Test: „Matrix“ 4K Blu-ray – Nicht nur das Cover lässt zu Wünschen übrig

Warner bedient sich erneut aus seinem Katalog und veröffentlicht „Matrix“ auf 4K Blu-ray. Wie schlägt sich das Meisterwerk der Wachowski-Brüder im Test? Leider ist das fragliche Coverdesign nicht das einzige Manko, das uns bei der „Matrix“ 4K Blu-ray aufgefallen ist.

Inhalt (90%)

Kurz vor dem Wechsel ins neue Jahrtausend empfing ein Film die Kinogänger, der technisch so anders und inhaltlich so vielschichtig war, dass er das Sci-Fi-Kino einmal auf Links krempeln sollte. Das, was Matrix an visuellen Ideen umgesetzt hatte, entsprach nicht weniger als einer technischen und rezeptorischen Revolution. Tatsächlich hatte das Regieduo Larry (heute: Lana) und Andy Wachowski zum einen ein Drehbuch verfasst, das voll war mit philosophischen und theologischen Verweisen und Metaphern. Sie hatten einen vollkommen wahnwitzigen Cocktail aus einer George-Orwell-Geschichte mit Elementen des Kung-Fu und klassischer Action gemixt. Dabei vollbrachte dieser das Kunststück, gleichzeitig großartig zu schmecken, aber noch lange nachzuwirken.

Wohl nur wenige Filme bewirkten im gleichen Zeitraum, dass man sich nach dem Besuch der Vorstellung noch intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen, wie es bei Matrix der Fall war. Filmwissenschaftler, Philosophen und das Feuilleton hatten endlich mal wieder etwas, an dem sie sich reiben konnten und veröffentlichten gar Doktorarbeiten über den Film und dessen Sub- und Meta-Ebenen Zum anderen hatten die Wachowski-Geschwister aber „mal eben“ die Art und Weise Action zu inszenieren revolutioniert. Mit 360°-Kamera-Installationen, die Szenen in Superzeitlupe wiedergeben konnten, zeigten sie Dinge, die man noch nicht gesehen hatte. Sie konnten Szenen praktisch einfrieren und die Protagonisten in Bewegungsabläufen zeigen, die eben nur in einer virtuellen Matrix möglich wären. Wer Wer erinnert sich nicht an die legendäre Szene, in der Neo seine Macht erstmalig richtig ausüben und den auf ihn zufliegenden Kugeln ausweichen kann? Das war neu, das war frisch und ungewohnt.

Ein junger Keanu Reeves muss sich mit der Bürde des "Auserwählten" anfreunden - Bild: blu-ray-rezensionen.net
Ein junger Keanu Reeves muss sich mit der Bürde des „Auserwählten“ anfreunden – Bild: blu-ray-rezensionen.net

Fürs Actionkino war es fast wie der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Matrix war Kino in Vollendung, optisch, technisch und inhaltlich. Die perfekte Vermischung der coolen und düsteren Optik begeisterte und die unfassbaren Actionszenen, die so absurd sein durften und konnten, wie sie wollten (spielten sie doch in der Matrix und somit in der Imagination der Protagonisten) waren einfach atemberaubend. Dazu gesellte sich ein druckvoller Soundtrack, eine Idealbesetzung bis in die kleinste Nebenrolle und ein Antagonist, der in seinder Diabolität sogar Hannibal Lecter den Rang abzulaufen drohte. Die Technik wurde nach Matrix noch beeindruckender, die Spezialeffekte noch irrwitziger, aber eines gelang seitdem kaum noch: Ein Film, über den man noch Tage, ja Wochen später diskutieren kann und der überdies unglaublich unterhaltsam ist.

Bildqualität (80%)

Matrix wurde 1999 natürlich noch analog gefilmt. Die visuellen Effekte wurden in 2K gerendert und entsprechend integriert. Vom Original-Negativ wurde nun ein neues 4K-Master erstellt. Die Farbkorrektur und das HDR Grading wurden vom Koloristen Jan Yarbrough unter Leitung des Matrix-Kameramanns Bill Pope vorgenommen. Denn natürlich spendierte man dem Film einen erweiterten Farbraum sowie die höhere Bilddynamik. Und das in diesem Fall mit HDR10 und Dolby Vision. Allerdings liefert die bereits hervorragend gemasterte Blu-ray schon eine herausragend Basis ab, die von der UHD dann entsprechend noch mal verfeinert wird.

