TEST: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug 4K Blu-ray: Klasse Bild und Ton

Inhalt (100%)

Wie bereits im Review zum zweiten Teil, Tempel des Todes, erwähnt, hatte George Lucas (ohne wirklich genug Story zu haben) die Indiana-Jones-Filme als Trilogie angelegt. Und mit Indiana Jones und der letzte Kreuzzug wurde diese angedachte Trilogie 1989 vollendet. Weitere fünf Jahre ließ man sich also Zeit, um den dritten Teil zu inszenieren. Das auch deshalb, weil man einige Drehbuchentwürfe, die zwischenzeitlich vorgelegt wurden, wieder verwarf. Vor allem Spielberg war es daran gelegen, nach dem vom Publikum und der Kritik eher durchwachsen aufgenommenen zweiten Teil, den düsteren Ton im letzten Film zu revidieren. Dem Regisseur schwebte vor, das Ganze wieder etwas näher an Jäger des verlorenen Schatzes anzulegen, den er für den gelungeneren Film hielt. Und so war es letztlich seine Idee, eine Vater-Sohn-Geschichte zu entwickeln.

Und diese Idee war letztlich Gold wert. Vor allem auch deshalb, weil man niemand geringeren als Sean Connery für die Rolle gewinnen konnte. Jetzt kann man sich auch heute noch prächtig darüber amüsieren, dass die beiden Schauspieler gerade einmal 12 Jahre auseinanderliegen, was die Vaterrolle von Henry Jones zumindest im zweifelhaften Licht erscheinen ließe. Aber Spaß beiseite: Wer sich darüber aufregt, dass man hier keinen älteren Darsteller genommen hat, ums passender zu machen, der hat sonst vermutlich auch nichts anderes zu tun.

River Phoenix (Gott hab ihn selig) als junger Indiana Jones

Zumal die Chemie zwischen Ford und Connery einfach perfekt ist. Wie sich die beiden seinerzeit als absolute Superstars im Filmgeschäft befindlichen Schauspieler gegenseitig necken und anzicken, ist einfach herrlich. Man lehnt sich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man ihr Team aus Henry und Indiana Jones als das perfekte Leinwandpaar der 80er Jahre beschreibt. Egal, ob im Motorrad im Jagdflugzeug oder in/auf/um einen Panzer herum – viel mehr Spaß kann man in einem Action-/Abenteuerfilm eigentlich gar nicht haben.

Und Spielberg merkt man deutlich an, dass er das Düstere von Tempel des Todes wieder egalisieren wollte. Auch dazu trägt bei, dass er sich hier auf eine Vater-Sohn-Geschichte konzentrierte, da er so gar nicht Gefahr lief, eine kreischende Frauenfigur für Gags einzusetzen. Umso erstaunlicher, dass in all dem beeindruckenden Actiongetöse die Emotionen nicht zu kurz kommen. Respekt deshalb auch dafür, dass sich das Thema der Entfremdung zwischen Henry und Indy auf bewegende Weise auflöst. Immerhin muss Henry irgendwann einsehen, dass er sich mehr um den Heiligen Gral gekümmert hat als um seinen eigenen Sohn.

Das perfekte Vater-Sohn-Gespann

Um aber noch mal auf die Actionszenen zurückzukommen, so muss man hier erwähnen, dass Indiana Jones und der letzte Kreuzzug als einer der ersten Filme mit digitalem Compositing glänzte. Entsprechend wurden auf Film vor Bluescreen aufgenommene Elemente eingescannt und im Nachgang mit digitaler Bildbearbeitung zusammengefügt. Das war ein wichtiger Schritt weg von den altmodischen und mittlerweile wenig überzeugenden Rückprojektionen oder der Doppelbelichtung – selbst wenn es hier „nur“ um den Shot ging, in dem Donovan in Sekundenschnelle alterte. Dennoch bereiteten die Trickspezialisten von ILM hier schon mal langsam vor, was sie wenige Jahre später mit Terminator 2 auf die Spitze trieben.

