DTS:X – Alles, was ihr über das 3D-Audioformat wissen müsst


DTS:X ist vielen Heimkino-Fans bereits ein Begriff. Das Konkurrenzformat zu Dolby Atmos liefert fulminanten 3D-Sound für Filme und Serien. Wir klären für euch alle Fragen zum DTS:X 3D-Audioformat. 

Dabei möchten wir ergänzen: Im Heimkino gibt es neben dem Platzhirsch Dolby Atmos und dem Zweitplatzierten DTS:X auch noch Auro 3D als 3D-Tonformat. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie ermöglichen objektbasierten Klang. Dies ist etwas, das vor allem beim Mastering bzw. der Abmischung, also in der Produktion, eine Rolle spielt. Letzten Endes können die Toningenieure „Klangobjekte“, z. B. das Rauschen eines Hubschraubers oder den Schuss einer Pistole, freier im Raum verteilen. Sie müssen sich nicht felsenfest auf einen oder mehrere Lautsprecher eines 5.1- oder 7.1-Systems festgelegt werden.

Das kann für dich auch Vorteile bei der Wiedergabe haben. Theoretisch sollte es egal sein, ob ihr z. B. ein 3D-Audio-System im Aufbau 7.1.4 oder 11.2.4, etc. nutzt – dank der objektbasierten Abmischung sollte die Räumlichkeit deines Aufbaus immer voll ausgenutzt werden. Obendrein ermöglichen 3D-Tonformate es im Gegensatz zu ihren Vorgängern wie Dolby TrueHD oder DTS-HD Master Audio, dass auch Klang aus der Höhe kommt. Dies könnt ihr Zuhause entweder durch Deckenlautsprecher oder Upfiring-Lautsprecher realisieren. Letztere sind oft in Premium-Soundbars verbaut. Sie sollen den Klang von der Decke zum Sitzplatz reflektieren.

Hier ist ein System mit DTS:X im 7.1.4-Aufbau zu sehen.
Hier ist ein System mit DTS:X im 7.1.4-Aufbau zu sehen. | Bild: DTS

Wie gut das funktioniert, hängt nicht nur von eurem Zimmer, sondern auch von der jeweiligen Soundbar ab. Letzten Endes sind „echte“ Deckenlautsprecher natürlich der bessere allerdings auch komplexere Weg. Ein weiterer Vorteil von Dolby Atmos und DTS:X: Ihr könnt nicht nur speziell Deckenlautsprecher verwenden, sondern allgemein wesentlich größere Systeme mit mehr Speakern. Damit sprengt ihr also die Begrenzungen von Dolby Digital, DTS und den bereits erwähnten Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio.

Stopp: Was bedeutet eigentlich 5.1.4?

Genau genommen sind aber weder DTS:X noch Dolby Atmos wirklich neue Klangformate. Vielmehr basieren sie noch auf bestehenden Formaten wie im Bereich der Ultra HD Blu-rays auf den verlustfreien DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD. Sie erweitern diese Formate aber eben um die objektbasierten Metadaten. Letztere platzieren die erwähnten Klangobjekte im Raum, damit eure Lautsprecher sie korrekt wiedergeben können – auch wenn ihr Speaker-Set-ups wie 9.1.4 oder ähnliche Systeme verwendet.

Mancher Leser kratzt sich jetzt jedoch vielleicht ratlos am Kopf: Wofür stehen denn diese „Zahlencodes“ wie 5.1.2, 7.1.4 oder auch 9.1.4 überhaupt? Nun, bei einem klassischen Stereo-System gibt es zwei Lautsprecher oder auch Kanäle. Folglich bezeichnet man so ein System auch als 2.0-Aufbau. Fügen wir einen Subwoofer hinzu, entsteht ein 2.1-System. Die erste Ziffer stehrt für die beiden Speaker (links, rechts), die „1“ nach dem Punkt für den Sub. Gehen wir zum Surround-Sound über, könnte sich ein 5.1-System ergeben. Hier stünden fünf „normale“ Lautsprecher (vorne links, vorne rechts, Center, hinten links, hinten rechts) plus ein Subwoofer bereit.

