TEST: Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes 4K Blu-ray: Indy so gut wie nie!

Inhalt (100%)

George Lucas und Steven Spielberg sind praktisch seit ihrer ersten Begegnung 1967 gute Freunde. Und was eine gute Freundschaft ist, so protegiert man sich auch gegenseitig bei entsprechenden Filmprojekten. Nicht umsonst holte sich Lucas bei Spielberg eine Rückversicherung, ob seine Idee zu Star Wars wirklich gut wäre. Andersherum funktionierte das aber auch. Als die beiden Regisseure gemeinsam auf Hawaii im Urlaub verweilten, teilte Spielberg Lucas mit, dass er einen James-Bond-Film machen wolle. Lucas entgegnete daraufhin, dass er etwas besseres wüsste. Also erzählte er ihm von seinem Konzept, eine Serie über einen Abenteurer mit dem Namen Indiana Smith (ja, so hieß er zunächst noch) zu realisieren. Der Rest ist dann weitgehend Geschichte.

Die vier Indy-Filme gehören ebenso zur Filmhistorie wie Star Wars selbst oder andere Klassiker wie Zurück in die Zukunft. Und sie haben Harrison Ford dann endgültig zu dem Star-Status verholfen, den er noch heute genießt. Und so richtig scheinen die „alten“ Herren damit noch nicht durch zu sein. Denn nach dem eher mau besprochenen Kristallschädel von 2008 ist man bereits seit einiger Zeit in der Produktion für eine fünfte Episode.

Jetzt ist Timing gefragt

Angefangen hat aber alles 1981. Und zum 40. Jubiläum schickt Paramount nun eine Kompilation in die Läden, für die man sich noch mal dem Bild und Ton angenommen hat. Mit Jäger des verlorenen Schatzes debütierte Harrison Ford dann in der Rolle des Archäologieprofessors Dr. Jones, der seine Studenten und die Fakultät gerne mal verlässt, um selbst auf Abenteuer- und Entdeckungsreise zu gehen. Und das tat er mit unnachahmlichem, nicht immer ganz korrektem Humor und ganz viel Augenzwinkern. Ein bisschen Macho hier, ein bisschen Softie dort (Angst vor Schlangen) und ganz viel Peitschenkunst – fertig war der Archetyp des cineastischen Abenteuerhelden in der Nach-Errol-Flynn-Ära.

Möglich, dass der zunächst favorisierte Tom Selleck das ähnlich hinbekommen hätte. Aber heute ist es dann doch untrennbar mit Harrison Ford verbunden. Selleck bekam seine Chance dann in Quigley, der Australier, blieb dort aber auch aufgrund des wenig originellen Drehbuchs weit von den Indy-Abenteuern entfernt. Spielberg indes realisierte mit einem respektablen Produktionsbudget einen Film, der bis heute irrsinnig viel Spaß macht und in puncto origineller Einfälle eine ganze Serie von Filmen und Computergames inspirierte. Tomb Raider wäre ohne Spielbergs Abenteuerfilm wohl niemals aufs Tablett gekommen.

Ein bisschen Spaß darf auch mal sein

Das Außergewöhnliche an Jäger des verlorenen Schatzes ist seine ausgewogene Melange aus Action, Humor und Romantik. Die Faustkämpfe wirken aus heutiger Sicht zwar etwas antiquiert, aber selbst wenn man sieht, dass Harrison Ford an seinen Gegnern eher vorbeihaut, denn sie trifft, hat auch das seinen Charme. Und das Design der Höhlen und Geheimkammern ist ebenso klasse wie der Aufwand, den man betrieb, um die größeren Sets in Frankreich oder Tunesion zu realisieren. Wenn direkt zu Beginn eine riesige Granitkugel auf unseren Helden zurollt, dann ist das auch heute noch atemberaubend. Würde man so etwas heute in einem Film realisieren, bekäme er den Vorwurf, dass er videospielartige Elemente integriere. 1981 war Indiana Jones hier aber der Vorreiter. Und alles, was danach kam, konnte nur den Hut vor Spielberg, Lucas und Ford ziehen.

