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Disney hat einen reichen Schatz an Zeichentrick- und Animationsfilmen. So reich, dass man sich 1994 und 1996 dachte: Warum nicht mal einen davon aufs Realfilm-Format adaptieren? Gedacht, getan. Heraus kamen Das Dschungelbuch und 101 Dalmatiner mit einer wunderbar bösen Glenn Close als Cruella De Vil. Für Letzteren standen am Ende weltweit über 300 Mio. Dollar Kinoeinspiel auf dem Konto – für 1996 wirklich hervorragende Zahlen. Dennoch sollte es 14 Jahre dauern, bis der nächste Animations-Klassiker mit realen Schauspielern umgesetzt wurde – von keinem geringeren als Tim Burton. Sein Alice im Wunderland profitierte 2010 massiv vom 3D-Boom und erwirtschaftete über eine Mrd. Dollar. Und er gab den Startschuss für eine Reihe von Real-Verfilmungen Disneys. Neun Jahre nach „seiner“ Alice ließ man dann erneut Tim Burton ans Ruder. Er sollte sich eine weitere der buntesten Geschichten vorknöpfen. Eine, deren Optik wie gemacht war für den visuell so einfallsreichen Regisseur: Dumbo.
Dass Burton (und Disney) mit der Geschichte um den Zirkuselefanten, der fliegen kann, am Ende ein wenig baden gingen (350 Mio. Dollar Einspiel sind heutzutage dann kein riesiger Erfolg mehr – vor allem in Anbetracht der 170 Mio. Dollar Produktionskosten), ist schade. Denn eigentlich versprüht Dumbo von der ersten bis zur letzten Sekunde das Flair der Burt’schen Filme. Schon die Eröffnungssequenz mit dem bunten Treiben am Standort des Zirkus ist typisch für den Regisseur. Überall entdeckt man Details und visuelle Ideen. Die Kostüme und der bunte Look sind prächtig und erinnern an Filme wie Charlie und die Schokoladenfabrik. Vielleicht lag es daran, dass das Original eine der ältesten Vorlagen ist (immerhin ist der Zeichentrickfilm Anno 1941), vielleicht aber auch daran, dass man die Story dann doch massiv abänderte und um Figuren ergänzte. Die Hauptdarsteller-Familie um Holt Farrier gibt’s in der Vorlage nicht und die Subplots der Realverfilmung lassen Dumbo ab und an etwas zerfasert wirken. Rein visuell aber kann man Burtons Adaption überhaupt nichts vorwerfen. Schon die Animation des Titelcharakters ist schlicht sensationell und wenn man sich einen Zirkus der damaligen Zeit vorstellt, dann genauso wie der Regisseur ihn umgesetzt hat. Mit den warmen Farben, die sich an einer Braun- und Orangepalette entlang hangeln, schmeichelt der Film zusätzlich dem Auge. Dazu ist die Besetzung exquisit. Man kann Burton vielleicht vorwerfen, dass er stets auf Nummer sicher geht. Denn mit Michael Keaton ist einer dabei, mit dem Burton zuvor schon drei mal gedreht hatte. Auch Danny De Vito und Eva Green sind nicht das erste Mal am Burton-Set.
Einziger Neuling an Bord: Colin Farrell. Der hatte sich schon seit Edward mit den Scherenhändengewünscht, einmal mit dem Regisseur zusammen zu arbeiten. Dass sein Holt die am wenigsten extrovertierte Figur des Films ist, wirkt etwas undankbar für den irischen Darsteller. Neben den expressionistischen Darbietungen von Keaton, Green und vor allem Danny De Vito geht er ein wenig unter. Ohnehin sind die erwachsenen Figuren nur schmückendes Beiwerk. Die Emotionen drehen sich klar um die beiden Kinder und Dumbo selbst. Und das funktioniert besser als so manch Kritiker es wahrhaben wollte. Wenn Dumbo zunächst gedemütigt wird und dann auf seine Art zurück schlägt, dann berührt das sehr wohl. Und wenn die beiden Kids die einzigen sind, die zunächst an den langohrigen Elefanten glauben, lädt auch das Dumbo emotional auf.