Soundbars wie die hier gezeigte Samsung Slim HW-S710GD wird gerne mit Dolby Atmos beworben, unterstützt jedoch ebenfalls DTS:X
Soundbars wie die hier gezeigte Samsung Slim HW-S710GD wird gerne mit Dolby Atmos beworben, unterstützt jedoch ebenfalls DTS:X

So weit so gut, doch wofür steht dann die Ziffer 2 bei einem 5.1.2-System? Die letzte Zahl markiert die Anzahl der Höhenkanäle bzw. Deckenlautsprecher oder auch Upfiring-Treiber. Bei einem 5.1.2-System hättet ihr also beispielsweise zwei Höhenkanäle für Klang von oben an Bord. Bei einem 9.1.4-System wären es vier Höhenkanäle – gar nicht so kompliziert also.

DTS:X: Mehr Lautsprecher = mehr Immersion

Ein Vorteil von DTS:X gegenüber DTS-Master Audio oder auch Dolby TrueHD: Ihr profitiert auch dann, wenn ihr euer System später aufrüstet. Das Tonformat macht euch also quasi „zukunftssicher“. Im Übrigen gilt dies aber genau so auch für Dolby Atmos. Beispiel: Eine Tonspur, codiert als DTS-HD Master Audio 5.1 spricht exakt einen 5.1-Aufbau an. Nutzt ihr ein 7.1-System bleiben eure seitlichen Speaker folgerichtig stumm – es sei den ihr rechnet den Ton hoch, was nie ganz ideal funktioniert.

Liegt die Tonspur aber als DTS:X vor, dann wurde sie, wie bereits erklärt, objektbasiert abgemischt. Es ist also egal, ob ihr ein 5.1, ein 7.1.2 oder ein 11.1.4-System, verwendet – die Tonspur kann alle Lautsprecher versorgen und ausnutzen. Das macht es nicht nur für die Ingenieure im Tonstudio leichter, verschiedene Konfigurationen zu berücksichtigen, auch für euch ist das ein Vorteil, falls ihr später euer System umbaut. Mit DTS:X könnt ihr sicher sein, dass es optimal ausgenutzt wird.

Dazu wollen wir anmerken, dass manche AV-Receiver und Soundbars auch mit den Techniken DTS Virtual:X oder Dolby Atmos Height Virtualization werben. Das sind im Grunde Software-Tricks, um etwa bei einer nativen 5.1-Tonspur weitere Kanäle zu simulieren und somit auch die Höhenkanäle zu befeuern. Dass die Software hier aber „schätzen“ muss, sind die Ergebnisse je nach Vorlage mal erstaunlich brauchbar und mal eher kurios. Nativer 3D-Sound ist also klar zu bevorzugen.

Warum „hört“ man so wenig von DTS:X?

Grenzen sind allerdings auch DTS:X gesetzt. Diese liegen in der Praxis weniger am Tonformat selbst, sondern an den Herstellern. Wie viele Lautsprecher bzw. Kanäle ihr an einem AVR betreiben könntt, hängt vom jeweiligen Modell ab. Und da kommt natürlich auch der Geldbeutel ins Spiel. Premium-Receiver von Denon, Marantz und Yamaha kosten schnell tausende Euro.

DTS:X unterstützt auf dem Papier maximal 12 Kanäle. Allerdings gibt es dann auch noch DTS:X Pro, was bis zu 32 Kanäle / Lautsprecher im Heimkino ermöglicht. Diese Grenze dürfte kaum jemand außerhalb der oberen Zehntausend sprengen können. Zumal hier eben eher die erwähnten AV-Receiver limitieren. Flaggschiffe von Denon und Marantz etwa belassen es derzeit bei 14 Kanälen.

Einige TVs können DTS:X direkt wiedergeben, das 3D-Tonformat spielt aber erst bei sehr vielen Lautsprechern seine Stärken aus.
Einige TVs können DTS:X direkt wiedergeben, das 3D-Tonformat spielt aber erst bei sehr vielen Lautsprechern seine Stärken aus.

Warum hört man aber verhältnismäßig von DTS:X, während Dolby Atmos gefühlt in aller Munde zu sein scheint? Dolby hat den Vorteil, deutlich schneller auf den Streaming-Zug aufgesprungen zu sein. Dort kann dann als sogenannte Core (Kern) Dolby Digital+ dienen. Bei Ultra HD Blu-rays ist es im Übrigen als Core DTS-HD Master Audio. Während DTS auf Discs verbreitet ist, setzen erst jetzt erste Streaming-Anbieter wie Disney+ verbunden mit IMAX Enhanced auf DTS:X. Es sind aber deutlich weniger Geräte kompatibel als bei Dolby Atmos. Das Unternehmen hinter DTS, Xperi, scheint zu lange geschlafen zu haben.