Doch der gelungene Mix aus praktischen Effekten und dem Einzug digitaler Technik ist nicht alles. Denn schon alleine die Herstellung des Panzers ist ein Kapitel für sich. Statt auf eine Leih-Modell zu setzen, konstruierte man das Ding nach dem Muster eines Mark VIII aus dem Ersten Weltkrieg und modifizierter hier und da etwas. Während der Dreharbeiten musste man dann geschickt kaschieren, dass der Panzer deutlich langsamer unterwegs war als Indy auf dem Pferderücken, auf dass die Szenen dynamisch genug werden. Da steckt schon eine Menge Planung und Aufwand hinter. Dass man erneut zu Schauplätzen auf der ganzen Welt reiste, tut sein Übriges zum Gelingen des Films bei und am Ende stand ein finanziell großer Erfolg mit einem weltweiten Einspiel von fast 480 Mio. Dollar.

Bildqualität (80%)

Auch 1989 wurden noch keine Digitalkameras bei Kinofilmen eingesetzt und so ist Der letzte Kreuzzug ebenfalls noch analog gefilmt. Zwar gab es 70-mm-Blow-up-Abzüge, aber das Original-Aufnahmeformat war natürlich ebenfalls 35-mm-Film. Für die gesamte Quadrilogie gilt, dass für die Blu-ray seinerzeit schon ein neues Master angefertigt wurde, doch für die UHD-Blu-rays, die nun im Paket erscheinen, man noch mal zurück an die Original-Negative ging. Diese wurden in 4K gescannt und im Anschluss noch mal durch eine Postproduktion mit visuellen Effekten gejagt, um gewisse technische Unzulänglichkeiten auszubügeln, die über das 4K-Master nun möglicherweise noch stärker ins Auge gefallen wären.

Die Bildarbeiten wurden im Prozess von Steven Spielberg selbst abgenommen. Auf die UHD-Blu-ray kam das Ganze dann mit einem erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie mit den dynamischen Kontrastformaten HDR10 und Dolby Vision. Um kurz vorweg auf die digitale Nachbearbeitung einzugehen, so wurde diese zum Beispiel genutzt, um die harten schwarzen Kanten zu eliminieren, die teils bei den einkopierten Trickeffekten/Doppelbelichtungen/Rückprojektionen zu sehen waren – beispielsweise, wenn Papa und Sohn Jones vor dem brennenden Flugzeug im Tunnel davonfahren (79’33). Die UHD-BD gibt diese Szenen nun homogener wieder und sieht weniger nach Trickeffekt aus.

Die UHD-BD zeichnet in dunklen Szenen sehr gut durch und liefert kräftige Spitzlichter

Ebenfalls vorab: Auch beim dritten Teil kam hier und da ein leichter Rauschfilter zum Einsatz. Die Körnung wirkt insgesamt etwas weniger auffällig ausgeprägt. Dennoch fand man eine gute Balance zwischen Filterung und Detaildarstellung. So erkennt man die Aufschrift auf dem Flugzeug nach 24’51 besser, obwohl die Körnung im Himmel gegenüber der BD etwas gemindert wurde. Auf der Habenseite steht ein wesentlich strahlenderes Bild, das mit einer hohen durchschnittlichen Bildluminanz kommt und gerade die Szenen in Venedig bei Sonnenlicht viel brillanter und kräftiger darstellt.

Auch die Detailtiefe bei Totalen ist deutlich besser. So erkennt man auf Gebäuden in der Entfernung noch Ziegelwerk, wo die Blu-ray verschwimmt; man nimmt noch Details und Struktur wahr, die von der BD schlicht nicht offenbart werden. Auch Close-ups liefern noch ein Quäntchen mehr an Details. So ist Connerys Tweed-Jacke so fein aufgelöst, dass die abstehenden Stoffhärchen äußerst plastisch wirken. Insgesamt ist die UHD-Blu-ray die bessere Wahl – selbst wenn die damalige Blu-ray schon recht gut war und bei der 4K-Scheibe mit einem (sehr) dezenten Rauschfilter gearbeitet wurde. Dolby Vision unterscheidet sich von HDR10 insofern, als dass es in einigen Einstellungen noch etwas mehr leuchtet und Spitzlichter prägnanter setzen kann.

Tonqualität (80%)

Auch der dritte Teil bekommt für die 4K UHD-Blu-ray fürs Deutsche erstmalig einen unkomprimierten True-HD-Ton, während der O-Ton Dolby Atmos liefert. Und auch hier ist die True-HD-Fassung der DD-Variante der alten Blu-ray deutlich überlegen. Allerdings kommt sie nicht mit exakt der gleichen Geräuschkulisse wie der englische Atmos-Sound. So ist das typische Zuggeräusch  nach 8’50 zwar wesentlich räumlicher und stärker als über die Blu-ray, auf der es praktisch kaum stattfindet, aber es klingt nach anderen Sounds, wenn man es mit der englischen Atmos-Variante vergleicht. Dort sind die SchSch-Geräusche noch mal etwas prägnanter. Dennoch ist auch hier der True-HD-Sound in Summe viel räumlicher, luftiger und dynamischer.

