch Captain Marvel den anderen Filmen kaum nach. Die Eröffnung auf den Planeten der Kree ist schon großartig und die späteren Actionszenen in Mar-Vells Schiff sind spektakulär – wenngleich Actionszenen eher etwas zurückgefahren wirken.

Das ist dann aber fast vergessen, wenn Vers aka Carol Danvers aka Captain Marvel nach gut 100 Minuten die Schiffe von Ronan zerstört. Hier sieht nicht nur DCs Superman aus wie ein Vorschulkind, sondern wird auch endlich klar, warum diese Heldin die wohl stärkste des MCU ist. Schade, dass man ihre Aktivierung (ziemlich künstlich) hinaus gezögert hat und es ist durchaus fraglich, ob ihr Einsatz nicht in Infinity War schon für einen anderen Ausgang gesorgt hätte.
Aber halt: Dann wäre es ja nicht zu Endgame gekommen …

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Captain Marvel 4K-UHD Steelbook (Limited Edition) [Blu-ray]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Larson, Brie, Jackson, Samuel L., Wise, Dewanda (Schauspieler)
  • Fleck, Ryan (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Bildqualität (85%)

Captain Marvel wurde vollständig digital gedreht. An deren Ausgang lag das Material in wenigen Aufnahmen einer kleinen Blackmagic Micro in 2K vor, während die großen Filmkameras zwischen 6.5K und 8K im jeweiligen RAW-Format lieferten.
Allerdings – und davon gehen derzeit alle bekannten Quellen aus – finalisierte man den Film mit einem 2K-Digital-Intermediate, was dann für die UHD wieder hochskaliert wurde.
Abgesehen von der Auflösung der Disk spendierte man der UHD noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie mit HDR10 die statische Kontraststeigerung.

Die UHD ist in dunklen Szenen leider sehr düster geraten

Im laufenden Film fällt dann vor allem eins in gewissen Szenen extrem auf: Das wesentlich dunklere Mastering der UHD. Während der Auseinandersetzung der Kree mit den Skrull nach etwas über zehn Minuten sieht man bei leichtem Restlicht im Heimkino bisweilen kaum noch genaue Inhalte. Zwar nimmt das noch nicht die Ausmaße eines Solo: A Star Wars Story an (vornehmlich, weil Schwarz knackig bleibt und nicht schlicht alles grau erscheint), aber man sollte für die düsteren Szenen (die auch nach gut 80 Minuten im Schiff von Mar-Vell noch mal dominieren) durchaus im Kopf behalten, dass man den Film am besten bei kompletter Abdunklung oder spät Abends schaut.

Während der gut ausgeleuchteten Momente kann die UHD indes per HDR10 Akzente setzen. Obwohl „nur“ bei 1000 Nit gemastert, sind Highlights wie Reflexionen oder das Strahlen in Augen erkennbar prägnanter und strahlender. Hier spielt die UHD dann ihre Vorzüge aus. Außerdem sind Farben dann durchweg differenzierter.

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Tonqualität (90%)

Akustisch bleibt alles (leider) beim Alten. Soll heißen: Auch bei Captain Marvel muss der deutsche Zuschauer mit einer Dolby-Digital-Plus-Spur auskommen. Außerdem muss auch hier sowohl der deutsche als auch der englische Sound in der Lautstärke deutlich angehoben werden, um auf dem üblichen Referenz-Niveau zu spielen.

Bleibt die Frage, ob auch (wie zuletzt sehr oft bei Marvel-Titeln) die Dynamik auf der Strecke bleibt. Hier kann zumindest teilweise Entwarnung gegeben werden. Denn der DD+-Soundtrack weiß durchaus zu gefallen. Seine Basskraft ist immer wieder hörbar und die Dynamik ist durchweg besser als bei einem Black Panther. Die Höhen könnten vielleicht noch etwas feiner agieren und etwas mehr Differenzierung ermöglichen, aber insgesamt schlägt sich der deutsche Sound gut. Zumal er wirklich effektvoll ist und die rückwärtigen Speaker in den Actionszenen pausenlos bedient.

Der deutsche Dolby Digital Plus Sound schlägt sich überraschend gut

Sehr gut gelungen ist auch der elektronische Score, der bisweilen an die grandiosen Titel von Daft Punks Filmmusik zu Tron: Legacy erinnert. Die teils sehr losgelöst im Raum stehenden Töne des Scores werden sauber reproduziert. Gleichzeitig sind die Stimmen gut eingebettet und nur eine Spur dünner als die etwas voluminöseren der Originalfassung.

Apropos O-Ton: Der englische Dolby-Atmos-Sound (nur UHD) macht es aufgrund seiner höheren Datenrate nicht viel, aber noch einen Tick besser: Hat man ihn einmal um die benötigte Lautstärke angehoben, fehlt es ihm ebenfalls nicht an Dynamik. Die Stimmen kommen präzise und voluminös aus dem Center (oder bei der Erinnerungs-Penetration auch mal aus allen Speakern) und wenn Vers ihre Photonen-Waffen abfeuert, setzt es ordentlich Signal für den Subwoofer. Dabei sind die Actionszenen keineswegs nur laut und dabei flach, sondern haben eine ordentliche Spreizung zwischen fein gezeichneten Geräuschen wie elektrisierendem Zischeln und den wuchtigen Sounds der Feuerstöße. Dazu ist die Surround-Aktivität wirklich klasse. Gerade, wenn Vers mit den Skrulls kämpft und das Raumschiff aufbricht, hört man die Bruchstücke vollständig um sich herum.

Beide Tonspuren liefern auf diese Weise im Rahmen ihrer Komprimierung wirklich sehr gute Vorstellungen ab und gehören zu den besten Marvels der letzten Jahre.