Nahaufnahmen wie die von Morpheus (Laurence Fishburne) zeigen sich noch detaillierter
Nahaufnahmen wie die von Morpheus (Laurence Fishburne) zeigen sich noch detaillierter – Bild: blu-ray-rezensionen.net

So ist der Auflösungsvorsprung bei Close-ups noch sichtbar(er) und markiert teils messerscharfe Konterfeis von Fishburne oder Weaving – und das trotz eines sichtbar höheren, weil feiner aufgelösten Korns. Insgesamt hat Matrix aber bis auf wenige weichere Einstellungen noch nie dermaßen gut ausgesehen und liefert in Sachen Detailauflösung das Maximum, was man aus dem 20 Jahre alten Material herausholen konnte.

Beim Kontrastumfang gibt es immer mal wieder Unterschiede zwischen der HDR10- und der Dolby-Vision-Variante. Während die DV die dunkleren Einstellungen noch mal etwas härter präsentiert und im Schwarz bisweilen etwas zu weit runtergeht, ist HDR10 hier ausgewogener. Auf der anderen Seite gelingen DV dann die helleren Einstellungen prägnanter, weil HDR10 hier einen Hauch zu dunkel erscheint. Was richtig gut ist: Die schon bei der Blu-ray verbesserte Neigung zu Banding schluckt die höhere Farbauflösung der UHD komplett. Hier gibt es praktisch keine Probleme mehr bei Auf- und Abblendungen oder in den schwierigen Sogeffekten in die grüne Matrix-Laufschrift.

Matrix (4K Ultra-HD) (+ 2D-Blu-ray remastered) (+ Bonus-Blu-ray)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
  • Reeves, Keanu, Fishburne, Laurence, Moss, Carrie-Anne (Schauspieler)
  • Wachowski, Andy (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (75%)

Beim Sound zunächst die gute Nachricht: Selbst auf die Blu-ray hat man schon die Dolby-Atmos-Fassung für den englischen Ton auf die Scheibe gepackt. Die schlechte Nachricht folgt aber auf dem Fuße: Der deutsche Zuhörer muss mit der bisherigen Dolby-Digital-Fassung vorlieb nehmen, die er schon von den vorherigen Blu-ray-Veröffentlichungen kennt – und zwar auch bei der UHD. Hört man sich nun diese DD-Variante im Vergleich zur True-HD-kodierten Atmos-Fassung an, die für die Originalsprache zur Verfügung steht, dann ist diese schon auf der regulären Ebene schlicht souveräner, klarer, feiner detailliert und voluminöser. Hier kann die (für sich genommen gute) DD-Variante nicht mithalten.

Der 3D-Sound des Originaltons macht richtig Spaß. Die deutsche Dolby Digital 5.1 Tonspur bleibt weit dahinter
Der 3D-Sound des Originaltons macht richtig Spaß. Die deutsche Dolby Digital 5.1 Tonspur bleibt weit dahinter – Bild: blu-ray-rezensionen.net

Konzentrieren wir uns also auf den Atmos-Sound und stellen mal die Lauscher nach oben. Aufgrund des Alters des Films und der damals nicht vorhandenen nativen Atmos-Spur, ist die Befürchtung natürlich zunächst groß, dass lediglich die übliche Ebene virtuell hochgerechnet wurde und einfach alle Effekte auch aus den Heights zu hören sind, wie es aktuell (leider) bei „Der Soldat James Ryan“ der Fall ist. Doch diese Bedenken dürfen glücklicherweise zerstreut werden. Richtig ist zwar, dass auch die Filmmusik ein wenig nach oben gelegt wurde, doch die Matrix darf auch einfach mehr. So ist es hier möglicherweise auch nicht immer absolut korrekt, dass die Zisch- und Wischgeräusche, die schon beim Warner-Logo ertönen, auch von oben zu hören sind. Außerdem kann man sicher drüber streiten, ob es sinnig ist, dass die von oben nach unten verlaufenden Schriften auf dem Screen auch über die Height-Speaker kommen.

Aber da die Matrix nun mal ein virtueller Raum und kein realistisches Kriegsszenario ist, macht es hier wirklich Spaß und fühlt sich nicht falsch an. Ganz im Gegenteil. Dreht sich die Kamera dann um Trinity, bevor sie dem Cop ihren Fußtritt verpasst, wirbelt sie auch aus der Höhe um den Zuschauer und zieht ihn sogartig ins Geschehen. Klasse auch das Donnern nach etwas über 20 Minuten, sowie der Regen, der HIER korrekt gesetzt ist. Denn er prasselt auf das Dach der Wohnung, was man natürlich von oben wahrnimmt – ebenso wie kurz darauf im Auto (23’05). Ohnehin ist das Gewitter ständiger Begleiter von oben und sorgt dort bis über die 30. Minute hinaus immer wieder für brachialen Weck-auf-Donner. Richtig krass und fast schon unangenehm schmerzvoll ist der Sound, wenn Neo in seinem Zuchtbecken erwacht und zuvor den Stecker in den Schädel bekommt – auch danach bleibt es höchst effektvoll von oben, wenn die elektrischen Geräusche den Zuschauer mitten in den Brutsaal verfrachten.

