Wer denkt, die CES 2021 könne wie geplant stattfinden, muss verrückt sein

Die CES 2021 solle laut den Veranstaltern wie geplant stattfinden. Wer sich die aktuellen Covid-19-Zahlen aus den USA jedoch betrachtet, weiß, dass dies absoluter Wahnsinn wäre. 

Die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ist DIE Messe für Unterhaltungselektronik. Was auf den Pressekonferenzen im Mandalay Bay Hotel, weiteren Meeting Rooms quer verteilt über die Stadt und auf dem Messefloor des Las Vegas Convention Center vorgestellt wird, begleitet die Technik-Welt meist über das ganze Jahr. Für uns ist selbstverständlich das Segment Unterhaltungselektronik am interessantesten. Denn auf der CES gibt es für uns erstmals einen Einblick in das Video- und Audio-Lineup der großen (und kleinen) Hersteller. Alles was Rang und Namen (oder ein interessantes Produkt) findet sich in der Regel Anfang Januar auf der CES ein, um den Start in das neue Technik-Jahr zu feiern.

CES entwickelt „Hygienekonzept“

Der Messebetreiber hat noch Anfang Juni bekundet, dass das Event wie üblich stattfinden solle – trotz der in den USA wütenden Corona-Pandemie. Dafür wurde ein Hygienekonzept erstellt, das unter anderem eine Maskenpflicht vorsieht, zudem werden Messestände und sanitäre Einrichtungen regelmäßig gereinigt. Wir glauben jedoch, dass bei einem so großen Besucheransturm wie bei der CES, das gar nicht zu bewerkstelligen wäre. Die Stände sollen zudem nicht mehr so eng aneinander stehen. Auch von einem kontaktlosen Eintrittssystem ist die Rede.

Auf der CES drängen sich Fachpresse und Händler dicht an dicht wie hier auf der Pressekonferenz von Sony (CES 2020)
Auf der CES drängen sich Fachpresse und Händler dicht an dicht wie hier auf der Pressekonferenz von Sony (CES 2020)

Wenn die Hygienemaßnahmen von den gleichen Leuten beschlossen wurden, die für das Sicherheitskonzept der Messe verantwortlich sind, ist allein das ein Grund für uns, die Fachmesse nicht zu besuchen. Denn mit einem kontaktlosen Eintrittssystem würden laut unserem Verständnis auch die ohnehin mehr als mangelhaften Taschenkontrollen, wegfallen. Sicherheit wurde auf der CES noch nie großgeschrieben – aber auch nur weil noch nichts passiert ist.

Die CES platzt aus allen Nähten

Die Messe ist bereits bis zum Brechen überfüllt. Allein 2020 nahmen rund 170.000 Menschen an dem Event teil, und wir reden hier nur von Fachbesucher, Händlern und Ausstellern. Private dürfen gar nicht auf das Messegelände. Es gibt immer wieder Situationen, in denen man sich vorkommt wie auf einem Rockkonzert kurz vor dem Bersten. Auf der anderen Seite sind die Abstände zwischen den Messeständen recht großzügig bemessen um überhaupt den wabernden Menschenmassen Herr werden zu können. Hier fragen wir uns, wo möchten die Veranstalter der CES denn bitte zusätzlichen Platz schaffen um die Stände „luftiger“ zu gestalten?

130.000 Corona-Tote in den USA

Wer denkt, bis Januar 2021 hat sich die Lage sicherlich beruhigt, dem möchten wir doch nochmal die aktuelle Situation (09. Juli 2020) vortragen. Es sind noch rund 7 Monate bis die CES 2021 startet, der ein oder andere möchte denken, dass dies genug Zeit ist um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Die Zahlen sagen jedoch etwas ganz anderes. Stand heute haben sich allein in den USA 3.055.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, wo versucht wird die Verbreitung durch strenge Auflagen einzudämmen, steigt in den USA die Anzahl der Infizierten weiter an. Aktuell werden rund 50.000 neue Infektionen pro Tag gemeldet – Tendenz steigend! Die Zahl der durch die Infektion verstorbenen hat derzeit die Marke von 130.000 durchbrochen, auch hier kommen täglich (laut offiziellen Angaben) 700-1.000 hinzu.

Jeder möchte schnell das perfekte Foto schießen. Anstand und Abstand werden da gerne ignoriert (Pressekonferenz LG Electronics)
Jeder möchte schnell das perfekte Foto schießen. Anstand und Abstand werden da gerne ignoriert (Pressekonferenz LG Electronics)

Und jetzt stellt euch vor, es kommen 130.000 Leute aus fast allen Ländern der Welt zusammen um sich in den USA zu treffen? In unseren Augen ist dies einfach nur verantwortungslos. Neben der lokalen Gefahr für die Teilnehmer in Las Vegas besteht zudem die Gefahr für die Länder und alle Mitreisenden in Bus, Bahnen, Zügen und Flugzeugen. Uns würde auch das Vertrauen in das amerikanische Gesundheitssystem fehlen, um uns so einer Gefahr auszusetzen. Denn sollte sich Las Vegas innerhalb von 7-10 Tagen zu einem neuen Corona-Hotspot entwickeln, wissen wir nicht, ob die ortsansässigen Krankenhäuser so einen Ansturm gewachsen wären. Man erinnere sich an die desaströse Situation in New York vor mehreren Wochen.