Vielleicht hätte man sich etwas auf das Innerfamiliäre konzentrieren sollen. Auf die Problematik, die durch den Tod der Mutter und die Versehrtheit des Vaters entsteht. Auf die Tatsache, dass Milly das Zirkusleben nicht führen möchte, sondern lieber eine Wissenschafterin werden würde. Und auf die Familie namens Zirkus. Eben jene Menschen, die irgendwie aus der Gesellschaft gefallen sind und nur unter sich glücklich zu sein scheinen. Der Nebenplot Tradition vs. Moderne (aka Wanderzirkus vs. technologisierter Vergnügungspark) wirkt für den Film zu viel und überfrachtet ihn. Es lenkt von Dumbo ab und von den großen Gefühlen, die das Animations-Original ausmachte.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
- Keaton, Michael, Green, Eva, Farrell, Colin (Schauspieler)
- Burton, Tim(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Bildqualität (80%)
Dumbo wurde digital aufgenommen. Da Tim Burton ein Fan von regulärem 16:9 ist, liegt der Film mit 1,85:1 (fast) im 16:9-Vollformat vor. Leider wurde trotz einer teils in 5K vorliegenden Auflösung des Ausgangsmaterials nur ein 2K-Digital-Intermediate angefertigt, was dann für die UHD wieder hochskaliert wurde. Davon ab integrierte man einen im Rahmen von Rec.2020 Betrachten wir das Live-Bild der UHD, so ist es zunächst wesentlich dunkler abgestimmt. Soll heißen: Wo es bei der Blu-ray beispielsweise Mittagszeit-Atmosphäre hat, ist der Tag bei der UHD schon fortgeschrittener. Die Sonne scheint dann bereits untergehen zu wollen und es wirkt eher wie eine frühabendliche Stimmung.
Wechselt die Szenerie in die wenig ausgeleuchteten Zugwaggons, sollte es deshalb während des Schauens durchaus recht gut abgedunkelt sein, um die Details ausnahmslos erkennen zu können. Verschluckt wird zwar nichts, aber hohe Restlicht-Anteile könnten hier störend sein und bisweilen werden Gesichter dann arg überdramatisch rot. Spitzlichter wie das Funkeln in den Augen sind etwas besser als bei Friedhof der Kuscheltiere, wenngleich der echte Wow-Effekt ausbleibt.
Was sichtbar besser ist, ist die Bildruhe an sich. Während man über die Blu-ray das ganz feine Rauschen noch wahrnahm, fällt das über die dunkler abgestimmte UHD praktisch gar nicht mehr auf. Auch die Auflösung kann trotz nur 2K-DI mehr aus dem Film holen. Beispielsweise ist der feine Zwirn von Vandeveres Anzugjacke bei genauem Hinschauen detaillierter, zeigt das Gewebe feiner und die Struktur klarer. Leider büßt HDR10 – wie zuletzt bei einigen Disks – in den dunklen Szenen an Punch und Kontrastdynamik ein. Farben wirken in solchen Momenten eher schwächer und ausgewaschener als über die Blu-ray, die hier mehr Dynamikspreizung zeigt. Auf der anderen Seite überstrahlen helle Bildbereiche praktisch gar nicht mehr, die über die BD noch etwas zum Ausreißen neigten. Die UHD empfiehlt sich also primär für jene, die nicht das letzte Quäntchen Schwarz suchen, sondern vornehmlich auf harmonischere und noch stärker burton’eske Farbgebung setzen.
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- Keaton, Michael, Green, Eva, Farrell, Colin (Schauspieler)
- Burton, Tim(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Tonqualität (65%)
Beim Ton muss man Disney leider erneut kritisieren. Und das betrifft nicht nur die Tatsache, dass der Anbieter sich offenbar dauerhaft auf ein komprimiertes Dolby Digital Plus für die deutsche Fassung beschränkt hat. Vielmehr geht es um die erneut etwas zu leise eingepegelte Disk sowie vor allem einen hörbaren Mangel an Tiefbass und Dynamik. Selbst wenn man den Subwoofer mal komplett alleine laufen lässt, meldet er sich nur selten – und wenn, dann ziemlich unmotiviert zu Wort. Schon die eigentlich dynamische Eröffnung mit der Zugfahrt rumpelt eher vor sich hin und klingt durch das fehlende Sub-Spektrum aufgeregt und krachig. Exemplarisch wird das noch deutlicher, wenn Mrs. Jumbo wütend ins Zelt stampft und das Konstrukt kurz darauf zum Einsturz bringt. Immer wieder trampelt sie wuchtig auf die Erde, bringt große Holzbalken zum Bersten und zum Einsturz. Und gefühlt klingt das wie eine TV-Sendung am Nachmittag – ohne jedes Fundament.
