Digitale Veröffentlichung statt Kino: Erfolg von „Trolls World Tour“ zeigt alternative Zukunft auf


Universal Pictures entschied sich den Film „Trolls World Tour“ digital zu vertreiben, als eine Veröffentlichung im Kino wegen der Corona-Krise unmöglich wurde. Der Schachzug hat sich nun als sehr lukrativ erwiesen.

Demnach habe „Trolls World Tour“ über den digitalen Verleih in rund 3 Wochen für Universal mehr Geld erwirtschaftet, als der erste Teil, „Trolls“ in fünf Monaten im Kinovertrieb. Zumindest gilt das für die USA. Dort nahm „Trolls World Tour“ ca. 100 Mio. US-Dollar über digitale Leihgebühren ein. „Trolls“ kam dort anno dazumal auf ein regionales Einspielergebnis von 153,7 Mio. US-Dollar.

Weil Universal aber ca. 50 % der Einnahmen an die Kinobetreiber abgeben muss, beim Streaming hingegen 80 % der Einnahmen einheimst, soll der digitale Vertrieb sich nun für das Hollywood-Studio als lukrativer erwiesen haben. Folgerichtig wäge man nun intern ab auch in Zukunft einige Filme vielleicht lieber direkt digital starten zu lassen und das Kinofenster ganz wegzulassen. Allerdings sind die Kinobetreiber von diesen Gedankenspielen natürlich alles andere als begeistert.

Funktionieren dürfte diese Masche aber ohnehin nicht für jeden Film. Man sollte bedenken, dass „Trolls World Tour“ zudem in einem besonderen Szenario gestartet ist: In der Corona-Krise suchten gerade Kinder und Familie nach Unterhaltung, sodass der Animationsfilm vom Genre her perfekt passte. Außerdem wurde Universals Experiment von viel Presserummel begleitet, was viele Zuschauer erst darauf aufmerksam gemacht haben dürfte.

Teure Blockbuster werden weiterhin ins Kino kommen

Somit dürfte dieses Modell vielleicht für bestimmte Animationsfilme oder Indie-Filme funktionieren, teure Blockbuster jenseits der 100 oder gar 200 Mio. US-Dollar an Kosten werden aber weiterhin ein Kinofenster benötigen, um ihre Kosten wieder einzuspielen. Zumal ja nach den Kinovorführungen ebenfalls der digitale Vertrieb und die physische Veröffentlichung im Heimkino folgt.

Je nach Studio wird da auch anders mit der Krise umgegangen. Auch Disney schiebt etwa einige Streifen, beispielsweise „Artemis Fowl“, direkt zu Disney+. Potenzielle Kassenschlager, wie die kommenden Marvel-Filme, hat man aber verschoben. So dürfte es dann auch in Zukunft vom Einzelfall abhängen, wie die Studios vorgehen. Man scheint aber für Experimente sehr offen zu sein.

André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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4 Kommentare
  1. Und wie kommt man an die 3D Version? Im Kino hätte ich zumindest noch die Wahl gehabt, ob ich mir die 3D oder doch nur die 2D Version anschauen will, aber bei der digitalen Verbreitung wird die ja existierende 3D Version völlig ignoriert!? Ganz schwaches Bild von Universal! Da kann ich durchaus verstehen, dass große Kinoketten zum Boykott aufrufen bzw Universal in ihren Lichtspielhäusern boykottieren!

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