Die CES sollte ein neues Konzept vorlegen

Kurzum: Ein anderes Konzept muss her! Hersteller möchten ihre neuen Produkte bestmöglich und vor allem früh der Presse und Fachhändlern präsentieren. Wenn diese Möglichkeit nicht mehr gegeben ist, sind weltweit Existenzen bedroht, nicht nur von Unternehmen, sondern auch von deren Angestellten. Wieso nicht frühzeitig eine Plattform schaffen die es ermöglicht, dass Pressevertreter sowie Private auf die Pressekonferenzen zugreifen können (Live auf YouTube)? Interviews mit den Fachleuten könnten per Zoom oder Microsoft Teams erfolgen und ein Großteil der offiziellen Kommunikation läuft in den meisten Fällen eh bereits via E-Mail und über die Presseportale ab. Einzig die Möglichkeit, Produkte live zu präsentieren und vielleicht sogar anzutesten würde wegfallen. Wir wissen, dass es nicht einfach ist, ein alternatives Konzept zu erstellen. Sieht man aktuell auch an der IFA, die Anfang September in Berlin stattfinden soll, jedoch hat die CES für das internationale Publikum doch noch einen anderen Stellen- und Aufmerksamkeitswert.

Wir würden uns selbst ein kleines Wunder wünschen um für euch live von der CES 2021 berichten zu können. Leider sehen wir derzeit aber keine Anzeichen, dass sich etwas an Corona-Situation in den USA ändert. On top wird in den USA im November 2020 noch ein (hoffentlich) neuer Präsident gewählt. Im Wahlkamp wird das Thema Corona und die Beschränkung der Freiheit, die mit den Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus einhergeht, sicherlich öfters Gegenstand des Wahlkampfes werden. Und der Amerikaner kennt ja bekanntlich keinen Spaß, wenn man ihm sein „Freedom“ oder seine „Guns“ streitig machen möchte.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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6 Kommentare
  1. Ich war noch nie auf der CES bzw. in der USA.
    Aber ich war schon auf Messen z.B. IM Top in München, Computermesse für Fachhändler und Fachleute.
    In sofern kann ich nur sagen, dass Anfang 2021 eine normale CES statt finden soll, auch mit Masken, finde ich unverantwortlich insbesondere, da in den USA die Coronainfektionen immer noch weiter tramatisch zunehmen zur Zeit. Jeden Tag sterben sehr viel Leute in den USA an dem Coronavirus.
    Ich kann es völlig nachvollziehen, wenn das 4kfilme.de Team 2021 nicht zur CES fährt um besser berichten zu können über die technischen Neuigkeiten.
    Ich weiß, wie es ist, mit einer Grippe bzw. einer schweren Erkältung mit Fieber usw. im Bett zu liegen. Das wünsche ich niemanden.
    Ich finde es sinnvoller, wenn die Hersteller der Technik im Spätsommer 2021 auf der IFA in Berlin groß auffahren anstatt auf der CES. Bis dahin gibt es wahrscheinlich einen wirksamen Impfstoff gegen Corona, den Mann rechtzeitig allen IFA Teilnehmern geben kann.

  2. Schöner Artikel, ich stimme euch in jedem Punkt zu! Selbst wenn man die CES stattfinden lässt und die USA dafür auch ausländische Journalisten einreisen lassen sollten, würde ich wohl nicht hinfahren und habe vollstes Verständnis, wenn ihr es auch nicht tut.
    Da ihr von 4kFilme massive Kritiker von öffentlich-rechtlichem Rundfunk seit möchte ich an dieser Stelle aber auch nochmal daran erinnern, dass öffentlich finanzierte Berichterstattung eine wichtige Säule auch zur Bewältigung dieser Krise und von unserer jetzigen guten Lage ist!
    Auch wenn Netflix weniger Geld kostet und dafür im Alltag sogar „besser“ ist als die öffentlich-rechtlichen Medien: Das Leben besteht nicht nur aus Unterhaltung und auch die Berichte, die man selbst nicht guckt, haben einen Einfluss auf unsere Gesellschaft!

    • Kannst du mir bitte in einem unserer Beiträge zeigen, wo wir den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk als solches kritisiert haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir irgendwann geschrieben haben, eine öffentlich finanzierte Berichterstattung wäre nicht wichtig oder nötig. Wenn wir uns jedoch auf einzelne Missstände, wie in unseren Augen die überhöhten Gehälter der Intendanten hinweisen, finde ich ist das gerechtfertigt. Gespart wird da immer nur bei den Mitarbeitern „da unten“.

  3. Ganz schön pessimistisch. Sobald Trump die zweite Amtszeit antritt, werden alle Bürgerinnen und Bürger mit Desinfektionsmittel gespritzt und schon ist alles gut.

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