DTS:X benötigt immer einen Kern

Ihr habt es herausgelesen: DTS:X benötigt als Basis immer einen Core, da es eben kein eigenständiges Klangformat ist, sondern streng genommen seinen Kern um Metadaten aufstockt. Bei Dolby Atmos verhält es sich genau so. Während auf Discs jeweils die verlustfreien Formate DTS-HD Master Audio und Dolby TrueHD die Cores stellen können, sind es bei Streaming-Anbietern die verlustbehafteten DTS und Dolby Digital+.

Bei AV-Receivern und Endstufen (hier die Produktauswahl von Yamaha) gehört DTS:X bereits seit Jahren zum "guten Ton". Ausnahme natürlich Stereo- und Surround-Systeme.
Bei AV-Receivern und Endstufen (hier die Produktauswahl von Yamaha) gehört DTS:X bereits seit Jahren zum „guten Ton“. Ausnahme natürlich Stereo- und Surround-Systeme.

Die Vorgehensweise mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, hat aber einen Vorteil: Tonspuren mit DTS:X sind abwärtskompatibel und funktionieren dank ihrer Kerne stets auch auf Anlagen, die DTS bzw. DTS-HD Master Audio beherrschen. Allerdings gilt das nur für Discs, beim Streaming wird es komplizierter, da Xperi verlustbehaftetes DTS:X erst deutlich später ins Format aufgenommen hat.

Disney+ unterstützt inzwischen DTS:X als Teil von IMAX Enhanced für einige Inhalte. Aber nur wenige TVs und Mediaplayer sind derzeit kompatibel.
Disney+ unterstützt inzwischen DTS:X als Teil von IMAX Enhanced für einige Inhalte. Aber nur wenige TVs und Mediaplayer sind derzeit kompatibel. | Bild: The Walt Disney Company

Deswegen kannst du DTS:X per Streaming nur an Geräten einsetzen, die das sogenannte „Profile 2“ beherrschen. Dies sind normalerweise Geräte, die auch für IMAX Enhanced zertifiziert sind. Aus diesem Grund funktioniert auch Disney+ mit DTS:X aktuell nur an einer Handvoll von Geräten. Es bleibt abzuwarten, ob sich das in Zukunft ändern wird. Das hängt wesentlich davon ab, wie gewillt Xperi ist, die Kampfkasse zu öffnen und Partner zu umgarnen.

Der harte Kampf gegen Dolby Atmos

Auch das Marketing von Dolby stellt sich geschickter an, bzw. wirft mit mehr Geld um sich. So bewerben etwa die Hersteller vieler Soundbars und AV-Receiver aggressiv mit Support von Dolby Atmos, auf DTS:X stößt man häufig erst im Datenblatt. Und abseits von Disney+ unterstützt derzeit kein großer Streaming-Anbieter das 3D-Tonformat von Xperi. Dolby Atmos gibt es hingegen bei sowohl Amazon Prime Video (allerdings nur im werbefreien Tarif), Apple TV+, Disney+, Netflix und mehr.

Auch Ultra HD Blu-rays mit DTS:X kann man im Grunde an einer Hand abzählen, während Dolby Atmos sehr verbreitet ist. Die Ursachen sind wohl vielfältig. Wir spekulieren das liegt daran, dass es wesentlich mehr Kinosäle mit Dolby Atmos gibt. Vermutlich erleichtert das den Studios, ihre Kino-Abmischungen auch im Heimkino in Dolby Atmos statt in DTS:X umzusetzen. Dolby stellte sich auch bei der Vermarktung geschickter an und bewarb von Anfang an aggressiv die zusätzlichen Höhenkanäle als Mehrwert. Xperi gab sich eher technisch und betonte den objektbasierten Charakter des Formats, was viele Laien dann eher verwirrt hat.

Dabei hat DTS:X technische Vorteile gegenüber Dolby Atmos, etwa weil es höhere Bitrates unterstützt. Allerdings kontert Dolby, dass Atmos angeblich effizienter codiert sei. Zu bemerken ist aber, dass viele Studios für Dolby Atmos im Dynamikumfang sehr beschränkte Near-Field-Abmischungen verwenden. Da besteht eine Chance für DTS:X, um zu punkten. Vielleicht schaft man das in Zukunft im Rahmen der IMAX-Enhanced-Inhalte?