Bildqualität (80%)

Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes wurde 1981 analog auf 35-mm-Film aufgezeichnet. Genutzt wurden Panavision-Panaflex-Kameras. Zwar wurde für die Blu-ray seinerzeit schon ein neues Master angefertigt, doch für die UHD-Blu-rays, die nun im Paket erscheinen, ging man noch mal zurück an die Original-Negative, scannte in 4K und nutzte im Anschluss noch mal eine Postproduktion mit visuellen Effekten, um gewisse technische Unzulänglichkeiten auszubügeln, die über das 4K-Master nun möglicherweise noch stärker ins Auge gefallen wären. Die Bildarbeiten wurden im Prozess von Steven Spielberg selbst abgenommen. Auf die UHD-Blu-ray kam das Ganze dann mit einem erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie mit den dynamischen Kontrastformaten HDR10 und Dolby Vision.

Beginnen wir mit der allerersten Einstellung (des Bergs vor dem Himmel), sieht man direkt mal eine deutlich bessere Zeichnung der Wolkengebilde. Auch das nervige Pumpen am unteren Bildrand ist Geschichte und die Palmwedel wirken nicht mehr ganz so neonartig grün, da deutlich mehr Brauntöne hinzugekommen sind. Was aber relativ sofort auffällt, ist eine dezente Rauschminderung. Die Körnung wirkt insgesamt zwar etwas feiner, produziert aber bisweilen leicht stehende Rauschmuster auf Hintergründen. In Close-ups fällt das weniger deutlich auf, wachsige Gesichter gibt es prinzipiell nicht. Wer allerdings Rauschfilterung grundsätzlich ablehnt, der wird sich möglicherweise ärgern. Zumal es Szenen gibt, die wirklich übel gefiltert sind und dann doch arg aquarellige Oberflächen liefern. Beispielsweise jene Szene, in der man Molina in der Höhle von hinten sieht. Hier ist die Blu-ray tatsächlich detaillierter (4’41). Und wo wir bei dieser Szene sind: Die zitternde Doppelkonturen/Unschärfen rund um diese Szene hat auch die 4K-Scheibe noch. Es scheint hier also durchaus ein produktionsseitiges Problem gegeben zu haben – ebenso wie bei den zitternden Unschärfen auf dem Wasserflugzeug nach 12’32. Deutlich sichtbar ist eine Rauschfilterung auch bei der Sonne und ihrer direkten Umgebung nach 58’36. Hier zeigt die Blu-ray ebenfalls mehr Korn.

Die UHD-BD ist vom Grading her deutlich neutraler abgestimmt als die alte Blu-ray

Bevor wir aber nur rummäkeln: Es gibt viele Einstellungen, die der Blu-ray wirklich überlegen sind. Zahlreiche Close-ups (auch in den dunklen Höhlen) geben die Gesichter sehr detailliert und plastisch wieder. Die Farben sind durchweg natürlicher und erdiger – ohne eine Tendenz zum Grün oder Rot. Vor allem sind neutrale Oberflächen auch wirklich neutral und nicht leicht grün eingefärbt. Der goldene Schädel nach 6’26 glänzt prächtig und profitiert vom HDR der Scheibe. Ebenso wie der fantastisch dynamische Sonnenuntergang bei 12’48, der mit jenem der Blu-ray den Boden aufwischt.

Die bei der Blu-ray bemängelte Schwäche in der Durchzeichnung im Schwarz kann die UHD-BD etwas, aber nicht ganz neutralisieren. Bedeutend besser ist die Durchzeichnung und Kontrastierung in den hellen Szenen. Wenn man sich die Tiefe bei 36’23 anschaut, ist die Mauer im Hintergrund wunderbar kontrastreich zu erkennen, der Himmel hat noch Zeichnung. Bei der alten Blu-ray ist das fast komplett Matsch. Zumal in DIESER Szene die UHD-BD kaum gefiltert wirkt. Die Oberleitungen sind klar zu erkennen, die Körnung ist authentisch. Die Blu-ray filterte die zweite Leitung von unten fast komplett raus. Außerdem: Entwarnung für all jene, denen die Wüstenszenen zu gelb-/orangelastig waren. Die 4K-Scheibe revidiert das und fügt wesentlich mehr Braunschattierungen hinzu, wirkt dadurch bedeutend natürlicher. Im direkten Vergleich sind das Farbgestaltungs-Welten.