Sobald das Geschehen in die Matrix wechselt, setzt es immer wieder tolle Geräusche von oben. Ob das die Sprünge sind oder Wind auf dem Hochhaus oder Neos Schrei, wenn er vom Hochhaus runterfällt – hier haben sich Sound-Mixer ans Werk gemacht, die mit Verstand und Leidenschaft bei der Sache waren. Brachial haben sie die Nebukadnezar in Szene gesetzt, wenn sie erstmals von außen in der Maschinenwelt gezeigt wird und in der Folge krass zu knarzen beginnt. Richtig effektvoll wird’s dann noch einmal, wenn Neo und Trinity das Erdgeschoss des Bürogebäudes in Schutt und Asche legen. Was hier an Patronenhülsen, Bruchstücken und herumfliegendem Staub/Dreck durch das Heimkino donnert und von allen Seiten kommt, ist wirklich grenzgenial – ein tolles Sound-Design in Sachen 3D-Präsentation für einen so „alten“ Film.

  • Deutsch: Dolby Digital 5.1 – 75%
  • Englisch: Dolby Atmos – 85%

Bonus (80%)

Beim Bonusmaterial muss man Anbieter Warner nun auch mal explizit loben. Denn nur wenige UHD-Scheiben kamen bisher mit einer zusätzlichen Bonusdisk – ganz anders aber Matrix. Die dort enthaltene dritte Scheibe liefert die bereits bekannten Featurettes, sodass man hier auf nichts verzichten muss. Angefangen bei der über zwei Stunden langen „Matrix Revisited“-Dokumentation über die sieben Kurz-Features „Behind the Matrix“ sowie die neun (noch kürzeren) „Follow-the-White-Rabbit“-Shortcuts bis hin zu „Take the Red Pill“ und das Musikvideo zu „Rock is Dead“ ist alles enthalten. Auch die Möglichkeit, über „Music Revisited“ den Soundtrack als Audio-only zu aktivieren ist enthalten. Dazu kommen die vier Audiokommentare von den „Philosophen“, den „Kritikern“, den „Schauspielern und der Crew“ sowie dem Komponisten und natürlich auch die schriftliche Einleitung der Wachowskis. Ebenfalls enthalten ist die In-Movie-Experience, die interaktiv Interviews und kleine Making-ofs einspielt. Die UHD liefert immerhin auch alle vier Audiokommentare, verzichtet aber auf die In-Movie-Experience.

Gesamtbewertung Matrix – 4K Blu-ray (82%)

Matrix ist Kult, wegweisend und auch heute noch ein optischer Leckerbissen. Die UHD war hier nur ein konsequenter Schritt, den Film 20 Jahre nach Erscheinen auf das beste Level zu bringen. Die Anschaffung lohnt schon alleine für die wesentlich verbesserte Bildqualität der enthaltenen Blu-ray. Die UHD legt in vielen Bereichen noch ein Schippchen drauf, ist nur ab und an etwas zu dunkel geraten. Absolut herausragend ist der englische Atmos-Sound, der für den Moment der beste 3D-Sound eines Films ist, dessen Alter weit vor der Zeit von Atmos-Abmischungen liegt. Einziges Manko: Die im Vergleich dazu kümmerliche deutsche Dolby-Digital-Spur.

Matrix (4K Ultra-HD) (+ 2D-Blu-ray remastered) (+ Bonus-Blu-ray)
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
  • Reeves, Keanu, Fishburne, Laurence, Moss, Carrie-Anne (Schauspieler)
  • Wachowski, Andy (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 24. Mai 2018 Review am: 22. Mai 2018
Erscheinungsjahr Film: 1998 Laufzeit: 136 Minuten
Filmstudio: Warner Home Video FSK: Ab 16 Jahren
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Bildformat:
2.40:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Digital 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: LG UP970

Matrix Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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2 Kommentare
  1. Das Bild von Matrix ist top. Mir gefällt das natürlicher grün viel besser.
    blu-ray-rezensionen.net hat da einen besseren Test abgeliefert.

  2. Ich finde die UHD sieht sogar schlechter aus als die Blu Ray. Alleine schon von dem Grünstich in der Matrix. Auf UHD ist das grün nur noch angehaucht und so mit auf langer sicht kaum Sichtbar und bemerkbar!

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