Und oft tönt es auch noch undifferenziert wie bspw. beim Seifenblasen-Spiel nach 60 Minuten, bei dem die innovativen Sounds völlig im viel zu laut eingepegelten Score von Burtons Haus- und Hof-Komponist Danny Elfman untergehen.
Um aber mal eine Lanze für eine Dolby-Digital-Plus-Spur zu brechen, da es ja häufig die Meinung gibt, alleine aufgrund einer komprimierten Tonspur den Sound abstrafen zu müssen: An der DD+-Fassung der deutschen Version liegt es gar nicht, dass es hier so undynamisch zugeht. Die englische Fassung hat es gar noch schlimmer getroffen, denn sie tönt in der Szene mit dem von Mrs. Jumbo zum Einsturz gebrachten Zelt noch weniger druckvoll. Und hier reden wir über unkomprimiertes dts-HD-Master. Schuld ist hier also nicht die Datenrate/Komprimierung, sondern schlicht der Entschluss, die Disney-Filme ohne jede Dynamik abzumischen als höre man im Mitternachts-Modus des Receivers. Selbst wenn beim ersten echten Flug von Dumbo (und auch während seiner späteren Fliegereien) ein wenig mehr los ist, so ist das Ganze auch für die Originalfassung (trotz ein paar schöner 3D-Sounds der Atmos-Version) ziemlich unbefriedigend.
Was akustisch am Ende bleibt sind gut verständliche Dialoge und eine leidlich aktive Surround-Szenerie. Vor allem vom Score profitieren die Rears und öffnen durch ihn immer wieder den Raum. Dennoch kann man nicht anders, als die Tonspur als Enttäuschung zu bezeichnen, die ihr Potenzial fast komplett ungenutzt liegen lässt.
- Deutsch: Dolby Digital Plus 5.1 (65%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (60%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (60%)
Das Bonusmaterial von Dumbo findet sich komplett auf der Blu-ray. Hier warten zum einen neun zusätzliche Szenen, Gags und Pannen vom Dreh sowie das Musikvideo „Baby Mine“ von Arcade Fire. Außerdem werden einige Easter Eggs preisgegeben, in denen auf die Querverweise des Realfilms auf den Animationsfilm eingegangen wird. Drei richtige Featurettes gibt es aber auch noch. In „Ein spektakulärer Cast“ geht es natürlich um das hochkarätige Ensemble des Films. Burton erzählt aber auch, was seine Auffassung des Films ist. „Ein besonderer Elefant“ fokussiert sich dann auf die Ursprünge der Geschichte und auf die Emotionen, die das Original bei den Beteiligten auch heute noch auslöst. In „Atemberaubende Sets und Kostüme“ wird dann die Arbeit der Setdesigner und Künstler hinter den fantastischen Kostümen gezeigt – oscarwürdig sind diese allemal.
Gesamtbewertung Dumbo (72%)
Dumbo ist vielleicht nicht die beste aller bisherigen Real-Verfilmungen von klassischen Zeichentrickhits des Maus-Studios. Tricktechnisch und visuell überzeugt Burtons Film aber durchaus. Und die Szenen mit Dumbo und den Kids sind emotional genug, um die junge Zielgruppe vor den Bildschirm zu fesseln. Die Mamas und die Papas erfreuen sich an tollen Darstellern und einem sehr guten Bild, während sie sich leider über den unzureichenden Ton ärgern müssen.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
- Keaton, Michael, Green, Eva, Farrell, Colin (Schauspieler)
- Burton, Tim(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 6 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 08. August 2019 | Review am: | 23. August 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2018 | Laufzeit: | 112 Minuten |
Filmstudio: | Disney | FSK: | ab 6 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Chinesisch, Deutsch, Englisch, Japanisch |
Bildformat: |
1.85:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital Plus 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Dumbo Trailer:
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