Tonqualität (80%)

Die 4K UHD-Blu-ray kommt fürs Deutsche erstmalig mit einem unkomprimierten True-HD-Ton. Zunächst einmal enthält aber auch die UHD-BD die Kinofassung in 2.0 und sie klingt nach wie vor genauso dünn wie über die alte Blu-ray. Fans werden sie dennoch vorziehen, weil es eben die Original-Kinosynchro ist. Die 5.1-True-HD-Fassung scheint auf dem O-Ton zu basieren, was den reinen Mix (ohne Dialoge) angeht. Denn sie packt deutlich kräftiger zu, wenn man den Tiefen-Bass isoliert betrachtet (mehr zum O-Ton in Atmos und dessen etwas geringerer Pegelfestigkeit weiter unten). Man mag es also erst Mal kaum glauben, aber die neue deutsche Fassung ist wuchtiger und dynamischer als der neue englische Mix.

Und im Verhältnis zur alten DD-5.1-Fassung der alten Blu-ray kommt die gesamte Räumlichkeit viel präziser. Kein Wunder, wenn’s auf dem O-Ton-Mix basiert. Was die Dialoge angeht, könnten sensible Ohren bemängeln, dass die Sprecher (wie bspw. Wolfgang Pampel) teilweise zu tief sprechen – ähnlich der Situation in Teil III. Doch wer dafür nicht so sensibel ist, bekommt einen deutschen True-HD-Sound, der den englischen Ton auf der regulären Ebene sogar übertrifft.

Der deutsche Ton ist wesentlich besser als die alte 5.1-Dolby-Digital-Spur

Die Atmos-Fassung für den O-Ton wurde komplett neu erstellt – und zwar bei Skywalker Sound unter Aufsicht von Sounddesigner Ben Burtt. Auf der regulären Ebene ist die Atmos-Fassung dann aber spürbar weniger Bass-intensiv, wenn man es mit der DTS-HD-Master-Version der Blu-ray vergleicht, die immer mal wieder frühzeitig den Tiefen-Bass kitzelt. Das soll aber nicht heißen, dass die neue Abmischung keine Dynamik kann. Im Gegenteil: Der Score brandet bisweilen sehr dynamisch auf und wenn die entsprechenden Fallen in der Höhle zuschlagen, wird das Kino raumfüllend bedient. Natürlich haben wir’s mit 40 Jahre alten Soundeffekten zu tun, was im Vergleich zu aktuellen Top-Titeln schon mal für weniger Homogenität oder Klanggleichmäßigkeit sorgt. Aber gerade in Anbetracht des Alters ist die englische Atmos-Fassung aller Ehren wert. Die Stimmwiedergabe ist noch genauso gut und auch die leisen Geräusche kommen klar und akzentuiert zum Ohr.

Der englische Ton liefert beispielsweise in dieser Szene satte 3D-Sounds

Nehmen wir die 3D-Sounds hinzu, so hat man sich hier alle Mühe gegeben, den mittlerweile 40 Jahre alten Ton sehr dediziert lebhaft wirken zu lassen. Die Geräusche der Dschungeltiere zu Beginn werden sehr griffig nach oben gelegt und mit leise agierendem Score noch etwas unterstützt. Immer wieder hört man glucksende, gurrende oder anderweitige Vogel-Laute von den Heights und fühlt sich mittendrin, im Dschungel. Peitscht Indy dem Pistolenhelden nach etwas über drei Minuten die Waffe aus der Hand, wird auch das sehr effektvoll über die Höhe platziert. In der Höhle werden die Fallen dann genutzt, um Höhen-Sounds zu setzen und wenn das ganze Set einstürzt, donnert es immer wieder Geröll von oben. Klar, dass auch die große Murmel nach neuneinhalb Minuten über die Köpfe hinweg rumpelt.