Zu den aktuellen TV-Herstellern, die DTS:X unterstützen, gehören übrigens Sony, Hisense, LG, TCL, Philips, Vizio, Sharp und weitere, kleinere Anbieter. Und da DTS:X-Fernseher mit älteren DTS-Audioprodukten kompatibel sind, könnt ihr eben auch ältere Geräte mit neueren kombinieren, um von einer Aufwertung des Klangs zu profitieren.

DTS:X vs. Dolby Atmos: Was ist besser?

Zwar hat DTS:X auf dem Papier Vorteile, in der Praxis sind sich die Formate DTS:X und Dolby Atmos aber recht ebenbürtig. Das Unternehmen hinter DTS:X, Xperi, hat sich aber lange bei der Vermarktung denkbar ungeschickt angestellt, was zum Siegeszug von Dolby Atmos beigetragen hat. Inzwischen scheint das Kind in den Brunnen gefallen zu sein, denn es gibt wesentlich mehr Content mit Dolby Atmos.

Ob man jetzt noch aufholen kann, indem man DTS:X sozusagen „verdeckt“ als Teil von IMAX Enhanced in die Wohnzimmer schmuggelt, muss die Zeit zeigen. Noch sieht es nicht danach aus, denn die Hardware-Unterstützung für Streams mit dem objektbasierten Format ist noch überschaubar. Für den Kunden ist es grundsätzlich aber immer zu begrüßen, wenn es Konkurrenz gibt. Denn das treibt die Weiterentwicklung an.

Kleine Anmerkung zum Schluss: Verwechselt bitte nicht DTS:X mit DTS Play-Fi. Während erstes ein objektbasiertes 3D-Tonformat mit Höheninformationen darstellt, ist letzteres ein Multiroom-Protokoll. Beide stammen von Xperi, haben aber im Grunde nichts miteinander gemeinsam.

Soundbars mit DTS:X

4K Fernseher mit DTS:X

AV-Receiver mit DTS:X

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André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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10 Kommentare
  1. „Alle drei haben eines gemeinsam: Sie ermöglichen objektbasierten Klang.“

    Gabs bei Auro3D ein Update? Das war doch im Gegensatz zu Atmos und DTS:X immer kanalbasiert.

  2. Die Abmischungen sind meisten ein Witz oder auf Deutsch gar nicht vorhanden, egal ob Atmos oder DTS:X.
    Da ist man mit dem DTS Neuromatic besser dran als fast jede native Abmischung.

    • So sieht’s aus…. und dann wundern sich die Studios warum die alternativen Quellen (wieder) so großen Anlauf haben.

      Terminator 2, Cliffhanger, Krieg der Welten, 300, Der Marsianer und, und, und mit deutscher Dolby Atmos oder DTS:X ist schon was feines.

  3. Leider stimmt das, immer weniger Leute setzen auf Qualität, sei es 4K Bild Blu-Ray oder Sound. Streaming ist bequemer für den Normalo, aber auf TV ist der Unterschied auch nicht so groß wie beim Beamer. Ich stimme dir aber nicht zu, 5.1.4 ist immersiver als 5.1. Der Vergleich ist etwa der gleiche wie: „Ich höre lieber stereo als 5.1“ bei Filmen. Auch Beamer ist immersiver als TVs.
    Seit 1993 hat sich viel verändert.

  4. Mein Setup steht und bleibt seit 1993, als ich die erste US-NTSC Laserdisc von „Jurassic Park“ in DTS in den Händen hielt, bei 5.1 und mehr wird’s auch nie geben. Ich halte nicht viel von 12.16.18 Kanälen im Heimkino. Kino soll bei mir Kino bleiben und Heimkino Heimkino. Aber trotz meinem genöle vielen Dank für den Bericht. Ich schwelge immer wieder gern in Heimkino-Tech. Zumal ich immer mehr beobachte, dass sich immer weniger Leute dafür interessieren 🙁

    • Leider stimmt das, immer weniger Leute setzen auf Qualität, sei es 4K Bild Blu-Ray oder Sound. Streaming ist bequemer für den Normalo, aber auf TV ist der Unterschied auch nicht so groß wie beim Beamer. Ich stimme dir aber nicht zu, 5.1.4 ist immersiver als 5.1. Der Vergleich ist etwa der gleiche wie: „Ich höre lieber stereo als 5.1“ bei Filmen. Auch Beamer ist immersiver als TVs.
      Seit 1993 hat sich viel verändert.

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