Wenn die Kree auftauchen, bebt meist das Heimkino

Auf der Höhen-Ebene gibt es erste Sounds durch Stimmenhall beim Training zu Beginn. Auch der Verkehr der Raumschiffe nach knapp vier Minuten bekommt etwas Unterstützung von oben und der Score spielt in einigen Momenten immer mal wieder aus den Heights mit. Den ersten offensiven und lauten Sound bekommt man dann, wenn die Kree ihre Raumschiffe auf Rettungsmission schicken und eines von ihnen über die Kamera gleitet. Einige Effekte gibt es dann beim Absturz der Kapsel auf die Erde und später während des Kampfes in und auf der U-Bahn. Es sind also gerade einmal 30 Minuten vergangen und man hat schon fast die Anzahl an Effekten, die Infinity War über die komplette Laufzeit hatte. Und so bleibt es im Laufe des Films mit immer wieder eingestreuten 3D-Sounds – bspw. auch, wenn Vers ihre Kräfte nach dem Gespräch mit der Obersten Intelligenz sammelt. Immer wieder wuscht, knackt und zischt es im Nachgang aus den Höhen-Speakern. Lediglich in der finalen All-Sequenz hätte man sich dann wieder etwas mehr von oben gewünscht.

  • Deutsch: Dolby Digital Plus 5.1 (90%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (60%)

Sechs entfernte Szenen, eine kurze, aber witzige Gag Reel sowie der Audiokommentar des Regie-Duos eröffnen das Bonusmaterial von Captain Marvel. Darüber hinaus gibt es ein sechsteiliges Featurette mit einer Laufzeit von insgesamt recht kurzen 23 Minuten. Im Ersten geht es vornehmlich um das Einführen des ersten weiblichen Charakters. Das nächste kümmert sich vor allem um die vielfältigen Charaktereigenschaften von Carol Danvers, während das Dritte sich die Origins von Nick Fury vornimmt. Ein weiteres Making-of schaut auf das Regieduo Ryan Fleck und Anna Boden, die beide vollkommen neu im MCU sind. „Skrulls und Kree“ beleuchtet dann die bösen Jungs des Films, die Skrulls sowie deren Krieg mit dem Kree. Das letzte Featurette ist ein augenzwinkerndes Extra über Katze Goose.

Gesamtbewertung Captain Marvel  (83%)

Captain Marvel weiß vor allem durch seine Hauptdarstellerin zu überzeugen und bietet eine gesunde Portion Humor. Als Origin-Story ist er aber nicht so stark wie ein Captain America oder gar ein Iron Man.

Die UHD kann sich rein technisch nur in den gut ausgeleuchteten Szenen von der (sehr guten) Blu-ray absetzen und punktet dort mit stärkerem Kontrast und glänzenden HDR-Highlights. Die zahlreichen düsteren Szenen leiden indes durchweg durch ihre starke Abdunklung. Dafür funktioniert der englische Atmos-Sound erstaunlich gut. Er ist zwar kein absolutes Highlight mit permanenter Befeuerung aus den Heights, kann sich gegenüber Konkurrenten aus dem eigenen Haus aber hörbar absetzen.

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Captain Marvel 4K-UHD Steelbook (Limited Edition) [Blu-ray]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Larson, Brie, Jackson, Samuel L., Wise, Dewanda (Schauspieler)
  • Fleck, Ryan (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 18. Juli 2019 Review am: 17. Juli 2019
Erscheinungsjahr Film: 2018 Laufzeit: 124 Minuten
Filmstudio: Disney FSK: ab 12 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Chinesisch, Deutsch, Englisch, Japanisch
Bildformat:
2.39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Digital Plus 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10 Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D Testgerät Player: Panasonic UB9004

Captain Marvel Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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7 Kommentare
  1. Die Mikey Maus muss sich mal paar YouTube Videos rein ziehen,damit Sie wissen wie viele Heimkinofans bei uns ein Atmossetup und mehr haben.Die denken anscheind wir sitzen noch in der Höhle.andere wie z.b. Dreamworks haben das kappiert und haben eine deutsche Atmos Tonspur drauf.

    • Na das ist für mich nicht so wichtig… Für mich muß es 3d sein…. Die normale Blu Ray scaliert mir mein Panasonic Player super hoch. Und Uhd Blu Ray macht für mich halt auch nur richtig Sinn wenn in UHD gedreht wurde…

  2. Was Disney mit der deutschen Tonspur macht ist einfach ne Frechheit! Eigentlich sollte auf alle Scheiben Atmos sein oder wenigstens DTS Master HD… Zum Anfang haben Sie es ja auch hinbekommen!
    Der an sich gefällt mir. Ist mal etwas ruhiger aber weiß trotzdem zu gefallen. Aber zurück zur Tonspur! Warner schafft es ja auch auf der normalen Blu Ray, Atmos zu packen!

  3. Nach Endgame habe ich „Captain Marvel“ gleich mit „Supergirl“ von der DC Konkurrenz verglichen. Die hatte nicht nur Iron Man gerettet, sondern eigentlich auch Thanos im Alleingang erledigt.
    Sie mit „Wonderwoman“ zu vergleichen passt dagegen nicht. Denn in „Justice Legue“ hat sie keine Chance gegen Superman.
    So hat jetzt das Marvel Universum eine echte Superheldin.

  4. Ich habe auf die 4k Disk lang gewartet weil ih 0 Bock auf Kino hatte.
    Nun ist sie da und ich muss sagen, der Film hat mich mehr als Black Panther gelangweilt :-(((
    Der Endkampf ist zwar recht Spektakulär aber die 100 Min davor….war echt nix!

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