Während der Schießerei an der Bar nach 31 Minuten setzt es dann zahlreiche Querschläger sowie loderndes Feuer und auch noch mal Indys Peitsche aus der Höhe. Schießereien und Actionszenen werden dann durchweg mit 3D-Sounds versorgt. Seien es Schüsse, Querschläger oder Explosionen. Nach 63 Minuten setzt es dann auch mal einen ziemlich zackigen Donnerblitz und die zischenden Schlangengeräusche kurz darauf erfüllen ebenfalls den ganzen Raum. Nicht ganz logisch ist die Vertonung der Stimme von Belloq und Marion bei der Schlangengruben-Szene. Hört man Bellogs Stimme zunächst nicht von oben (obwohl er von dort spricht), kommt es dann doch später dazu. Allerdings hört man dann auch Marions Organ aus den Heights, obwohl sie von oben gefilmt ist und nicht von unten.

  • Deutsch: Dolby True HD (85%)
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (–)

Das Bonusmaterial der vier Indiana-Jones-Filme liegt auf den Blu-rays des Sets vor, die uns zu Rezensionszwecken leider nicht zur Verfügung standen.

Gesamtbewertung Jäger des verlorenen Schatzes  (87%)

Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes ist aufgrund oben beschriebener Mankos nicht der ganz große Wurf. Dafür ist teils aber auch das Ausgangsmaterial bereits zu schlecht. Vor allem ersichtlich an den zittrigen Unschärfen, die in der ersten Viertelstunde immer mal wieder auftreten. Außerdem sind ein paar Szenen sichtbar rauschgemindert. Ansonsten schlägt aber ein wesentlich besserer Kontrast zu Buche und vor allem die Farben gelangen wesentlich natürlicher. Der deutsche Ton schlägt den O-Ton mit Atmos-Kodierung sogar in der Dynamik und im Basseinsatz.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 10. Juni 2021 Review am: 19. Juni 2021
Erscheinungsjahr Film: 1981 Laufzeit: 116 Minuten
Filmstudio: Paramount FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby True HD
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray

Indiana Jones Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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4 Kommentare
  1. Ich persönlich finde den 1. Teil einfach nur mies und ohne Herzblut auf 4K getrimmt: Warum: Die längere Szene wo Indy beim Essen am Anfang ist bei den Indern im Dorf ist Grauenhaft. Alles verschmiert, völlig unscharf etc. Das hätte man besser ganz raus geschnitten. Ärgerlich über die ganze länge ist auch das Bildflimmern. Die einzigen Pluspunkte sind beide Tonspuren vorhanden und HDR. Ehrlich gesagt bin ich Enttäuscht was für Fr. 120.00 Geboten wird. Ich werde mich in Zukunft hüten alte Schinken in 4K zu Kaufen. Weitere Enttäuschungen – Rambo Box, Die Mumie Box etc. Es geht auch wesentlich besser mit alten Filmen: Alien, Blade, Matrix etc.

  2. So gut das generelle Bild auch sein mag, DNR geht ja mal gar nicht.
    Wer ein aalglattes Babypopo-Bild haben möchte, kann sich das auch nachträglich vom Fernseher zaubern lassen.
    Weggefilterte Details hingegen kann man nicht einfach zurückholen.
    Das ist Kunstschändung!

    • Das Bild ist (trotz vereinzeltem DNR) nicht babypopoglatt. Ganz vereinzelte und kurze Einstellungen sind wachsig. Aber das sind die Szenen, bei denen auch die BD schon schwach war. Man darf die 4K-Umsetzung jedenfalls nicht mit einem PREDATOR oder ähnlichem Murks vergleichen.

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