Nur die falsche Tonhöhe bei Pampel, die gibt’s immer noch. Und ebenso lang wie der wahrnehmbare Stimmenunterschied ist auch schon die Diskussion ob dessen Ursache. Während die offizielle Erklärung stets war, dass Pampel seine Synchro von allen anderen getrennt gemacht hätte, während er eine leichte Erkältung hatte, gibt es immer wieder auch Stimmen, die sich sicher sind, dass hier unterschiedliche Tonhöhen aufgrund von technischen Fahrlässigkeiten zu hören sind.

Beim Sound schlägt die True-HD-Tonspur die alte DD-Variante in den Actionszenen deutlich

Der englische Originalton kommt auf der regulären Ebene dem DTS-HD Master recht nahe. Hier und da kann die DTS-HD-MA-Fassung ein klein wenig mehr Druck freisetzen, aber das ist nur im direkten A/B-Vergleich hör-/erfahrbar. Ansonsten schlägt sich auch die Atmos-Fassung auf der regulären Ebene im Angesicht des Filmalters wirklich beachtlich. Wir können also direkt auf die Ergänzung der Soundebene der Heights schauen. Wir hören von Beginn an John Williams‘ Score ergänzend aus den Heights. Außerdem gibt es direkt zu Anfang einige Vogelgeräusche, während wir den Pfadfindern auf dem Weg durch den Canyon zusehen. Recht authentisch hallt dann die Stimme des Gruppenleiters von oben wider und auch in der Höhle gibt es passende Hallgeräusche, was aus raumakustischer Sicht absolut Sinn ergibt.

Klasse sind Pferd- und Autogeräusche nach 5’30, wenn beides oberhalb und von hinter der Kamera heranrauscht. Nicht ganz so viel Sinn macht das Nashorn-Geräusch, wenn man es hört, obwohl die Kamera oben AUF dem Zug ist. Absolut Sinn macht das Wetter und die Gischt nach 12 Minuten, was gut zwei Minuten lang für eine beeindruckende 3D-Soundsequenz sorgt. Während der Exkursion in der Höhle zum ersten Tempelritter quietschen dann immer wieder Ratten aus allen Speakern und auch die Explosion kommt akustisch dreidimensional. Die anschließende Bootsverfolgung endet mit einem ziemlich beeindruckenden Schiffsschrauben-Akzent, der durchaus brachial von den Heights wiedergegeben wird. Indys Peitsche wird bei praktisch jedem Einsatz zudem mit 3D-Sounds belegt und das Gewitter nach 47 Minuten ist ebenfalls ein toller Höhen-Effekt. Von allen drei (bisherigen) Filmen liefert Der letzte Kreuzzug damit durchweg die beeindruckendste 3D-Sound-Vorstellung.

  • Deutsch: Dolby True HD (80%)
  • Englisch: Dolby Atmos (85%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (–)

Das Bonusmaterial der vier Indiana-Jones-Filme liegt auf den Blu-rays des Sets vor, die uns zu Rezensionszwecken leider nicht zur Verfügung standen.

Gesamtbewertung Indiana Jones und der letzte Kreuzzug  (87%)

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug ist vielleicht der beste Teil der Filmreihe. Er besinnt sich mehr auf die Wurzeln, die er mit dem ersten Film schlug, nimmt die Düsternis weg und hat mit dem Gespann aus Ford und Connery eines der besten Leinwandpaare der Filmgeschichte. Satte Action und humorige Vater-Sohn-Geschichte gepaart mit fiesen Bösewichten – mehr kann man eigentlich nicht wollen.

Die 4K UHD-Blu-ray bietet den Film nun (trotz leichter Filterung) in seiner bisher bestmöglichen Qualität. Und der englische Atmos-Sound macht wirklich Laune. Im Gegensatz zur alten Blu-ray ist die deutsche True-HD-Fassung außerdem eine kleine Offenbarung.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 10. Juni 2021 Review am: 26. Juni 2021
Erscheinungsjahr Film: 1989 Laufzeit: 127 Minuten
Filmstudio: Paramount FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby True HD
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray

Indiana Jones Trailer:

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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