HDR Zwang: Netflix setzt bei Eigenproduktionen High Dynamic Range voraus

Netflix konfrontiert seine Partner aus dem Lager der Kreativen mit neuen Ansprüchen: Alle Film-Eigenproduktionen des Streaming-Anbieters müssen in HDR gedreht werden.

Netflix setzt also ab sofort, zumindest für Filme, eine Produktion in HDR voraus. Von Serien ist explizit in den aktuellen Berichten jedoch noch nicht die Rede. Das Ziel ist jedoch klar: Man will seinen Kunden nicht nur 4K-Auflösung bieten, sondern auch HDR, was von vielen sogar als größerer Fortschritt bewertet wird, kredenzen. Für Filmemacher birgt das aber natürlich auch neue Herausforderungen, denn sie müssen sich auf veränderte Produktionsbedingungen einstellen, sollten sie das bisher noch nicht getan haben.

Einige Filmemacher zeigten sich von Netflix Schritt bereits wenig begeistert, weil er sehr kurzfristig erfolgt sein soll. Dadurch mussten teilweise bei bereits angelaufenen Produktionen noch Veränderungen vorgenommen werden. Netflix begründet seinen Schritt damit, dass man mit HDR die besten Möglichkeiten habe die Visionen der Filmemacher abzubilden. Roberto Schaefer aber, der Kameramann bzw. Director of Photography bei der Netflix-Produktion „The Red Sea Diving Resort“ mit Chris Evans sieht das etwas anders.

Laut Schaefer habe er quasi in letzter Minute von der Zwangs-Umstellung auf HDR erfahren, was ihn vor enorme Herausforderungen gestellt habe. Denn die gesamte Technik-Pipeline sei von so einem Schritt betroffen. Eigentlich müsse man also über so einen Schritt von Anfang an informiert sein. Zu vermuten ist, dass Netflix seine Entscheidung deswegen mehr aus wirtschaftlichen und nicht aus kreativen Kriterien heraus getroffen hat.

Netflix gerät durch neue Konkurrenten unter Druck

Netflix gerät zunehmend unter Druck, denn der Status als Platzhirsch im Streaming-Markt wird durch neue Konkurrenten wie Disney+, Apple TV+ oder in den USA auch HBO Max infrage gestellt. Eine Möglichkeit zu punkten ist da natürlich die technische Qualität und hier kann Netflix auf seine langjährigen Erfahrungen zurückgreifen. HDR für alle Filme aus eigener Hand als Standard festzulegen, erscheint da als gutes Argument.

Dennoch sollte Netflix im Auge behalten seine kreativen Partner nicht zu vergrätzen, indem man zu rasant die technischen Anforderungen anpasst. Das könnte sich auf die zukünftige Zusammenarbeit negativ auswirken.

QuelleVariety
André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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7 Kommentare
  1. Langsam merken auch die Streaming Dienste das Qualität das A und O sein muss.Die tonqualität läst immer noch zu wünschen übrig kaum atmostonspuren in deutsch,schlechtes 5.1 mit nach Recht verschobenen oder keinen centerkanal,da besteht noch eine Menge Nachholbedarf,aber der Anfang ist gemacht,die Zeit wird regeln.Wer keine Qualität anbieten kann oder will wird auf kurz oder lang vom Konsumenten abgestraft.Wer sein Geld in 4k UHD Geräte und Soundsysteme investiert will keine mickrige DVD Qualität.

  2. Bevor sie das fordern, sollten sie lieber Mal vernünftige Tonspuren für Deutschland raus bringen. Gilt auch für die großen Studios.
    Immer nur dieser abgespeckte Kram und in 90% der Fälle kein Atmos o.a. verfügbar, nur in Englisch. Und eingekaufte Filme, die nicht von Nelly sind sowieso nur in HD, wozu bezahlt man bei denen die UHD, wenn dann content, den es definitiv auch in UHD gibt nur in HD mit Dolby Surround zur Verfügung gestellt wird?

    Apple TV+ mag aktuell nicht gut sein, aber wenigstens sind dort Serien in deutschem Atmos Ton verfügbar.

    • Ich finde Apple TV+ inhaltlich sehr gut.
      Andererseits ist es bei dem geringen Angebot auch leichter, deutsche Tonspuren in Atmos zu mastern. Es gibt international einfach viel mehr Menschen, die Englisch verstehen als Deutsch. Darum geben weniger Firmen Geld dafür aus.

  3. Liege ich richtig mit der Annahme (habe es in einer FB Gruppe so gehört…), dass alle HDR Inhalte auf Netflix automatisch in 4K vorliegen? Also ist der HDR Standard fest mit dem UHD Standard verknüpft?

    Dann würde ja die obige Nachricht bedeuten, dass exklusiv für Netflix produzierte Filme in Zukunft immer mit 4K Option bereitgestellt werden müssen?

    • Leider nein. Es gibt Ausnahmen wo zwar HDR vorhanden ist, aber nur mit einer Full-HD Auflösung. Beispiel Star Trek Discovery. Keine Ahnung, ob dies nur bei Staffel 1 zutrifft.

      • Rein vom visuellen Eindruck her trifft das auch auf Staffel 2 zu. Bei einer Serie mit so vielen visuellen Effekten ist 4K auch wahrscheinlich zu teuer.

  4. Ich halte es auch für falsch, das zu kurzfristig zu fordern.
    Andererseits lässt HDR besonders ein 4K-Bild erfahrungsgemäß besser aussehen, weil durch die 10- bzw. 12Bit-Farbtiefe Banding u. ä. Bildfehler deutlich unwahrscheinlicher werden.
    Selbst 2K-Serien wie z. B. Star Trek: Discovery sehen mit Dolby Vision wirklich phantastisch aus.
    Mich würde mal interessieren, welche Argumente Roberto Schaefer dagegen anführt.

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